Politik
Merken

Kommentar: Globuli schaden eben doch

Karl Lauterbach will Homöopathie aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen streichen. Eine richtige Entscheidung.

Von Johanna Lemke
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Homöopathie schadet eben doch, meint Sächsische.de-Redakteurin Johann Lemke.
Homöopathie schadet eben doch, meint Sächsische.de-Redakteurin Johann Lemke. © dpa/SZ

Schadet doch nicht! Jeder kennt sie, diese kleinen Erfolgsgeschichten. Wie mit Globuli Kopfschmerzen verschwanden, sich das Schreikind beruhigen ließ oder Asthma besser wurde. Falsch kann das nicht sein, denken viele, zumal homöopathische Mittel Natürlichkeit versprechen. Es ist ja kaum was drin.

Und genau das ist der Punkt: Es ist nicht nur kaum etwas drin, sondern genau: nichts. Aber während sich Krankenkassen zu Recht weigern, nicht genug erprobte medizinische Behandlungen zu zahlen, kommen sie für erwiesenermaßen wirkstofffreie Zuckerkügelchen teilweise auf. Das muss man sich erst mal ausdenken.

Ja, Homöopathika machen im Leistungskatalog der Krankenkassen nur einen geringen Teil aus. Dennoch ist es wichtig, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach auch dies nun streichen will. Erstens führt der Einsatz von wirkungslosen Zuckerkügelchen nicht selten dazu, dass eine dringend notwendige Behandlung aufgeschoben oder gar umgangen wird.

Außerdem werden Globuli und Co. eben nicht nur gegen Kopfschmerzen eingesetzt, sie sind auch ein Einfallstor für eine generell wissenschaftsfeindliche Haltung. Fachleute haben festgestellt, dass Menschen, die an Homöopathie glauben, eher Geistheilung, Handauflegen und sogar Verschwörungstheorien zugeneigt sind. Wer einmal entschieden hat, seine eigene Wahrheit abseits von Beweisen zu konstruieren, wird dies wieder tun. Oft ist Homöopathie die Einstiegsdroge in die Welt der Pseudowissenschaften und, natürlich: die Ablehnung von Impfungen.

Lieber Globuli statt Impfung – auch wegen solcher Einstellungen hat die Coronapandemie in Sachsen so überdurchschnittlich viele Opfer gefordert. Darum muss man deutlich sagen: Homöopathie schadet eben doch. Keine Krankenkasse sollte das bezahlen.