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Wenn der Apotheker auf Youtube rappt

Er ist 33 und Hip-Hop-Fan. Stephan Torke von der Grund-Apotheke in Freital-Hainsberg hat einen Song veröffentlicht. Der hat einen ernsten Hintergrund.

Von Dorit Oehme
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Stephan Torke mit Stephan Torke: Der Freitaler Apotheker zeigt sein neuestes Werk - einen Rap-Song bei Youtube.
Stephan Torke mit Stephan Torke: Der Freitaler Apotheker zeigt sein neuestes Werk - einen Rap-Song bei Youtube. © Egbert Kamprath

Vorm größten Einkaufszentrum Freitals parkt ein Mini Cooper im Rallye-Outfit. Er ist das Botenfahrzeug der Grund-Apotheke, die ihren Sitz im Weißeritzpark hat. „Wir nennen es ‚unseren Pillenflitzer‘“, sagt Apotheker Stephan Torke im Büro. Er betont: Humor sei Teil des Arbeitsalltages. Seit Kurzem ist der 33-Jährige als rappender Apotheker auf Youtube zu erleben – mit seinem Hit „Nur noch mal kurz“ und dem Botenauto auf Strecke.

Stephan Torke aus Braunsdorf hat in Erlangen Pharmazie studiert. Die Grund-Apotheke übernahm er vor drei Jahren. Mit dem Song nun wolle er die Vor-Ort-Apotheken wieder stärker in die öffentliche Wahrnehmung bringen. Wie wichtig sie für die Gesundheitsversorgung seien, habe sich gerade während der Corona-Krise gezeigt. „Zugleich möchte ich Altbackenes mit Lustigem aufbrechen“, sagt der Apotheker.

Im Youtube-Track rappt er mit angenehmer Stimme auf vertrauensvolle Art. Das Besondere: Torke hat den Text aus Patientensicht geschrieben. Kleine Einzelgeschichten ziehen vorüber. Das hell leuchtende Apotheken-A taucht immer wieder auf. Nacht- und Notdienste, Beratung – diese Leistungen bleiben anschaulich haften. Den Text hat Stephan Torke zu einem gekauften Beat in einem Notdienst in nur etwa 45 Minuten verfasst. „Das Vorhaben aber reizte mich schon lange.“

Gangsta-Rap und Oldschool

Hip-Hop-Musik höre er seit der Schulzeit gern, verrät Torke. Auch schon mal aus der Gangsta-Rap-Ecke. Doch alles in allem eher Oldschool. Zu seinen Favoriten zählen Die Fantastischen Vier, die seit Ende der 1980er in Deutschland präsent sind. Prinz Pi, Samy Deluxe, Kool Savas - die ab etwa Mitte/Ende der 1990er einstiegen – wie auch die US-amerikanischen Rapper Eminem und Dr. Dre.

„Die wiederholenden Rhythmen eignen sich zum Abschalten. Mich reizen auch die Assoziationen und die Bandbreite der Reime“, sagt Torke. Gedichtet hat der aus dem heutigen Wilsdruffer Ortsteil Braunsdorf stammende Hip-Hop-Fan schon während seiner Zeit am Kreisgymnasium Freital-Deuben: „In der zwölften Klasse verfasste ich eine Geografiearbeit in Reimform. Wir mussten ein Klimadiagramm auswerten. Ich überlegte einen Moment, dann hatte ich den ersten Satz: ‚Das Klima in M1 ist prima‘.“ Dass die Note litt, nahm er in Kauf. Doch die Arbeit lockert bis heute so manche Geografiestunde auf.

Im Februar dieses Jahres packte es ihn: Der Kesselsdorfer hörte auf dem Weg zur Arbeit den Titel „Astronaut“, den Rapper Sido in Kooperation mit Popsänger Andreas Bourani singt. Beim Dienstfrühstück schrieb Stephan Torke dazu einen Text. Seinem Team gefiel er. „Ohne Lizenz konnte ich damit freilich nicht durchstarten. Die Idee aber hatte sich festgekrallt. Sie plätscherte vor sich hin und reifte.“

Der Freitaler Apotheker ist auch im Fernsehen gefragt

Auf Youtube stöberte Torke nach freien klassischen Beats. Sogar eine clubtaugliche Partyhymne zog er in Erwägung. In jenem Notdienst dann ging es los. „Ich schnappte mir in einer freien Zeit das Mikrofon und öffnete das Computerprogramm am Laptop. Ich war im Flow und packte den Text auf den Beat.“ Seine ersten Kritiker waren seine Kinder und seine Frau – die sonst seine Hip-Hop-Leidenschaft eher nicht teilte. „Ihnen gefiel es. Auch mein Team amüsierte sich – bei aller Ernsthaftigkeit des Themas - nicht schlecht.“

Mit dem befreundeten Freitaler Musiker Willi Papperitz alias Whysker setzte Torke den Sprechgesang in dessen Tonstudio um. „Er hat viel Zeit und Arbeit hineingesteckt.“ Der Liedermacher singt auch im Chorus mit. Mit einem Mitarbeiter der Apotheke wurde dann das Video gedreht und geschnitten. Von Seminaren- und Webinaren war Torke Medienpräsenz vor größerem Publikum gewohnt. Während der Corona-Pandemie hatte er auch mehrere Gastauftritte bei den Fernsehsendern RTL und n-tv zum Verhalten in der Krise.

Über den aktuellen Hit berichtete bereits die Fachpresse. „Andere Apotheker haben sich schon bei mir gemeldet. Sie würden gern einen Part übernehmen, falls es zu weiteren Projekten kommt“, sagt Stephan Torke mit einem Augenzwinkern. Ein Weihnachtssong sei geplant. Später vielleicht eine CD. Im Radio dürfte der erste Hit gern schon gespielt werden.

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