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So geht’s der Generation 50 plus in Sachsen

Bluthochdruck, Diabetes, psychische Erkrankungen: Daten der AOK Plus zeigen, dass 50 nicht mehr die neuen 30 sind. Das hat mehrere Gründe.

Von Stephanie Wesely
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Glücklich, gesund und fit – dieser Eindruck von der Generation 50 plus stimmt nicht mehr, zeigt die AOK Plus.
Glücklich, gesund und fit – dieser Eindruck von der Generation 50 plus stimmt nicht mehr, zeigt die AOK Plus. © 123rf

Dresden. Sie sind meist noch voll im Berufsleben, familiär und gesellschaftlich engagiert – doch um Gesundheit und Psyche der sogenannten Babyboomer-Generation steht es nicht zum Besten. Das hat eine Analyse von Abrechnungsdaten der AOK Plus ergeben, die am Dienstag in Dresden vorgestellt wurde.

Danach haben besonders in dieser Altersgruppe Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Gefäßverkalkung und Herzschwäche zugenommen. Zudem litt 2021 mehr als jeder zweite AOK-Versicherte in Sachsen an Bluthochdruck. „Ein weiteres Risiko kommt hinzu, denn diese Generation ist zu dick“, sagt Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus. Es gehe nicht nur um ein paar Kilo mehr auf den Rippen – rund 16 Prozent seien krankhaft übergewichtig, hätten Adipositas. Die Folge davon sei oft Diabetes Typ 2 – bei über 17 Prozent wurde er diagnostiziert. „Diese Krankheiten sind oft lebensstilbedingt“, sagt der AOK Plus-Chef. „Die Menschen zwischen 50 und 69 Jahren könnten deutlich gesünder sein, wenn sie selbst mehr dafür tun würden.“

Das zeige sich auch bei der Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen. Nutzte im Jahr 2016 mehr als jeder vierte AOK Plus-Versicherte zwischen 50 und 69 Jahren den Check Up 35, waren es 2021 nur noch 19 Prozent. „Corona hat an dieser Entwicklung einen großen Anteil“, sagt Striebel. Die Menschen hätten aus Furcht vor Ansteckung Arztbesuche gemieden.

Eine Krise jagt die nächste

Doch es sei sinnvoll, den Check Up 35 nachzuholen, erklärt Hausärztin Susann Hennesthal aus Coswig. Denn mit diesem Angebot könnten Herz-Kreislauf-Risiken zuverlässig erkannt und früh behandelt werden. Nachholen empfiehlt sie auch für die Darmkrebsfrüherkennung, die im Vergleich zu 2016 um mehr als sieben Prozent zurückgegangen ist. Vor allem die Männer gelte es zu erreichen. Hier setze die Krankenkasse besonders auf Online-Angebote zur Erinnerung und Terminvereinbarung. Auch das Betriebsgesundheitswesen könnte einen größeren Beitrag leisten.

Als besonders alarmierend bezeichnet AOK-Chef Striebel die Zunahme von psychischen Erkrankungen und beim Suchtverhalten. Frauen suchten sich eher Hilfe, was sich dann in den Abrechnungsdaten zeige. Bei Männern gehe man deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus.

Die Ursachen für den Anstieg sieht Aniko Baum, Psychotherapeutin aus Erfurt, in einer sich rapide verändernden Welt. „Seit 2015 jagt eine Krise die nächste. Das trifft viele bis ins Mark und eben auch bis in die Seele“, sagt sie. „Eine solch starke Verunsicherung, im Hinblick auf die eigene Zukunft, habe ich das letzte Mal vor 30 Jahren – zur Wendezeit – gesehen.“