Wo ist der Ananas-Fips?

Bautzen. Von einer Fernreise an exotische Traumstrände konnten DDR-Bürger nur träumen. Aber es gab immerhin kulinarische Genüsse, die ein bisschen Südsee und Palmenrauschen in die Wohnzimmer zwischen Ahlbeck und Zittau holten. Die Orangenperle aus Oppach zum Beispiel. Oder den Maracuja-Schnaps Sambalita aus Wilthen. Und natürlich den Ananas-Fips aus Sohland, die Viertelliterflasche für 40 Pfennig.
Die fruchtigen Kultgetränke aus der Oberlausitz waren landesweit begehrt, manchmal auch zu begehrt. Aber irgendwo gab es sie dann doch immer. Und sie erfreuten sich so großer Beliebtheit, dass die ostdeutschen Geschmacksnerven auch weiter nach Orangenperle, Sambalita und Ananas-Fips verlangten, als nicht nur getränkeseitig die große weite Welt offenstand.
Kultgetränk war vor Weihnachten ausverkauft
Die Hersteller in Oppach, Wilthen und Sohland behielten die traditionelle Rezeptur bei, aber sie verpassten dem Inhalt ein neues Kleid. Die Orangeperle gibt's jetzt auch in der Plasteflasche. Vom Etikett des Sambalita verschwand vorübergehend die leichtbekleidete Südsee-Schönheit, wo kämen wir sonst hin. Und der Ananas-Fips kommt jetzt in einer Dreiviertelliterflasche daher.
So weit, so gut. Doch in der Vorweihnachtszeit 2020 passierte etwas, was gelernte DDR-Bürger noch aus alten Zeiten kannten: Der Fips war ausverkauft! Der Chef eines Getränkemarktes am Bautzener Stadtrand konnte sich das auch nicht erklären: "Wir haben nachbestellt und warten jeden Tag auf die Lieferung." Die nachfolgende Bitte hätte auch aus dem Dezember 1970 stammen können: "Fragen Sie nächste Woche wieder mit nach."
Gesagt, getan, doch der Ananas-Fips ist immer noch nicht zurück, und mittlerweile schreiben wir 2021. Woran liegt's? Maximilian Deharde, Juniorchef der Lausitzer Früchteverarbeitung in Sohland, kann das erklären: Für den Fips verwenden die Sohlander eine ganz bestimmte Ananas-Rohware. Und genau diese Rohware sei wegen der Corona-Pandemie derzeit nur schwer zu bekommen.
Bis Februar naht Rettung für Fips-Fans
Zwar besteht der Fips nur zu acht Prozent aus Ananas-Saft und hauptsächlich aus Wasser und diversen Zusätzen. Aber genau an diesen acht Prozent hapert es. Nicht nur die Lausitzer Früchteverarbeiter bekommen derzeit zu spüren, dass wegen Corona in vielen Ländern Schiffe im Hafen, Flugzeuge am Boden oder einfach Warenlieferungen liegen bleiben. Im vergangenen Jahr wurden zeitweise Blutdruck-Medikamente knapp, weil ein Hersteller aus China nicht liefern konnte. Ein schwedisches Möbelhaus bestätigte vor Kurzem Lieferprobleme bei bestimmten Drehstühlen. Sie soll es erst im März wieder geben.
Bis dahin soll der Ananas-Fips längst zurück in den Geschäften sein, hofft Maximilan Deharde: "Es ist neue Rohware unterwegs, sodass wir Ende Januar hoffentlich wieder liefern können und der Ananas-Fips ab Februar wieder in den Läden zu finden ist." Darauf einen Sambalita.
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