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Kfz-Versicherungen werden 2024 teurer - was gilt für SOE?

Die Versicherer klagen über steigende Kosten, vor allem bei den Ersatzteilen. Gleichzeitig verbessert sich die Regionalklasse bei Teilkasko.

Von Viktoria Langenhuizen
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Viele Autofahrer müssen sich auf  steigende Preise bei der Kfz-Versicherung einstellen.
Viele Autofahrer müssen sich auf steigende Preise bei der Kfz-Versicherung einstellen. © Egbert Kamprath

Autobesitzer bekommen stets im November oder Dezember per Post die Beitragsrechnungen der Kfz-Versicherer für das nächste Jahr zugeschickt. Diesmal könnte die Nachricht unerfreulich werden, denn die Preise sind teilweise um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In der günstigsten Preisklasse erhöhen sich die Kosten für die Vollkasko-Versicherung um 16 Prozent. Haftpflicht-Tarife verteuern sich um 12 Prozent gegenüber 2023, Teilkasko-Tarife liegen 11 Prozent über der aktuellen Periode, so berichtet das Vergleichsportal Verivox.

Hohe Preise für Ersatzteile sind ein großes Problem

„Wie in allen Lebensbereichen sind auch die Kosten in der Schadenregulierung der Autoversicherungen gestiegen, z.B. für Ersatzteile und Reparaturen. Dies wirkt sich jetzt auch auf die Prämien aus. Pauschal kann man nicht sagen, wie sich die Prämien bezogen auf Regional- und Typklassen entwickeln", erklärt Marion-Maxi Hartung vom ADAC-Deutschland.

Ersatzteile als höchsten Kostentreiber neben der Inflation nennt auch Grit Renning von den HUK-Coburg. "Preise für Autoteile stiegen im Schnitt der letzten zehn Jahre um mindestens mehr als das Doppelte der Inflationsrate. Hier haben wir einen Monopolmarkt, dem man ein Stück weit ausgeliefert ist." Darüber hinaus sieht sie in den wachsenden Kosten für Werkstattpersonal oder Mietwagen eine hohe Belastung. Laut der Kommunikationsexpertin ist in diesem Jahr eine Schaden-Kosten-Quote am deutschen Kfz-Versicherungsmarkt von 108 bis 110 Prozent zu erwarten. Konkret bedeute dies: auf 100 Euro Beitragseinnahmen kämen bis zu 110 Euro Ausgaben. Das sei ein historisch hoher Stand.

Beiträge richten sich nach Region

Alle der über 400 Zulassungsbezirke in Deutschland lassen sich einer Regionalklasse zuordnen. Die Regionalklassen werden jedes Jahr vom GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) berechnet. Sie spiegeln unter anderem die Schadens und Unfallbilanz einer Region wieder.

Wichtige Punkte können die Fahrzeugdichte, der Wert der Fahrzeuge sowie die Straßen- und Wetterverhältnisse in einer Gegend sein. Hinzu kommen Diebstähle und die Anzahl der Wildunfälle. Auch das Alter des Versicherungsnehmers und Fahrers, wie viele Kilometer im Jahr und wie lange bereits unfallfrei gefahren wird spielt eine Rolle bei der Berechnung der Versicherungsbeiträge. Berücksichtigt wird die Anzahl der verursachten Schäden bezogen auf die Anzahl der dort zugelassenen Fahrzeuge und die durchschnittliche Schadenhöhe.

"Pauschal gäbe es in ländlichen Gebieten und in Städten ähnliche Risiken. Das können Personenschäden, Parkrempler oder Auffahrunfälle sein. Manche Gefahren wie z. B. Wildunfälle würden allerdings häufiger in ländlichen Gegenden auftreten", so die Einschätzung von Dr. Melanie Berggold von den Allianz Versicherungen.

Damit müssen Autobesitzer im Landkreis SOE rechnen

Für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gelten für 2024 die Regionalklassen 4 (Kfz-Haftpflicht), 5 (Vollkasko) und 8 (Teilkasko) – im Vorjahr 2023 waren es die Regionalklassen 4 (Kfz-Haftpflicht), 5 (Vollkasko) und 9 (Teilkasko). "In der Teilkaskoversicherung gilt damit eine günstigere Einstufung, während die Regionalklassen in der Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung unverändert bleiben", ordnet Maschamay Poßekel von der DEVK die Bewertung ein.

Zusätzlich zu den Regionalklassen wird zwischen Typklassen von 10 bis 20 unterschieden, innerhalb der Vollkasko reichen die Typklassen von 10 bis 34 und die Teilkaskoko lässt sich in Typklassen von 10-33 einteilen. Maschamay Poßekel fasst die Abgrenzungen zusammen: "Grundsätzlich lässt sich sagen, dass viele SUVs und Oberklasse-Modelle in hohe Typklassen eingestuft sind, Kleinwagen haben in der Regel eine günstigere Einstufung."

Zu den Modellen mit einer teureren Haftpflicht-Einstufung als im Vorjahr zählen der Audi A4 Avant 1.4 TFSI, der Ford Puma 1.0 sowie der Mercedes Benz GLC 250 Coupé 4Matic.

Bei im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge beliebten Autos wie dem VW Golf IV, Baujahr 2000 bis 2006, kommen nach der Einstufung des ADAC bei einer durchschnittlichen Jahreslaufleistung von 13.000 Kilometern 495,46 Euro an Beiträgen für die Basisversicherung zusammen. In der Komfortkategorie müssen die Halter 592,14 Euro und im Premiumbereich 682,09 Euro zahlen. Dies gilt bei einer Schadenfreiheitsklasse (SF1) von 100 Prozent für ein in SOE zugelassenes Fahrzeug.

Bei einem Opel Astra kostet das Basispaket 448,09 Euro, das Komfortangebot 493,33 Euro und das Premiumpaket 568,09 Euro bei einer Schadenfreiheitsklasse SF1 von 100 Prozent. Fahrer eines Skoda Octavia Diesel (2001 bis 2003) erwarten Kosten von 488,18 Euro für das Basis, 554,79 Euro für das Komfort- und 639,01 Euro für das Premium-Angebot. Die Preise entstammen dem ADAC-Rechner. Wer seit Jahren unfallfrei fährt und einen höheren Schadensfreiheitsrabatt hat, muss die Preise entsprechend ins Verhältnis setzen.

Versicherungen für E-Autos sind nicht teurer

Ein Unterschied zwischen E-Autos und Verbrennern sei momentan nicht zu erkennen. Zwar hätten E-Autos im Regelfall höhere Schadenkosten – besonders, wenn der Akku defekt sei. Andererseits läge die Anzahl von Schadensfällen bei E-Autos zumindest derzeit unter dem Durchschnitt, sodass sich das Verhältnis ausgleiche. Der Anteil an Elektrofahrzeugen gegenüber Verbrennern ist deutlich kleiner. Aussagen für die Zukunft lassen sich anhand der aktuellen Zahlen noch nicht treffen.

Für künftige Kaufentscheidungen seien die Beiträge der Kfz-Versicherungen ein wichtiger Faktor, zeigt Ansgar Klein, Geschäftsführender Vorstand vom Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V auf. Eine Verschlechterung bei den Typklassen wirke sich immer negativ auf die Nachfrage der betroffenen Modelle aus. "Das bedeutet im konkreten Fall, dass Gebrauchtwagen, bei denen die Versicherungsprämien steigen, dann günstiger werden."