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Gemaltes Leben

Im Fasanenschlösschen wurde ein Buch zum Werk Christoph Wetzel vorgestellt. Die Wahl des Ortes war kein Zufall.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg. Er selbst bezeichnet sich als Menschenmaler. Beim Betrachten seiner Bilder ist sofort die Aufmerksamkeit, das menschliche Interesse des Malers gegenüber seinem Modell spürbar. Christoph Wetzel spricht von gelebtem Leben, um das es bei der Arbeit im Atelier geht, die er so sehr braucht. Und er meint dabei sowohl das seines Gegenübers als auch das eigene.

Menschen malen musste der fast 70-Jährige auch, als er vor gut 15 Jahren vom Schloss Moritzburg den Auftrag bekam, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschollenen beiden großen Landschaftsgemälde im Speisezimmer des Fasanenschlösschens zu rekonstruieren. Auf den einzigen noch vorhandenen Schwarz-Weiß-Vorlagen entdeckte er an die 200 Figuren, meist in Fingerhutgröße. Die größte Herausforderung war für den Künstler allerdings, sich der Farbigkeit des Originals zu nähern. Über Wochen lebte er damals in Moritzburg, schlief sogar bei seinen großen Gemälden.

Am Donnerstag ist Christoph Wetzel nun in das Schlösschen zurückgekehrt, um gemeinsam mit dem Verleger Josef Fink die gerade im gleichnamigen Kunstverlag erschienene Monografie „über 50 Jahre gemaltes und gezeichnetes Leben“ vorzustellen. „Ich hätte nicht geglaubt, dass es solch ein Buch einmal gibt“, sagte er tief bewegt. Der Künstler dankte dem Verleger, der ihn vor über vier Jahren in seinem Atelier in Ringenhain in der Lausitz besucht und gesagt hatte: „Wir müssen ein solches Buch machen.“ Das sei zum 70. Geburtstag wichtiger, als eine möglicherweise unbestimmte Ausstellung.

Eine solche wird es nun in diesem Jahr tatsächlich nicht in der Region geben. Dafür haben die beiden Männer zu ihrem gemeinsamen Geburtstagsjubiläum nun den opulent mit Abbildungen ausgestatteten Band in hervorragender Qualität vorgelegt, der eine Bilanz eines von künstlerischen Widersprüchen geprägten Lebens zieht. Das von Christoph Wetzel für den Titel ausgewählte Gemälde, das dem Buch zugleich seinen Titel gibt, könnte daher treffender kaum sein. „Christoph Wetzel verweigert sich dem Entweder-oder“, sagt Josef Fink. Mit seiner Arbeit habe er am Ideal der alten Meister festgehalten. Der Maler selbst schreibt im Buch in seiner das eigene Werk reflektierenden Autobiografie, dass die Besuche und das Arbeiten in der Gemäldegalerie seine eigentliche Akademie waren. Dabei entstand auf Anregung des damaligen Direktors Harald Marx auch eine Serie von Bildern, „die die inspirierende Hängung in den alten Meistern in den 1970er-/ 80er-Jahren zeigen, wie sie heute leider nicht mehr der Fall ist“, sagt Professor Heinrich Magirius in seiner Laudatio.

Der Laudator erinnerte auch an die schwierige und mit Fehlschlägen verbundene Suche nach einem Maler, der nicht nur willens, sondern auch in der Lage war, nach unzureichenden Vorlagen die Kuppel in barocker Bildsprache neu zu malen. Auf Empfehlung von Harald Marx, auch er kommt im Buch zu Wort, war die Wahl schließlich auf Christoph Wetzel gefallen. Das Ergebnis „war ein künstlerischer Akt, nicht nur Wiederholung“, so Heinrich Magirius.

Für viele ist Christoph Wetzel seitdem der Frauenkirchen-Maler. Doch der Menschenmaler bekannte gestern auch, dass er bei aller Ehre, die dieser Auftrag für ihn darstellte, am Ende wieder froh gewesen sei, ins Atelier zurückkehren zu können. Und dort in Augen schauen zu können, die standhalten.