Glücksspiel bringt selten Glück. Diese Erfahrung teilen eine halbe Million Menschen in Deutschland, die süchtig sind. Berater der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben Leserfragen beantwortet dazu, wo Spieler und Angehörige Unterstützung finden.

Mein Freund pokert im Netz, mitunter gewinnt er, aber in letzter Zeit hat er viel verloren. Er bat mich um einen Kredit, um die Schulden auszugleichen. Soll ich ihm das Geld geben?

Auf keinen Fall. Sie können davon ausgehen, dass er das Geld nicht zur Rückzahlung von Schulden, sondern für weiteres Pokern nutzt. Gleichen Sie auch keine überzogenen Konten aus und bezahlen Sie keine offenen Rechnungen. Der Spieler muss sich der Probleme bewusst werden, die ihm aus seiner Sucht entstehen. Sonst wird er nie die Anstrengung auf sich nehmen, sich davon zu befreien.

Wir sind durch das Online-Zocken meines Mannes total im Minus. Was kann ich tun, damit für mich und die Kinder genug Geld zum Leben da ist?

Hilfe finden Sie bei Schuldnerberatungsstellen. Dort werden Sie unverbindlich beraten. Die Experten setzen sich in Absprache mit Ihnen auch mit Gläubigern in Verbindung. Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie unter www.forum-schuldnerberatung.de.

Mein Mann setzt immer mehr Geld bei Sportwetten ein und ist schon verschuldet. Mein Vater meint, ich solle Sparbücher und Wertgegenstände in Sicherheit bringen. Ist das nicht übertrieben?

Nein, schaffen Sie Wertgegenstände, Sparbücher und Ersparnisse Ihrer Kinder zu einer Vertrauensperson. Sie können mit Ihrem Mann vereinbaren, dass sein Gehalt auf ein Konto geht, das nur Sie verwalten. Davon erhält er monatlich ein Budget zur Deckung seiner Ausgaben.

Meine Partnerin will sich trennen, wenn ich das Zocken nicht lasse. Kann man Schritt für Schritt aufhören, also erst nur zweimal, dann nur einmal pro Woche zu den Automaten gehen?

Sie würden bei jedem Spiel in Ihr altes Muster zurückfallen. Sie müssen komplett aufhören, um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Beratungsstellen sind die richtigen Orte, um den Weg herauszufinden. Die Beratung ist kostenlos. Die Experten unterliegen der Schweigepflicht.

Mein Mann hat sich total verändert. In seiner Freizeit sitzt er nur noch am Computer und spielt um Geld. Er hat Schulden gemacht und mich belogen.

Bei der Glücksspielsucht handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Selbst wenn die Personen das Spiel um Geld am liebsten sofort aufgeben würden, können sie dem Spieldruck selten widerstehen. Ihr Mann ist bestimmt kein schlechter Mensch geworden, aber aufgrund der Suchterkrankung gegenwärtig nicht in der Lage, selbstbestimmt zu handeln.

Seit sich meine Partnerin getrennt hat, spiele ich vor allem aus Langeweile. Das geht aber sehr ins Geld, und eine neue Beziehung ist auch nicht in Sicht. Wie komme ich da wieder raus?

Wenn Sie etwas ändern wollen, können Sie überlegen, was Ihnen früher Spaß gemacht hat und daran anknüpfen. Oder Sie durchforsten die örtlichen Medien nach Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen, ohne zu spielen. Wenn Sie nicht mehr spielen, haben Sie dazu genug Zeit. Vielleicht suchen Sie in Ihrem Freundeskreis Menschen, die nicht spielen und die Ihnen guttun. Hilfe auf Ihrem neuen Weg gibt es bei den Suchtberatungsstellen vor Ort.

Meine Frau spielt nächtelang durch und will das weiter tun. Die Kontovollmacht hat sie mir zwar übergeben, aber ich kann vor Sorge nicht mehr schlafen.

Es ist sehr schwer, mit Spielsüchtigen zusammenzuleben. Auf Abstand gehen, kann helfen. Vielleicht ist die Situation leichter zu ertragen, wenn Sie über das Problem mit Freunden und Bekannten sprechen oder sich an eine Suchtberatungsstelle oder Selbsthilfegruppe wenden? So merken Sie, dass Sie mit Ihrem Problem nicht allein sind und können sich austauschen. Außerdem: Kümmern Sie sich um sich selbst. Versuchen Sie, Freude im Alltag zu finden, trotz der Spielsucht Ihrer Frau. Pflegen Sie ein Hobby, gehen Sie in die Natur – suchen Sie ganz bewusst nach Beschäftigungen, die Ihnen Spaß machen.

Zu meinem 16-jährigen Sohn habe ich guten Kontakt. Allerdings habe ich gehört, dass er online um Geld spielt. Er sagt, das sei nicht so. Was kann ich tun?

Sie sollten das Thema noch einmal in einem ruhigen Moment ansprechen. Schildern Sie sachlich, was Sie beobachtet haben. Vermeiden Sie Vorwürfe.

Mein Bruder zockt ziemlich oft am Computer. Könnte er süchtig werden?

Ja, Online-Glücksspiele haben ein besonders hohes Suchtpotenzial, weil sie jederzeit zur Verfügung stehen. Besonders problematisch ist eine schnelle Folge von einzelnen Spielen mit schneller Gewinn- und Verlustentscheidung. Übermäßig spielende Menschen können in eine „Aufholjagd“ hineinrutschen, indem sie immer verzweifelter versuchen, Verluste durch noch mehr Glücksspiel zurückzugewinnen. So kann der Beginn einer Suchtkarriere aussehen.

Ich will jetzt wirklich mit dem Zocken aufhören. Welche Therapie würden Sie empfehlen – ambulant oder stationär?

Die Entscheidung treffen Sie am besten im Gespräch mit den Experten einer Suchtberatungsstelle, die sich auf Glücksspielsucht spezialisiert hat. Einige kommen gut damit zurecht, in ihrem Alltag zu bleiben und einmal pro Woche im Rahmen einer ambulanten Therapie das Problem zu bearbeiten. Für andere ist eine stationäre Therapie in einer Reha-Klinik besser. Eine Übersicht über Beratungsstellen finden Sie unter www.check-dein-spiel.de. Dort wird auch bei der Klärung der Kostenfrage geholfen.

Eine Therapie habe ich hinter mir. Die hat es aber nicht geschafft, mich von der Sucht zu heilen. Was nun?

Die Therapeuten können Ihre Sucht nicht von Ihnen nehmen. Sie können sich nur selbst mithilfe der Therapeuten einen Weg aus der Sucht erarbeiten. Die harte Umsetzung im Alltag müssen Sie allein stemmen.

• Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Glücksspielsucht unter 0800/1372700 (Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr)
• Beratungsstellen und Infos: www.check-dein-spiel.de
• Info-Material: www.bzga.de/infomaterialien