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Das Überleben einer Krebserkrankung hängt auch von der Klinik ab

Eine Studie zeigt ein höheres Sterberisiko in nicht zertifizierten Krankenhäusern. Doch es gibt Unterschiede bei der Krebsart.

Von Stephanie Wesely
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Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen.
Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen. © Jan-Peter Kasper/dpa (Symbolfoto)

Berlin. Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Die persönliche Prognose des Patienten hängt dabei aber nicht nur von der Krebsart und dem Tumorstadium ab, sondern auch vom Krankenhaus. Das hat eine bundesweite Studie ergeben, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Dafür sind von 2009 bis 2017 etwa eine Million Patientendaten der AOK und der vier regionalen Krebsregister ausgewertet worden. So hatten Patienten, die in zertifiziert Krebszentren behandelt wurden, zum Teil deutlich bessere Überlebenschancen als in nichtzertifizierten Kliniken.

Großer Unterschied bei Gebärmutterhalskrebs

Der größte Vorteil zeigte sich bei Gebärmutterhalskrebs. Das Risiko, innerhalb von fünf Jahren nach Diagnosestellung daran zu sterben, war in zertifizierten Zentren knapp 26 Prozent niedriger als in nichtzertifizierten. Bei Hirntumoren sank das Sterberisiko um 16, bei Lungenkrebs um 15 und bei Brustkrebs um 12 Prozent.

In Deutschland sind derzeit 1.778 Zentren von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert, davon 100 in Sachsen. "Die positiven Effekte sind dadurch zu erklären, dass die Patienten dort auf interdisziplinäre Teams treffen, die leitliniengerecht behandeln", sagt Professorin Monika Klinkhammer-Schalke, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren. So würde an Tumorboards das diagnostische und therapeutische Vorgehen für jeden Krebspatienten besprochen und geplant. Eine enge Zusammenarbeit von stationären und ambulanten Einrichtungen und hohe Fallzahlen werden ebenfalls gefordert. Um das Zertifikat zu erhalten, müssen Kliniken nicht nur onkologische Fachärzte, sondern auch entsprechendes Pflegepersonal, Psychoonkologen und Sozialarbeiter beschäftigen.

Doch laut der Studie wurden bei elf untersuchten Krebsarten im Schnitt nur 56 Prozent der Patienten in Krebszentren behandelt. Den größten Anteil zertifizierter Behandlungen gab es mit 68 Prozent bei Brustkrebs. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs war er mit 24 Prozent am niedrigsten.

Mit der geplanten Krankenhausreform solle sich das zügig ändern, sagt die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. "Gerade in diesem sensiblen Bereich brauchen wir noch mehr Spezialisierung von Leistungen." Simone Wesselmann von der Deutschen Krebsgesellschaft fordert, das Krebspatienten künftig nur noch in zertifizierten Einrichtungen behandelt werden sollten. Die größten Onkologischen Zentren in Sachsen befinden sich in Dresden, Leipzig und Chemnitz.