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Warum es ab April sonnabends im Cap Markt Waldheim ganz still wird

Die Mitarbeiter des Waldheimer Marktes beteiligen sich an einer bundesweiten Kampagne. Sie wollen einen Einkauf ohne Reizüberflutung anbieten.

Von Sylvia Jentzsch
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Im Waldheimer CAP Markt wird ab Sonnabend, 6. April, in der Zeit von 13 bis 15 Uhr, die „Stille Stunde“ eingeführt. Marktleiterin Carmen Seime bittet um Ruhe.
Im Waldheimer CAP Markt wird ab Sonnabend, 6. April, in der Zeit von 13 bis 15 Uhr, die „Stille Stunde“ eingeführt. Marktleiterin Carmen Seime bittet um Ruhe. © Foto: Lutz Weidler

Waldheim. In einer Welt, die immer lauter und reizüberflutender wird, kann eine kurze Zeit der Stille oft eine große Wirkung haben. Das Unternehmen Cap Märkte hat sich als erste Handelskette in Deutschland entschlossen, flächendeckend zu handeln.

Es will ein Zeichen für Menschen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen setzen, um mehr Inklusion und gleichzeitig ein entspannteres Einkaufen zu ermöglichen.

Deshalb wird es ab dem 6. April jeden Sonnabend im Cap Markt an der Andreas-Hecht-Straße in Waldheim ganz still. In der Zeit von 13 bis 15 Uhr wird keine Musik abgespielt, die Beleuchtung minimiert, die Piep-Töne an der Kasse ausgeschaltet.

"Außerdem machen wir darauf aufmerksam, dass die Kunden nicht telefonieren oder sich lautstark unterhalten sollen“, sagte Marktleiterin Carmen Seime.

Konzept wird geschätzt

Viele Kunden, vor allem ältere, würden es schon jetzt schätzen, dass es im Waldheimer Cap Markt grundsätzlich gediegen zugehe, es kein Gedränge gebe und sie nicht mit lautstarken Informationen belästigt werden.

Für Menschen im Autismus-Spektrum, hochsensible Personen und Menschen mit Nervenkrankheiten, aber auch vielen anderen Menschen mit Problemen wie Reizüberflutung, kann eine „Stille Stunde“ eine willkommene Erleichterung sein.

Im Cap Markt in Waldheim, einer Tochtergesellschaft des DRK Kreisverbandes Döbeln-Hainichen, werden 50 Prozent aller Arbeitsstellen mit Menschen mit Behinderung besetzt. Sie arbeiten auf Positionen, die genau auf ihre Fähigkeiten abgestimmt sind.

„Sie leisten dort verantwortungsvolle und qualitativ hochwertige Arbeit, die zugleich sinnvoll und erfüllend ist. Für Kunden und Kollegen bedeutet das vor allem eines: Normalität im Alltag“, sagte Carmen Seime.

Sie sieht die Umsetzung der „Stillen Stunde“ als ein wegweisendes wie auch nachvollziehbares Konzept.

Die Basis für die Kampagne liefert der Verein „gemeinsam zusammen“ aus Diez an der Lahn in Rheinland-Pfalz. „Was Menschen ohne Beeinträchtigungen schon nervt, ist für viele eine große Belastung. Menschen im Autismus-Spektrum, hochsensible oder Menschen mit Nervenkrankheiten – für viele kann die ‚Stille Stunde‘ eine Chance sein“, sagte Anne Olschewski vom Verein „gemeinsam zusammen“.

Barrieren abbauen

Es gehe darum, Barrieren abzubauen, auch Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen am Leben teilhaben zu lassen. Das treffe nicht nur auf das Einkaufen zu. Auch auf Arbeit können Rückzugsorte geschaffen werden, in der die Stille genossen werden kann.

„Die ‚Stille Stunde‘ im Waldheimer Cap Markt kann das Einkaufserlebnis für viele Menschen deutlich angenehmer gestalten, und es wird gleichzeitig das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Personen mit Beeinträchtigungen gestärkt“, so Carmen Seime.

Die Mitarbeiter des CAP Marktes aus Waldheim seien stolz darauf, Teil dieser wichtigen Initiative zu sein. Ziel sei es, gemeinsam einen kleinen Beitrag zu leisten, um einen inklusiven und unterstützenden Moment zu schaffen, in dem sich jeder willkommen und verstanden fühlt.

Die „Stille Stunde“

  • Die „Stille Stunde“ ist ein Konzept, das ursprünglich von Theo Hogg, einem Angestellten eines neuseeländischen Supermarkts mit einem autistischen Kind, entwickelt wurde.
  • In Ländern wie der Schweiz und Großbritannien ist die „Stille Stunde“ in einigen Regionen bereits flächendeckend umgesetzt.
  • Während dieser besonderen Stunde werden störende Elemente wie laute Musik, Durchsagen und grelles Licht reduziert, um die Reize für betroffene Menschen zu minimieren.