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Tiere misshandelt: Haftstrafe gegen Hundezüchterin in Glashütte

Kaum Wasser, schlechtes Futter, kein Auslauf: 31 Tiere hat eine Dresdnerin unter widrigen Umständen in einer Wohnung in Glashütte gehalten, um an Geld zu kommen. Das hat nun Folgen.

Von Annett Heyse & Gunnar Klehm
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Die beschlagnahmten Tiere, vor allem mehrere Bolonka Zwetna, kamen zunächst im Tierheim Freital unter.
Die beschlagnahmten Tiere, vor allem mehrere Bolonka Zwetna, kamen zunächst im Tierheim Freital unter. © Bildstelle

Dunkle Knopfaugen, lockiges Fell und gerade einmal so groß, dass sie in zwei Hände passen - die Welpen der Rasse Bolonka Zwetna erobern die Herzen von Hundeliebhabern schnell. Da passen die Fotos, die die Staatsanwaltschaft Dresden am Freitag präsentierte, so gar nicht ins Bild.

Auf denen werden die Hunde von Beamten als Beweismittel in die Kamera gehalten, neben manchen Tieren sind Zahlentafeln zu sehen, damit man die Fotos später noch den Tieren zuordnen kann. Es wirkt nicht nur wie in einem Krimi, es ist ein Krimi, der sich schon vor einem halben Jahr in Glashütte abspielte und mit dem die Behörden nun an die Öffentlichkeit gingen.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen eine 39-Jährige, ein vernachlässigtes Grundstück und 31 Hunde, darunter viele Bolonka-Welpen.

Schnauzen verbunden, damit die Hunde nicht bellen

Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau, die in Dresden lebt, vor, die Tiere ohne Erlaubnis in einer Wohnung in Glashütte gezüchtet zu haben - unter extrem schlechten Bedingungen. "Die Hunde waren in einem unzureichenden Pflege- und Ernährungszustand, hatten kein oder nur stark verschmutztes Trinkwasser, keinen oder nur völlig unzureichenden Auslauf, keinen Platz und keine trockenen, sauberen Liegeflächen. Hierdurch litten die Hunde unter länger anhaltenden oder sich wiederholenden erheblichen Schmerzen", teilte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, mit.

Einer der Welpen, die in Glashütte im September 2022 bei der illegalen Züchterin gefunden und gerettet wurden.
Einer der Welpen, die in Glashütte im September 2022 bei der illegalen Züchterin gefunden und gerettet wurden. © Foto: Staatsanwaltschaft Dresden

Teilweise seien die Tiere über mehrere Stunden in Tierboxen untergebracht worden, in denen sie sich nicht hätten bewegen können. Einigen Hunden soll die Beschuldigte über mehrere Stunden einen Maulkorb oder eine Maulschlinge angelegt haben, um das Bellen zu unterbinden.

Was der Jurist schildert, klingt schon furchtbar genug. Jemand, der seitens des Dresdner Veterinäramtes in den Fall einbezogen war, wird genauer. "Das ganze Grundstück war völlig verdreckt und verwahrlost. In einem Stall lagen Tierskelette. Die Hunde wurden dort gezüchtet, um viel Geld mit ihnen zu machen." Speziell die Rasse Bolonka Zwetna erfreut sich steigender Beliebtheit. Um die 1.500 Euro und mehr pro Tier lassen sich erzielen.

Für den Verkauf auf Hochglanz gebracht

Aufgeflogen war die illegale Zucht am 29. September 2022. Ob durch Zufall oder ob es einen Hinweis gab, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Fakt ist: Zu dem Zeitpunkt und seit mindestens 15 Tagen lebten 31 Hunde verschiedener Rassen in der Glashütter Wohnung. "Alle Hunde befanden sich in einem schlechten Pflegezustand und litten teilweise an verschiedenen Erkrankungen, die durch die schlechten Haltungsbedingungen verursacht oder zumindest begünstigt worden waren", heißt es seitens der Staatsanwaltschaft weiter.

Kann man selbst mit solchen Tieren wirklich Geld verdienen? Kann man, heißt es beim Dresdner Veterinäramt. Die Züchterin habe die Tiere im Internet angepriesen und dazu eine schicke Homepage unterhalten. "Das war eine perfekte Fassade. Dort wurden die Tiere, auf Hochglanz gebracht, präsentiert - mit gefälschten Biografien, Stammbäumen und Papieren."

Man befürchtet, dass die Frau noch viel mehr als die Ende September gefundenen Hunde gezüchtet hat. Möglicherweise lief das Geschäft seit Monaten oder gar Jahren. Sollte das der Fall sein, muss die Frau höchst professionell vorgegangen sein, dass sie lange nicht auffiel. Sie sei nicht vorbestraft, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Tierheim-Mitarbeiter sind über den Fall entsetzt

Die geretteten Tiere kamen erst mal im Tierheim Freital unter. 21 Hunde der kleinen Rassen sofort, die zehn größeren etwas später. Bei den Kleinen ging die Vermittlung in gute Hände relativ schnell. "Nur einer ist noch auf einer Pflegestelle. Er ist immer noch so verängstigt, dass er sich kaum anfassen lässt", sagt Tierheimchefin Regina Barthel-Marr. Da müssten ihre erfahrenen Mitarbeiter noch sehr behutsam vorgehen, um auch ihn "zu knacken" und damit er sich irgendwann wieder Menschen anvertraut, wie sie sagt.

Bei den größeren Hunderassen handelt es sich etwa um Huskys und eine Gruppe Leonberger. Letztere gelten als sehr gelassen. Ihr gesundheitlicher Zustand war zum Teil jedoch sehr schlecht. Die Tiere brauchten erst mal eine tiermedizinische Behandlung, sind inzwischen aber wieder fit. Das Tierheim sucht hier noch nach einem neuen Zuhause für die Tiere, die möglichst nicht einzeln vermittelt werden sollen.

Dieser Fall ist für die Leute vom Tierheim, die schon viel Tierleid erlebt haben, immer noch einer der schlimmsten der letzten Jahre. "Das ist ein ganz trauriger Fall, den wir so noch nie hatten und hoffentlich auch nie wieder haben werden", sagt Barthel-Marr.

Die 39-jährige Züchterin muss sich dafür nun verantworten, schweigt jedoch zu den Vorwürfen. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, habe man beim Amtsgericht Dippoldiswalde einen Strafbefehl beantragt. Es geht um sechs Monate Haft, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollen. Außerdem wird der Beschuldigten für die Dauer von drei Jahren das Halten, Betreuen, den Handel sowie der sonstige berufsmäßige Umgang mit Tieren jeder Art verboten.