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Reinhardtsgrimma: Nach 27 Jahren Abschied von der Kanzel

Pfarrer Johannes Keller ist mit alternativen Ideen aufgefallen. Jetzt geht er in den Ruhestand. In der Gemeinde wird das bedauert.

Von Maik Brückner
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Pfarrer Johannes Keller geht nach 27 Jahren Dienst in Reinhardtsgrimma in den Ruhestand. Zurück in seine Heimat Hessen geht er aber nicht.
Pfarrer Johannes Keller geht nach 27 Jahren Dienst in Reinhardtsgrimma in den Ruhestand. Zurück in seine Heimat Hessen geht er aber nicht. © freier Fotograf

Ohne Frage: Pfarrer Johannes Keller hat die Region geprägt. Seit 27 Jahren ist er in Reinhardtsgrimma tätig. Ende des Monats verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Der Gemeinde wird er fehlen. "Er hat immer ein offenes Ohr für uns gehabt", sagt Anke Eichler, die viele Jahre als Kirchenvorstandsmitglied mit ihm zusammengearbeitet hat. Keller habe es verstanden, jeden mit einzubeziehen. "Seine Predigten waren hervorragend." Von der Kanzel aus habe er nicht die verbale Keule geschwungen. Mit seinen Worten habe er vielmehr die Leute dort abgeholt, wo sie gerade waren. Er habe gewusst, was die Menschen bewegt, was sie bedrückt. "Das ist der Vorteil von einem Pfarrer, der lange an einem Ort wirkt", sagt die Reinhardtsgrimmaerin.

Unvergessen ist sein Engagement in Schlottwitz. Dort gehörte er zu den Initiatoren der Begegnungsstätte Boot. Pfarrer Keller, der auch der erste Leiter des Hauses war, konnte es dank vielfältiger Unterstützung 2005 einweihen. Das Boot wurde ein Ort für den gemeinsamen Austausch. Mit dem Haus bekam auch das Vereinsleben neuen Schwung. Inzwischen gehört das Haus der Stadt, der Heimatverein bewirtschaftet es.

Johannes Keller, Jahrgang 1956, stammt aus Herborn in Hessen. In Heidelberg und Tübingen studierte er Theologie. In Tübingen lernte er auch seine Frau Kristin kennen. Nach dem Studium führte ihn sein Berufsweg zunächst nach Hessen zurück. Via Inserat suchte er eine neue Stelle, es meldeten sich mehrere Kirchenvorstände aus den östlichen Bundesländern. Schließlich entschied sich Keller, als Pfarrer nach Reinhardtsgrimma zu ziehen. Seit 1995 wohnt er hier mit seiner Familie. Seit 1999 betreut er als Pfarrer auch die Kirchgemeinde Glashütte.

Lob für alternative Ideen

Sein Altenberger Amtskollege David Keller, mit dem er übrigens nicht verwandt ist, lobt ihn für seine alternativen Ideen, wie für den zuletzt installierten Gottesdienst "Atempause". Aufgefallen ist Johannes Keller auch, da er sich über mehrere Jahre ehrenamtlich als Betreuter um einen geistig und sprachbehinderten Reinhardtsgrimmaer kümmerte.

Von seinen Wegbegleitern, seinen Kollegen, Mitarbeitern und den Kirchgemeindemitgliedern hat sich Johannes Keller bereits Mitte März bei einem Gottesdienst verabschiedet, der von der Superintendentin Hiltrud Anacker geleitet wurde. Nach dem Gottesdienst wurde Johannes Keller, der in seiner Reinhardtsgrimmaer Zeit über 20 Jahrgänge konfirmiert hat, von vielen Konfirmierten verabschiedet. Sie gaben ihm ganz persönlich Wünsche mit auf dem Weg.

Dass sich Johannes Keller in den Ruhestand verabschiedet, sei schmerzlich, sagt der Altenberger Pfarrer. Denn seine Stelle wird nicht wieder besetzt. In der vereinigten Kirchgemeinde Glashütte, zu der die ehemaligen Kirchgemeinden Reinhardtsgrimma, Johnsbach, Dittersdorf, Bärenstein und Glashütte gehören, ist nun Pfarrer Uwe Liewald alleiniger Seelsorger. Da sich der Pfarrer aber gerade in einer 1,5-jährigen Elternzeit befindet, arbeitet er nur die Hälfte der üblichen Zeit. "Das ist natürlich eine große Herausforderung für das Gemeindeleben", sagt David Keller.

Kleiner Trost für die Christen in Reinhardtsgrimma: Weil kein neuer Pfarrer nachrückt, kann Johannes Keller weiterhin im Pfarrhaus wohnen. "Als Ansprechpartner vor Ort stehe ich gerne weiterhin zur Verfügung", verspricht er in seinem Abschiedswort. "Es ist also nur ein Abschied vom kirchlichen Dienst, nicht aber ein Abschied von den vielen Menschen, die wir im Laufe der 27 Jahre hier, in Johnsbach, Bärenstein, Dittersdorf und Glashütte lieben und schätzen gelernt haben." Diese Begegnungen seien ihm sehr wertvoll gewesen. Mit seiner Familie freut er sich auf die Jahre, die ihnen durch die Gnade Gottes noch geschenkt werden. "Auch unsere Zeit steht in Gottes Händen!"