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Ein Drittel der Sachsen hat Bluthochdruck

Schlechter sieht es laut Analysen der Barmer Ersatzkasse nur in einem Bundesland aus. Betroffen ist vor allem eine Altersgruppe.

Von Sylvia Miskowiec
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Keine Beschwerden? Mediziner raten dennoch, regelmäßig den Blutdruck zu kontrollieren, um frühzeitig Veränderungen erkennen zu können.
Keine Beschwerden? Mediziner raten dennoch, regelmäßig den Blutdruck zu kontrollieren, um frühzeitig Veränderungen erkennen zu können. © Pexels

Erst ist er kaum zu spüren, doch dann macht er große Probleme: der Bluthochdruck, einer der Hauptverantwortlichen für Herzinfarkte und Schlafanfälle. In Sachsen ist die sogenannte Hypertonie weit verbreitet. Rund 32 Prozent der Sächsinnen und Sachsen haben konstant zu hohe Werte, zeigen neue Analysen des Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer Ersatzkasse. Damit liegt der Freistaat im bundesweiten Vergleich auf Platz zwei, ganz knapp übertroffen von Thüringen, wo 32,1 Prozent der Menschen an Bluthochdruck leiden. Deutschlandweit sind dagegen 22 Prozent der Menschen Hypertoniepatienten.

120 zu 80 – das sind die optimalen Werte, die ein Blutdruckgerät anzeigen sollte. Der höhere, systolische Wert steht für den Druck beim Herzschlag, also wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut in die Gefäße pumpt. Der niedrigere, diastolische Wert zeigt den Druck auf die Gefäße, wenn der Herzmuskel erschlafft. Normal sind Werte bis 129/84 mm HG (Millimeter Quecksilbersäule). Ein Hochdruck beginnt bereits ab 140/90 mmHg.

Schleichender Beginn

Hypertonie beginnt schleichend und meist unbemerkt, denn der Körper gewöhnt sich an den höheren Druck. Die Anzeichen sind zudem meist unspezifisch: Kopfschmerzen am Morgen, Schwindel, Ohrensausen, Abgeschlagenheit. Bei stark erhöhtem Blutdruck können ein Engegefühl in der Brust, Luftnot und Sehstörungen auftreten, informiert die Hochdruckliga, eine Initiative von Ärzten, Wissenschaftlern und Patientenvertretern. Dann sei es höchste Zeit für einen Arztbesuch. Denn die Folgen von unbehandeltem Bluthochdruck seien ernst, warnt Prof. Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga: „Sie reichen von Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, und Nierenfunktionsverlust über Erkrankungen der Augen bis hin zur Erblindung und Demenz.“ Untersuchungen zeigen, dass bereits leicht erhöhte Blutdruckwerte in mittleren Jahren zu vielen gesundheitlichen Problemen im höheren Lebensalter führen können.

In Sachsen leben schon länger viele Menschen mit derartigen Risiken –die Barmer listet den Freistaat seit Beginn ihrer Analysen im Jahr 2018 auf den vorderen Plätzen. Und die Zahlen steigen, wenn auch langsam, von damals 31,4 auf die jetzigen 32 Prozent. Besonders auffällig: Ab einem Alter von 60 Jahren nehmen die Erkrankungen enorm zu. Mehr als die Hälfte der 60- bis 69-jährigen Männer im Freistaat hat einen krankhaft erhöhten Blutdruck, bei den sächsischen Frauen sind es gut 47 Prozent. Doch je älter Frauen werden, desto mehr leiden auch sie unter Bluthochdruck.

Keine Alterskrankheit

Allerdings sei die Annahme, Hypertonie wäre eine unvermeidbare Alterserkrankung, falsch, betont Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen. „Die Ursache liegt oftmals einfach am Lebensstil. Nicht rauchen, ausreichend Sport und Bewegung im Alltag und eine ausgewogene Ernährung. Das sind die goldenen Regeln für einen gesunden Blutdruck.

Bei leicht erhöhten Werten reiche bei ansonsten gesunden Patienten schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten, um den Blutdruck innerhalb von drei Monaten wieder auf Normalmaß zu senken, heißt es bei der Hochdruckliga. Gelingt dies nicht, verschreibt der Arzt in der Regel blutdrucksenkende Mittel, die meist zwei Wirkstoffe enthalten. Mittlerweile hat sich das „Single-Pill“-Konzept bewährt, bei dem die Wirkstoffe in einer Tablette enthalten sind, weil die Einnahme einfacher ist und seltener vergessen wird.

Früherkennung ist wichtig

Um der Hypertonie frühzeitig auf die Spur zu kommen, empfiehlt die Hochdruckliga regelmäßige Messungen bei Arztbesuchen oder in Apotheken. Apotheken nehmen dafür meist eine kleine Gebühr – was bereits eine Hemmschwelle darstellen könnte, denn: „Wir sehen eine Verbindung zwischen Bluthochdruck und Einkommen“, sagt Barmer-Sprecherin Claudia Szymula. „Besonders Menschen mit geringen Einkommen bis 25.000 Euro jährlich sind in Sachsen von Hypertonie betroffen.“ Mit dem sogenannten HerzCoach bietet die Barmer eine digitale und für alle Menschen kostenfreie Möglichkeit, die eigene Herzgesundheit zu überprüfen. Dabei würden das individuelle Herzalter und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestimmt, indem wesentliche Einflussfaktoren wie Essgewohnheiten, Körpergewicht oder familiäre Vorbelastung unter die Lupe genommen werden.

Nicht ständig Blutdruck messen

Um seinen Blutdruck zu bestimmen, kann man auch selbst Hand anlegen. Laut Stiftung Warentest sind besonders Blutdruckmessgeräte für den Oberarm zu empfehlen, Geräte, die am Handgelenk messen, sind meist ungenau. Allerdings ist ständiges Messen eher kontraproduktiv, denn es produziert Stress. Und der lässt den Blutdruck steigen. Experten raten daher dazu, maximal zwei Mal pro Woche mehrfach am Tag zu messen und diese Werte in einem Tagebuch zu vermerken. Der Hausarzt erkennt dann anhand der Aufzeichnungen, wo Auffälligkeiten aufgetreten sind.