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Krankenkassen-Vergleich: Diese Reise-Impfungen sind wichtig – und werden bezahlt

Dengue, Typhus, Tollwut - inzwischen übernehmen mehr Kassen in Sachsen die Kosten für den Reiseschutz. Vor welchen Erregern sich Urlauber dieses Jahr schützen sollten, erklärt Internistin Dr. Anke Döring aus Dresden.

Von Kornelia Noack
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Gesetzliche Krankenkassen übernehmen zunehmend auch Impfungen für Reisende.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen zunehmend auch Impfungen für Reisende. © 123rf

Urlaub in der Ferne – das klingt nach Abenteuern und nach Palmen am weißen Sandstrand. Leider aber auch nach exotischen Krankheiten. Damit diese einem nicht gefährlich werden, ist Vorbereitung wichtig. In verschiedenen Ländern sind bestimmte Impfungen vorgeschrieben – oder zumindest dringend empfohlen. Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen inzwischen die Kosten. Worauf es dabei ankommt und warum dennoch eine Beratung unabdingbar ist, erklärt Dr. Anke Döring. Die Fachärztin für Innere Medizin ist am Zentrum für Reisemedizin am Städtischen Klinikum Dresden tätig.

Frau Dr. Döring, welche Reiseziele sind denn besonders beliebt bei den Menschen, die zu Ihnen kommen?

Es geht in alle Welt. Derzeit sind besonders Thailand, Kambodscha, Vietnam gefragt. Auch Tansania, Kenia beziehungsweise Südafrika, Namibia stehen hoch im Kurs, außerdem Kolumbien und Costa Rica. Generell profitieren insbesondere Reisende in Länder mit potenziellem Malaria-Risiko von einer Beratung.

Gibt es neue Erreger oder Krankheiten, gegen die man sich schützen sollte?

Derzeit erreichen uns viele Anfragen zum Impfstoff gegen Denguefieber. Die Ständige Impfkommission hat sich im November 2023 entsprechend der aktuellen Datenlage positioniert, nur diejenigen zu impfen, die bereits an Dengue erkrankt waren. Wir halten uns daran. Es handelt sich um einen neuen Lebendimpfstoff, der zweimalig vor der Reise, im Abstand von drei Monaten verabreicht wird. Sich langfristig vorab zu kümmern, ist auch hier wichtig.

Wie gefährlich ist Denguefieber?

Es ist eine grippeähnliche virale Erkrankung, die mit Gliederschmerzen, Fieber und einem zarten Ausschlag einhergeht. Die meisten Erkrankten genesen nach zwei bis sieben Tagen. Es sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Die Symptome lassen sich bevorzugt mit Paracetamol mildern. Wichtig ist: Da diese Symptome auch durch eine Malaria hervorgerufen werden können, ist in Malaria-Gebieten eine sofortige ärztliche Vorstellung unabdingbar. Zeigen sich im Verlauf, so um den fünften Erkrankungstag, neue Aspekte wie Einblutungen in der Haut oder Bauchschmerzen, handelt es sich um einen schweren Dengueverlauf. Dann sollte man erneut zum Arzt.

Ist Dengue ansteckend?

Nein, es wird von tagaktiven Mücken übertragen. Reisende sollten also auf einen optimalen Mückenschutz achten. Für den Nachweis gibt es einen Dengue-Schnelltest.

Inzwischen bezahlen immer mehr Kassen die Kosten für Reiseimpfungen. Begrüßen Sie das aus medizinischer Sicht?

Für uns zählt zu allererst, ob eine Impfung überhaupt begründet ist. Besteht ein relevantes Erkrankungsrisiko, das man durch eine Impfung hätte verhindern können. Das ist von vielerlei Faktoren abhängig, unter anderem von Reiseziel und Reisedauer und von der Art der Reise. Natürlich ist es ein großer Unterschied, ob ich als Backpacker unterwegs bin oder im All inclusive Hotelurlaub oder zu einer Expedition in entlegene Gegenden aufbreche. Es ist eine komfortable Situation, die Kosten von Reiseimpfungen von der Krankenkasse erstattet zu bekommen. Trotz des Luxus lehnen wir eine Gießkannenmentalität aber ab.

Was sind die wichtigsten Impfungen?

Für viele Reisen bietet die in Deutschland empfohlene Grundimmunisierung eine gute Ausgangslage. Hinzu kommen länderspezifische Empfehlungen stets in Abstimmung zum individuellen Risiko. Oft ist ein Schutz gegen Hepatitis A sinnvoll. Ein weitverbreitetes Virus, das eine akute Leberentzündung mit fulminantem Verlauf hervorrufen kann. Eine Impfung gegen Typhus, hervorgerufen von Salmonella-Stämmen, ist in einigen Ländern Südostasiens und Afrikas zu empfehlen. Besonders in Südostasien, wo multiresistente Stämme die antibiotische Behandlung problematisch machen. In Ländern mit hohem Tollwutrisiko und fehlender Impfstoffversorgung wird die Immunisierung gegen Tollwut dringlich.

Was meinen Sie damit?

Wir verstehen uns als professionelle Berater, die unter Berücksichtigung der persönlichen Einstellung des Reisenden Nutzen und potenzielle Risiken abwägen. Bei Reisenden mit schwereren Vorerkrankungen beziehungsweise solchen mit immunsuppressiver Therapie wird es schnell komplex. Hier empfehlen wir in jedem Fall eine reisemedizinische Beratung einzuholen.

Ist denn immer eine Impfung nötig?

Viele Erkrankungen lassen sich durch geeignete Maßnahmen deutlich minimieren, sodass unter Umständen eine Impfung keine wesentliche Risikoreduktion bringt. Hierzu zählt eine konsequente Trinkwasser- und Nahrungsmittelhygiene, keine Risiken einzugehen in Bezug auf sexuell übertragbare Erkrankungen oder beim Umgang mit Tieren sowie Mückenschutz durch Kleidung und Sprays. Der Schutz vor Japanischer Enzephalitis ist derzeit ausschließlich so umsetzbar.

Was bedeutet das?

Der Impfstoff wird wahrscheinlich erst ab April wieder lieferbar sein. Das Japanische Enzephalitis-Virus kann eine Hirnentzündung hervorrufen. Die Erkrankung ist im asiatischen Raum verbreitet, 99 Prozent der Fälle verlaufen aber asymptomatisch. Für Kurzzeitreisende, die zudem effektive Mückenstichprophylaxe einhalten, besteht kein relevantes Erkrankungsrisiko.