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Gefährliche Sprayflaschen

Dass sie zu einer Hausexplosion in Weinböhla geführt haben, verunsichert viele Leser. Doch auch Experten sind überrascht.

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© Arvid Müller

Weinböhla. Erst mal müsse man jetzt die Polizei im Fall des zerstörten Hauses in Weinböhla weiter ermitteln lassen, sagt Kreisbrandmeister Ingo Nestler. Seit bekannt ist, dass die Polizei bei ihren Untersuchungen vor Ort eine Gasexplosion als Ursache festgestellt hat, befürchten mehrere Leser, dass ihnen Ähnliches passieren könnte wie den beiden Bewohnerinnen des am Sonnabend explodierten Hauses.

Der Polizei zufolge hatte sich dort ein nach dem Benutzen von Spraydosen entstandenes Gas-Luft-Gemisch entzündet. Die genaue Zündquelle steht noch nicht fest, vermutet wird, dass es ein Warmwasserboiler sein könnte.

Das alles müsse geklärt sein, bevor eine endgültige Aussage zur Unglücksursache möglich ist, sagt Ingo Nestler. Wichtig sei dabei auch die Erkenntnis, wie viel Spray verwendet wurde. Darüber könne sicher die verletzte Frau Auskunft geben, der der Kreisbrandmeister vor allem wünscht, dass sie wieder gesund wird. Mit ihrer Aussage werde sich manches klären.

Fürs Spray allgemein gibt er Entwarnung. Grundsätzlich sei es nicht gefährlich, Haar- oder anderes Spray zu verwenden. Aber nur, wenn die Vorschriften beachtet werden. Viele Nutzer würden verdrängen, dass neben dem brennbaren Medium wie Haarlack in den Flaschen auch ein brennbares Treibgas steckt. Wodurch sich offene Zündquellen wie Kerzen oder das Benutzen eines Feuerzeugs ebenso verbieten wie das Lagern der Sprayflaschen in der prallen Sonne. Beim Anwenden von Spray in kleinen Räumen empfehle es sich außerdem, gut zu lüften.

Was das explodierte Haus in Weinböhla betrifft, ist auch der Kreisbrandmeister immer noch betroffen vom Umfang der Zerstörung. Er sei über 40 Jahre in der Feuerwehr aktiv, doch so etwas habe er noch nicht gesehen, erst recht nicht angesichts der Ursache Spraydose. Auch an ähnliche Fälle kann er sich nicht erinnern.

Wenn einmal im Monat irgendwo eine Spraypackung in die Luft gehen würde, hätten Industrie, Feuerwehr und Kriminaltechnik schon reagiert. Denn sowohl für das Herstellen der Sprays, das Verpacken des Inhalts in Druckbehälter sowie für das Lagern von explosiven und brennbaren Flüssigkeiten gibt es klare Vorschriften, sagt Ingo Nestler. Im Fall von Weinböhla seien offensichtlich einige unglückliche Umstände zusammengekommen. Das müsse noch zusammengeführt werden.