SZ + Freital
Merken

Erinnerung an Nazi-Opfer: Freital bekommt neue Stolpersteine

Im März wird an einen Mann erinnert, der als Zeuge Jehovas ins Visier der Nazis geriet. Vier weitere Steine stehen für das Schicksal einer jüdischen Familie.

Von Annett Heyse
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Solche Stolpersteine sollen auch in Freital an Menschen erinnern, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.
Solche Stolpersteine sollen auch in Freital an Menschen erinnern, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. © Karl-Ludwig Oberthür

In Freital sollen in diesem Frühjahr weitere Stolpersteine verlegt werden, um an das Schicksal von Menschen zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder gar getötet wurden.

So erging es Martin Max Weinhold. Er stammt aus Freital-Burgk, war gelernter Feinmechaniker, verheiratet und Mitglied bei den Zeugen Jehovas. Aus diesem Grund wurde er zunächst in ein Konzentrationslager gesperrt, nach zwei Jahren entlassen und - nachdem er den Wehrdienst verweigert hatte - erneut inhaftiert. Im April 1943 wurde Max Martin Weinhold in einem Brandenburger Zuchthaus hingerichtet - drei Tage vor der Geburt seines Sohnes. Am Ort seiner letzten Wohnadresse, der Freitaler Straße 5b in Pesterwitz, sollen nun die Stolpersteine an den Fußweg eingelassen werden. Die feierliche Gedenkveranstaltung findet in Anwesenheit von Familienmitgliedern am 18. März ab 16 Uhr statt und ist öffentlich.

Die Erinnerung erfolgt auf Initiative einiger Männer und Frauen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Biografien von Menschen zu erforschen, die in Freital ins Visier der Nationalsozialisten gerieten. Zwei Stolpersteine wurden bereits verlegt - sie erinnern an Ida und Alois Eckstein, ein jüdisches Kaufmannsehepaar, das in Freital das damals sehr bekannte Kaufhaus Eckstein betrieben und 1938 - bereits enteignet - fliehen mussten.

Und es gab in Freital weitere solche Schicksale. Vier Stolpersteine werden am 27. Mai in Freital-Potschappel an der Dresdner Straße 40 verlegt. Sie erinnern an Familie Schlochauer, die hier wohnte und arbeitete. Gustav Schlochauer war Augenarzt und hatte in Freital 1932 eine Praxis eröffnet. Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 fühlten sich die Schlochauers in ihrer Heimat nicht mehr sicher. Sohn Karl floh als erster in das britische Mandatsgebiet Palästina, seine Eltern und die Schwester folgten ihm noch im selben Jahr.

Das Stolperstein-Projekt wurde 1992 vom Künstler Gunter Demnig begonnen. Mit Mitstreitern fertigt er die Pflastersteine in Handarbeit, in die kleinen Messingtafeln auf der Oberseite werden die Namen und einige Angaben zu den Opfern eingraviert. Inzwischen wurden mehr als 100.000 Stück in mehr als 30 europäischen Ländern verlegt. Die Stolpersteine gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Allein in Dresden wurden bislang rund 330 Stolpersteine verlegt. Dort kümmert sich ein eigener Verein um dieses Anliegen.

Die Initiativgruppe "Stolpersteine Freital" trifft sich am 11. März ab 18 Uhr im Diakonat in Deuben, Lange Straße 13. Interessenten sind eingeladen.