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Früh arbeiten, mittags ruhen? Arzt empfiehlt Siesta in Deutschland

Morgens arbeiten, in der Hitze ruhen - das könnte heiße Sommer auch in Deutschland erträglicher machen. Die Siesta kennen viele Urlauber aus Spanien. Dort wird sie längst nicht nur zum Schlafen genutzt.

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Ein Arbeiter macht eine Pause. Die Amtsärzte regen angesichts hoher Temperaturen die Einführung einer Siesta-Arbeitsweise im Sommer in Deutschland an.
Ein Arbeiter macht eine Pause. Die Amtsärzte regen angesichts hoher Temperaturen die Einführung einer Siesta-Arbeitsweise im Sommer in Deutschland an. © dpa

Berlin. Bei Sommerhitze könnte aus Sicht des Chefs des Amtsärzteverbands auch in Deutschland das Arbeiten mit Siesta helfen. "Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen." Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben, rät der Mediziner.

Die sogenannte Siesta, der Mittagsschlaf, gehört zu Spanien wie die Paella und der Stierkampf. Wenn die Sonne besonders heiß vom Himmel knallt - so zwischen 14 und 18 Uhr -, dann zieht man sich zurück. Büros machen dann längere Pausen, in den meisten Läden werden "Geschlossen"-Schilder nach draußen gehängt. Anders als früher gibt es inzwischen in Spanien zwar fast überall Klimaanlagen, aber die Tradition hält sich. Während der Siesta halten allerdings heutzutage die wenigsten Spanier noch wie früher ein Nickerchen. Man geht ins Fitnessstudio oder ins Schwimmbad oder isst mit Familie oder Kollegen länger zu Mittag. Dafür muss man abends natürlich länger arbeiten.

"Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag auf Twitter. Der SPD-Politiker sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert. "Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln", so der Gesundheitsminister. "Medizinisch sicher für viele Berufe sinnvoll."

Für Schulen wäre eine Siesta aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, nicht nötig: Die meisten Schüler hätten schon Schulschluss, bevor es richtig heiß wird. Wichtig seien aber Lüftungsanlagen, um in der Nacht die Gebäude wieder runterzukühlen.

Mediziner Nießen empfiehlt bei Hitze außerdem, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. "Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt." Im Homeoffice sei ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch eine weitere Möglichkeit, um für Abkühlung zu sorgen. (dpa)