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So können Großeltern sinnvoll Geld für die Enkel sparen

Bei Laufzeiten von fast 18 Jahren kommt auch mit kleinen Beträgen etwas zusammen. Finanzprofis erklären kluge Strategien für Großeltern.

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Sollen die Ersparnisse für die Enkel über die Jahre anwachsen, ist das Sparschwein nicht die beste Idee.
Sollen die Ersparnisse für die Enkel über die Jahre anwachsen, ist das Sparschwein nicht die beste Idee. © Patrick Pleul/dpa

Führerschein, ein Auslandsjahr nach der Schule oder eine Finanzspritze fürs Studium - viele Großeltern wollen ihre Enkel mit einem finanziellen Polster unterstützen. Im günstigsten Fall bleiben 18 Jahre Zeit, um Geld oder eine Sparanlage wachsen zu lassen. Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest haben beim Telefonforum von saechsische.de Fragen dazu beantwortet:

Ich möchte für die Dauer von etwa zehn Jahren Geld für meinen Enkel ansparen. Wie mache ich das am besten?

Hier eignet sich ein Aktienfondssparplan. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder Sie eröffnen ein Depot auf Ihren Namen oder ein Wertpapierdepot für Minderjährige auf den Namen Ihres Enkels. Bei Letzterem sollten Sie beachten, dass Sie an das eingezahlte Geld nicht mehr herankommen.

Ich möchte für meine beiden Enkel, zwei und drei Jahre alt, monatlich jeweils 100 Euro anlegen. Mit Volljährigkeit sollen sie über das Ersparte dann selbst verfügen können. Was schlagen Sie vor?

Bei solch einem langen Zeitraum empfehlen wir einen Aktienfonds. Die haben langfristig in der Regel die höchste Rendite. Wählen Sie am besten einen global anlegenden Aktienfonds. So haben Sie noch eine bessere Streuung. In den letzten 15 Jahren erreichten global anlegende Aktienfonds im Schnitt eine Rendite von rund sieben Prozent jährlich. Noch ein Tipp: Thesaurierende Fonds legen die jährlichen Erträge automatisch wieder an. So kommt der Zinseszinseffekt zum Tragen. Wenn es einen Fonds nur mit einer ausschüttenden Variante gibt, fragen Sie die Bank nach der Möglichkeit einer kostenlosen Wiederanlage der Ausschüttungen.

Ich habe vor einigen Jahren einen Fondssparplan für meinen Enkel angelegt. Jetzt, wo alles so teuer geworden ist, kann ich das kaum durchhalten.

Machen Sie sich keine Sorgen. Sie können problemlos weniger einzahlen oder für einige Zeit aussetzen und später wieder weitermachen. Ein Sparplan ist sehr flexibel. Sie können auch aufhören und das Geld liegenlassen, bis es Ihr Enkel bekommen soll.

Wegen des geringeren Risikos tendiere ich zu Mischfonds statt zu Aktienfonds. Wäre das eine Variante für den Enkel?

Gemischte Fonds haben in der Regel geringere Schwankungen, denn Sie investieren sowohl in festverzinsliche Wertpapiere als auch in Aktien. Der Fondsmanager kann den Schwerpunkt je nach Lage an den Kapitalmärkten ändern. Dennoch sollten Sie erwägen, eher einen Sparplan für einen Aktienfonds abzuschließen. Hier sind die kurzfristigen Schwankungen zwar größer, die langfristigen Ertragsaussichten aber ebenfalls. Es ist eine Bauch-Entscheidung, mit der Sie sich wohlfühlen müssen.

Ich hatte für meine drei Enkel Sparbücher angelegt. Die sind nach der Niedrigzinsphase fast ohne Verzinsung. Gibt es Alternativen bis zur Volljährigkeit?

Legen Sie das Geld in Festgeld an. Vergleichen Sie dafür im Internet oder bei Finanztest die Konditionen verschiedener Anbieter. Drei bis vier Prozent Zinsen sollten je nach Anlagedauer drin sein.

Ich habe vor Jahren Anteile an einem Aktienfonds für meine Enkelin gekauft. In zwei Jahren wird sie 18 und kann über das Geld verfügen. Was, wenn genau dann die Kurse niedrig sind?

Fixieren Sie sich nicht so sehr auf den 18. Geburtstag. Ihre Enkelin ist nicht gezwungen, den Fonds dann sofort aufzulösen. Sie kann das Geld auch weiterarbeiten lassen. Oder sie lässt sich nur einen Teilbetrag auszahlen. Reden Sie mit ihr, welche Vorstellungen oder Wünsche sie selbst hat. Falls jedoch der Gesamtbetrag zu einem festen Zeitpunkt benötigt wird, sollten Sie Fondsanteile verkaufen und auf einem Festgeldkonto parken.

Ich habe einen Fondssparplan für meine Nichte angelegt. Könnten dort auch andere Verwandte einzahlen?

Ja, das ist möglich. Ein Fondssparplan ist an keinen bestimmten „Einzahler“ gebunden.

Ich suche für meinen Neffen eine flexible Anlage, in die ich unterschiedliche Summen einzahlen kann. Können sie etwas empfehlen?

Nehmen Sie einen Sparplan auf einen global anlegenden ETF, beispielsweise auf den weltweiten Aktienindex MSCI World. Damit sind Sie flexibel bei den Einzahlungen. Und der MSCI World hat mit seinen 1.500 verschiedenen Aktien aus über 20 Industrieländern eine breite Streuung. Sie können auch den MSCI World All Countries mit Schwellenländern oder den MSCI World Socially Responsible als nachhaltige Variante wählen. Finanztest hat kürzlich errechnet, dass sich bei einer Durchschnittsrendite von sechs Prozent pro Jahr die Anlagesumme fast verdoppeln kann.

Was halten Sie von Einzelaktien als langfristige Sparvariante für Enkel?

Riskant dabei ist, dass Sie sich auf ein einzelnes Unternehmen konzentrieren. Das kann gut gehen oder auch nicht. In dem Fall hätten die Enkel nichts davon. Insofern empfehlen wir eher einen Fonds. Dieser streut das Risiko auf mehrere Unternehmen, Branchen oder Länder.

Meine Tochter will studieren und Bafög beantragen. Ab welcher Höhe wird Erspartes dabei kritisch?

Relevant ist die Frage nur, wenn das Konto oder Depot auf den Namen Ihrer Tochter läuft. Die Bafög-Gesetzgebung sieht einen Vermögensfreibetrag von 15.000 Euro vor.

Ich möchte mit einem Sparplan für den Enkel beginnen. Mein Sparerfreibetrag ist ausgeschöpft. Kann ich den Sparplan auch auf seinen Namen laufen lassen?

Ja. Ihr Enkel verfügt bereits über einen eigenen Freibetrag von 1.000 Euro, den er in dem Fall nutzen kann. Vergessen Sie aber den Freistellungsauftrag nicht. Und beachten Sie, dass das Geld in diesem Fall sofort Ihrem Enkel gehört. Sie können es sich nicht zurückholen. Im Ernstfall können Sie nur die Einzahlungen stoppen.

Ab wann kann man Kindern ein eigenes Konto einrichten? Unsere Tochter soll frühzeitig den Umgang mit Geld üben.

Kinder können schon ab Geburt ein eigenes Girokonto haben, an das Geld kommen sie aber erst ab dem siebten Geburtstag. Der Zugriff auf das Konto bleibt zudem eingeschränkt, denn die Eltern bestimmen, wie viel maximal abgehoben werden darf. Für Einkäufe oder Geschäfte gilt der sogenannte Taschengeldparagraf.

Können wir als Großeltern ein Konto für unsere Enkelin eröffnen?

Sie können das tun, brauchen aber die Zustimmung der Eltern dafür. Diese haben auch Zugang zum Konto. Das ist bei Konten für Minderjährige gesetzlich so festgelegt.

Ich habe einen Fonds, der auf mich läuft, aber für meine Enkelin bestimmt ist. Was muss ich tun, damit sie im Falle meines Todes das Geld wirklich erhält?

Das können Sie mithilfe einer testamentarischen Verfügung regeln. Darin legen Sie fest, dass das Geld in dem Fonds an Ihre Enkelin gehen soll. Ohne eine Verfügung geht das Geld mit in die Erbmasse ein. (rnw/kno)