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Anna und die Stimmen in ihrem Kopf

Ärzte stellten bei der Dresdnerin Anna Kunze Schizophrenie fest. Eine Krankheit, an der 500.000 Deutsche leiden. Wie die junge Frau damit umgeht.

Von Kornelia Noack
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Anna Kunze im Garten des Krankenhaus Friedrichstadt in Dresden. Hier fand sie während ihrer Klinikaufenthalte Ruhe.
Anna Kunze im Garten des Krankenhaus Friedrichstadt in Dresden. Hier fand sie während ihrer Klinikaufenthalte Ruhe. © Thomas Kretschel

Dresden. Anna Kunze war 16 Jahre alt, als sie das erste Mal die Stimme hörte. Wie jeden Mittwoch putzte sie das Bad in dem Haus, in dem sie damals mit ihren Eltern und den drei Geschwistern in der Nähe von Zwickau lebte. „Anna!, Anna!“, rief die Stimme nach ihr. Ihre Familie war nicht daheim. Lief der Fernseher vielleicht noch? Oder das Radio? Anna rannte durch das Haus, Panik kroch in ihr hoch, sie fand niemanden. Und die Stimme? Sie klang laut und stark, als würde jemand direkt hinter ihr stehen. Doch sie war nur in Annas Kopf. Es war der Anfang ihrer Schizophrenie.

Heute ist Anna Kunze 25 Jahre alt und wohnt gemeinsam mit ihrem Freund und Kater Nathan in Dresden. Sie ist eine von 500.000 Menschen in Deutschland, die mit der Diagnose Schizophrenie leben. Jährlich erkranken rund 8.000 Menschen neu daran. Bei Frauen bricht die Krankheit statistisch gesehen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr aus, bei Männern meist schon früher. „Bei der Schizophrenie nehmen Menschen Dinge wahr, die es in Wirklichkeit nicht gibt“, erklärt Professor Dr. Carl Christoph Schultz, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Sächsischen Krankenhaus Rodewisch. „Wichtig ist: Es handelt sich nicht um eine multiple Persönlichkeitsspaltung, so wie viele Menschen sich das vorstellen.“

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