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SOE: Warum werden jetzt Schüler in Bussen angesprochen?

In Freital hatte eine Mutter einen bösen Verdacht. Eine mögliche Erklärung zu dem Vorfall liefert der Verkehrsverbund Oberelbe.

Von Maik Brückner
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Der Sprecher des VVO, Christian Schlemper, erklärt, warum derzeit Fahrgäste befragt werden.
Der Sprecher des VVO, Christian Schlemper, erklärt, warum derzeit Fahrgäste befragt werden. © Egbert Kamprath

Aufregung in Freital. Wie eine Frau auf Facebook berichtet, hat ihre Tochter vor einigen Tagen beobachtet, wie ein etwa zehnjähriger Junge in einem Bus Richtung Freital von einem älteren Mann angesprochen wurde. Der Junge sollte seine Fahrkarte zeigen und wurde nach seinem Ausweis gefragt. Außerdem wollte der Mann wissen, wo der Junge aussteigt. Der Mann habe auch angeboten, ihn nach Hause zu bringen. Daraufhin habe die Tochter den Jungen gebeten, zu ihr zu kommen. Das sei ihr sehr rätselhaft vorgekommen, schreibt die Frau. Ähnliche Vorfälle hätten sich in letzter Zeit wiederholt. "Die Kinder sollen bitte alle auf sich aufpassen", schreibt sie.

Vorsicht ist zwar geboten. Aber vielleicht hat der Vorfall einen ganzen anderen Hintergrund. Es könnte sich um eine Fahrgastbefragung handeln, die im Auftrag des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) seit ein paar Wochen läuft. Dafür zuständig ist die Firma PTV, die damit bereits im September 2023 begonnen hat. Die Befragung soll bis Ende August 2024 dauern. Dabei werden auch Schüler befragt.

"Die Mitarbeiter weisen sich aus", versichert VVO-Sprecher Christian Schlemper. Zu erkennen sind sie an einem Ausweis und dem Gerät, mit dem die Daten anonym erfasst werden. "Wenn die Kinder die Fragen nicht beantworten wollen, bekommen sie eine Karte mit einem Hinweis auf eine Internetseite, sodass sie die Fragen zu Hause mit ihren Eltern beantworten können", ergänzt er. Ob dies in diesem Fall geschehen ist, geht aus der Beschreibung der Frau nicht hervor.

So sieht es aus, wenn Fahrgäste befragt werden. Die "Frager" sind an einem Ausweis und dem Gerät, mit dem die Daten anonym erfasst werden, zu erkennen.
So sieht es aus, wenn Fahrgäste befragt werden. Die "Frager" sind an einem Ausweis und dem Gerät, mit dem die Daten anonym erfasst werden, zu erkennen. © Foto: VVO

Anlass für die Befragung, die alle fünf Jahre stattfindet, ist die Aufteilung der Einnahmen des Verkehrsverbundes, in dem zwölf Verkehrsunternehmen zusammenarbeiten. Dazu gehören unter anderem der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die Deutsche Bahn und die Mitteldeutsche Regiobahn. "Wir sorgen im Hintergrund dafür, dass das Fahrgeld entsprechend aufgeteilt wird", sagt Schlemper.

VVO lässt Schüler und Rentner befragen

Damit die Befragung repräsentativ ist, dauert diese ein ganzes Jahr. Erfasst werden sowohl die Zeiten, in denen viele Pendler und wenige Ausflügler unterwegs sind, als auch die Ferien, in denen es genau andersherum ist. "Außerdem werden alle Fahrgäste befragt: vom Schüler bis zum Rentner", so Schlemper. Damit die Ergebnisse nicht verzerrt werden, wurde mit der Befragung erst ein paar Monate nach der Einführung des Deutschlandtickets begonnen. Beim VVO geht man davon aus, dass sich die Nutzerzahlen nach dem ersten Ansturm stabilisiert haben.

Nach der Befragung erarbeitet der VVO einen neuen Verteilerschlüssel. Dieser ist Grundlage für die Verteilung der Einnahmen, die die Unternehmen jeden Monat dem VVO melden: "Zuerst einmal wird berechnet, wie viel Einnahmen jedem Unternehmen zustehen. Dann gibt es Partner, die haben mehr verkauft, als ihnen zusteht, daher müssen sie etwas abgeben. Andere bekommen dann noch etwas dazu", so Schlemper.