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Marathonsitzung in Glashütte: Stadtrat tagt sechs Stunden

In der Sitzung am Dienstag wurde kein Reizthema ausgelassen. Immerhin hielten drei Zuschauer bis zum Schluss durch.

Von Maik Brückner
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Auch nach sechs Stunden Stadtratssitzung waren manche Räte immer noch gut gelaunt.
Auch nach sechs Stunden Stadtratssitzung waren manche Räte immer noch gut gelaunt. © SZ/Maik Brückner

Das ist rekordverdächtig: Ganze sechs Stunden tagte der Glashütter Stadtrat am Dienstagabend. Der Werbesatz der Stadt: "Hier lebt die Zeit" hat dadurch eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Erwartungsgemäß ging es in der Sitzung teilweise hoch her. Fast alle Themen wurden sehr kontrovers und emotional diskutiert. Dabei war die Tagesordnung mit 14 Punkten gar nicht so lang. Aber die Themen hatten es in sich. Unter anderem wurde der Flächennutzungsplan verhandelt.

Daran hatte das Team um Planer Hans-Joachim Bothe monatelang gearbeitet. Entsprechend ausführlich erläuterte er Details und Hintergründe. In der anschließenden Diskussion ging es aber weniger um die geplante Flächennutzung etwa für Wohnen und Gewerbe als um die Windkraftanlagen, für die die Stadt zwar keine Flächen zur Verfügung stellen wird. Aber mehrere Stadträte verlangten, dass im Plan die maximale Höhe der Anlagen vorgegeben wird. Dies führte zu einer längeren Diskussion, an der sich auch Bürger beteiligten.

Kontrovers Diskussionen zu Edeka und zum Vereinshaus

Viel Diskussionsbedarf gab es auch zum Haushaltsplan 2024, der Ende Februar vorgestellt wurde und zu dem eine Gruppe von Stadträten eine Reihe von Änderungsanträgen eingereicht hatte. Diese wurden ebenfalls ausführlich behandelt. Dabei ging es unter anderem um das weitere Vorgehen der Stadt in Sachen Einkaufsmarkt. Diesen hatte Glashütte vor genau zwei Jahren verloren, als sich Edeka aus der Kernstadt zurückzog. Kontrovers diskutiert wurden auch die weiteren Schritte zur Schaffung eines Stadt- und Vereinshauses in der Kernstadt.

Kurz vor Mitternacht - einige Stadträte hatten sichtlich mit der Müdigkeit zu kämpfen - kam dann noch ein weiteres Reizthema zur Sprache: das alte Stadtbad im Prießnitztal, mit dem nicht wenige schöne Kindheits- und Jugenderinnerungen verbinden.

Um 0.38 Uhr beendete Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) nach sechs Stunden die Sitzung. Damit überboten die Räte den Rekord vom März 2022, als der öffentliche Teil um 23.22 Uhr beendet wurde. Damals gab es - wegen der Auflagen der Corona-Schutzverordnung - längere Lüftungspausen. Diese wurden am Dienstag zwar nicht eingelegt. Dennoch wurden nicht nur zwischendurch die Fenster des Sitzungssaales geöffnet, sondern auf Anregung des Bürgermeisters auch zwei ganz normale kurze Pausen eingeschoben. Und die nutzten die Stadträte nicht nur, um sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Einige verschwanden für eine Zigarettenpause.

Am Ende: Ein Dank an die Hauptamtsleiterin

Fast alle Stadträte hielten schließlich bis zum Ende durch. Die Reihen der Zuschauer lichteten sich allerdings im Laufe der Sitzung: Von den gut 40 Zuschauern hielten nur drei bis zum Schluss durch. Und das dürfte auch seinen Grund gehabt haben: Alle drei werden im Juni für den Stadtrat kandidieren.

Überraschend auch: Trotz der langen Debatten gab es beim letzten Tagesordnungspunkt des öffentlichen Teils, Anfragen der Stadträte, wider Erwarten doch noch eine Wortmeldung. Steffen Barthel (Wählervereinigung Johnsbach) bedankte sich im Namen des Stadtrates bei Hauptamtsleiterin Julienne Döring. Diese musste nicht nur einige Male Hinweise zum rechtlichen Vorgehen geben, sondern auch besonders aufmerksam zuhören, da sie das Protokoll dieser Marathonsitzung zu schreiben hatte.