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Laut Foodwatch tun Supermärkte zu wenig gegen den Einsatz von Pestiziden

Was bringen die Umweltversprechen der großen Handelsketten? Die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung sind ernüchternd.

Von Viktoria Langenhuizen
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Bio Nahrungsmittel haben einen guten Ruf. Doch auch sie können Pestizide enthalten.
Bio Nahrungsmittel haben einen guten Ruf. Doch auch sie können Pestizide enthalten. © dpa

Eine Scheibe Bio-Vollkornbrot belegt mit frischen Bio-Tomaten. Das muss doch gesund sein? Viele Discounter werben mit nachhaltigen Produkten oder Umweltorganisationen als Partnern. Doch laut den Verbraucherschützern von Foodwatch trügt der Schein. Sie werfen den großen deutschen Supermarktketten vor, den Einsatz von Pestiziden nicht ausreichend zu ekämpfen. Dies betrifft vor allem die Produktion von Getreide, Obst und Gemüse. "Mit Nachhaltigkeitssiegeln und grünen Werbeplakaten gaukeln Aldi, Rewe & Co Verbrauchern und Verbraucherinnen vor, ihnen läge der Umweltschutz am Herzen. Doch auf den Feldern werden nach wie vor hochgiftige Pflanzengifte versprüht, mit gravierenden Folgen für die Umwelt, Klima und Artenvielfalt", erklärt Annemarie Botzki, von Foodwatch.

Deutsche Discounter überzeugen nicht

Insgesamt befragte die Organisation 21 Einzelhandelsketten aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden. Im Fokus stand die Taktik zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bei Obst und Gemüse sowie das Angebot an ökologisch hergestelltem oder pestizidfreiem Gemüse und Früchten.

Außerdem wurde die Strategie zur Reduzierung des Pestizideinsatzes bei Getreide sowie die Auswahl an Lebensmitteln mit ökologisch hergestellten und pestizidfreien Getreideprodukten bewertet. Zusätzlich wollte Foodwatch wissen, ob die Unternehmen nachverfolgen, inwiefern die in der Herstellung eingesetzten Rohstoffe wie etwa Futtermittel für Tiere durch giftige Stoffe belastet sind.

Gewinner des Rankings ist die Schweizer Handelskette Migros. Als bester deutscher Supermarkt belegt Tegut den zweiten Platz. Das Unternehmen betreibt in Deutschland mehr als 300 Filialen, ist jedoch nicht in Sachsen vertreten. Dahinter folgt die Edeka-Gruppe, die ungefähr 2.800 Bio-Artikel verschiedener Marken in ihrem Sortiment führt. Allerdings wendet sie bisher nur für Zitrusfrüchte eine Strategie zur Reduzierung des Pestizideinsatzes an.

Deutschlands zweitgrößter Lebensmitteleinzelhändler Rewe folgt an vierter Stelle. Die hauseigene Marke Rewe-Bio umfasst etwa 800 Produkte, die ohne chemisch-künstliche Pestizide angebaut werden. Eine Übersicht über alle Bio-Produkte sowie eine erkennbare Strategie zur Reduzierung des Giftstoffeinsatzes bei Getreide hat das Kölner Unternehmen nicht.

Den Discountern Lidl und Aldi Süd fehle es ebenso an einem Konzept zur Pestizidminderung. Obwohl beide über ein umfassendes Bio-Sortiment verfügen, haben sie noch keine Lösungen entwickelt um die Verwendung von Giftstoffen langfristig zu reduzieren.

Was sind Pestizide?

Zu Pestiziden zählen verschiedene Stoffe und Stoffkombinationen, die als Pflanzenschutzmittel genutzt werden. Nach Angaben von Foodwatch kommen Giftstoffe wie Glyphosat und Chlormequat beim Getreideanbau in Deutschland und der EU zum Einsatz. Allein die Getreide-Sorten Weizen und Gerste nähmen schon 60 Prozent der Fläche ein, auf der in Deutschland Pestizide gespritzt würden.

Offizielle Behörden wie das Bundesinstitut für Risikobewertung betonen die strengen Zulassungskriterien für Pflanzenschutzmittel. Gesundheitliche Risiken für Menschen schließen sie aus. Die Verbraucherschützer sehen dies anders und fühlten deshalb den Big Playern unter den europäischen Supermärkten genau auf den Zahn.