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"Der Traum von menschlicher Medizin"

Hospize ermöglichen ein würdevolles Sterben. Vor 18 Jahren scheiterte eine Idee in Neustadt, nun gibt es einen neuen Anlauf. Warum er erfolgreich sein könnte.

Von Heike Sabel
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Jens Papke betreut und behandelt seit 33 Jahren Krebspatienten. Er hatte vor 18 Jahren mit anderen in Neustadt/Stolpen versucht, ein Hospiz aufzubauen.
Jens Papke betreut und behandelt seit 33 Jahren Krebspatienten. Er hatte vor 18 Jahren mit anderen in Neustadt/Stolpen versucht, ein Hospiz aufzubauen. © privat

Es war 2002, als einige engagierte Neustädter Fachärzte, ein Apotheker und eine Anwältin die Idee eines stationären Hospizes in Stolpen auf den Weg brachten. Ein Dresdner Architekturbüro begann mit den Planungen. Trotzdem wurde am Ende nichts draus. Nun wird in Pirna ein neuer Anlauf genommen. Der Verein "Wegbereiter" will das erste stationäre Hospiz im Landkreis schaffen. 

Der Neustädter Arzt Jens Papke war einer der damaligen Initiatoren. Warum die Idee vor 18 Jahren scheiterte, wie die Chancen heute stehen und wie sich der Gedanke verändert hat, sagt er im Gespräch mit sächsische.de. 

Woran ist Ihre Initiative damals gescheitert, Herr Papke?

Leider wurde uns vom damaligen sächsischen Staatsminister für Gesundheit und Soziales mitgeteilt, dass für ein Hospiz in unserem Landkreis kein Bedarf bestünde und somit auch keine Förderung zu erwarten sei. Angesichts eines Kostenumfanges von drei  Millionen Euro waren wir natürlich auf eine Förderung angewiesen. Wir haben das Projekt daraufhin aufgegeben. Sicher war es eine gute Idee; aber zur falschen Zeit. Zum damaligen Zeitpunkt existierte im gesamten Regierungsbezirk Dresden ausschließlich das Hospiz in Radebeul.

Bedauern Sie heute noch, dass es nicht geklappt hat?

Ja schon, denn der Bedarf bestand auch vor 18 Jahren zweifellos. Es war unwürdig und inhuman, sterbende Menschen bis nach Radebeul transportieren zu müssen, damit sie in einem Hospiz angemessen versorgt werden.

Welche Rolle spielt der Hospizgedanke heute bei Ihnen?

Ich bin seit 1. Juli dieses Jahres im Christlichen Hospiz Siloah in Bischofswerda als Palliativmediziner tätig und erfülle mir damit den Traum, nun auch stationär unter hospizlichen Bedingungen eine menschliche und individuelle Medizin praktizieren zu können. Das Team ist hoch motiviert und engagiert; und auch die ärztliche Tätigkeit ist über alles befriedigend.

Was hat sich in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren hinsichtlich des Hospizgedankens geändert?

Seit 33 Jahren betreue und behandle ich Patienten mit Krebserkrankungen, seit 27 Jahren in der eigenen Praxis. Vor zehn Jahren gelang es uns nach mehrjähriger Vorarbeit, für unser ambulantes Palliativprojekt „SAPV Plus“ in Sachsen den Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen zu bekommen; im gleichen Jahr nahm die Palliativstation in der Klinik Sebnitz ihre Arbeit auf. Mit der Etablierung wohnortnaher Hospize ist die letzte Lücke in der Versorgung der Schwächsten in unserer Gesellschaft, der Schwerkranken und Sterbenden, geschlossen. Daran beteiligt zu sein, ist ein gutes Gefühl.

Welche Chancen geben Sie den Pirnaern und ihnen mit auf den Weg? 

Ich sehe gute Chancen für das Pirnaer Projekt. Die Stadt ist reizvoll und liegt verkehrsgünstig, das Klinikum versorgt den linkselbischen Landkreis und das Erzgebirgsvorland; die Palliativstation der Klinik hat einen guten Ruf und die verantwortliche Oberärztin, Frau Dr. Struckmeier, ist in Personalunion Vorsitzende des Hospizvereins. Damit sollte alles gut gehen, und ich wünsche den Pirnaer Kollegen viel Glück.

Und welche Risiken sehen Sie?

Die Initiative derer, die jeden Tag mit unheilbar Kranken und Sterbenden zu tun haben, ist das eine. Was genau so bedeutungsvoll und für mich nicht kalkulierbar ist, sind die Positionen der kommunalen Politiker, der Pirnaer Bürger und der Krankenkassen als Kostenträger. Aber das werden die Vereinsmitglieder ganz bestimmt bereits geklärt haben.

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