Am 4. Mai wird zum ersten Mal die Görlitzer Rede "Tacheles" in der Synagoge gehalten. Patricia Schlesinger, ARD-Vorsitzende und Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, macht den Auftakt. Die Idee zu diesem Veranstaltungsformat hatte der Förderkreis Görlitzer Synagoge. Mit dessen Vorsitzendem, Markus Bauer, sprach die SZ.
Herr Bauer, wie kam es zur Idee der Görlitzer Rede "Tacheles"?
Wir haben die Hoffnung, dass die Görlitzer Rede zu einer jährlich wiederkehrenden Veranstaltung wird und dabei helfen kann, das Kulturangebot der Synagoge zu profilieren. Das Veranstaltungsprogramm der Synagoge entsteht ja etwas planlos, je nachdem, welche Veranstalter das Haus buchen. Deshalb finde ich es wichtig, dass es einen roten Faden im Programmangebot gibt. Und aus meiner Sicht ist das die Beziehung zur Synagoge und ihrer ursprünglichen Bestimmung. Die Synagoge soll nicht nur ein Ort von Tagungen, Kongressen oder Konzerten sein, sondern auch ein Ort der Reflexion über Geschichte und Gegenwart.
Und das erhoffen Sie sich gleich zum Auftakt der Görlitzer Rede durch die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger?
Wir hoffen ja. Aus meiner Sicht ist Frau Schlesinger eine ideale Wahl. Sie ist eine kluge, erfahrene Frau, Journalistin, Intendantin des rbb, sie steht mitten im öffentlichen Leben, und sie ist eine Frau, die etwas zu sagen hat. Und nicht zuletzt ist sie die Enkelin eines Görlitzers, der im Dritten Reich wegen seiner jüdischen Abstammung verfolgt wurde. Sie ist der Stadt und auch der Synagoge sehr verbunden.
Hat Frau Schlesinger gleich zugesagt?
Ja, das hat sie, und das hat uns als Förderkreis Görlitzer Synagoge sehr gefreut.
Worüber wird sie sprechen?
Wir haben ihr keine Vorgaben gemacht, nur den allgemeinen Rahmen. Aber ich denke, dass Ihre Rede einen Bezug zum Veranstaltungsort haben wird und sich dadurch auch von ähnlichen Formaten wie den Dresdner Reden im Schauspielhaus unterscheiden wird. Sie ist frei in der Wahl ihres Themas. Für die Görlitzer Reden kommt ein breites Spektrum von Themen infrage: Verortung des Judentums in Deutschland, Toleranz und Intoleranz, Lehren aus der Geschichte und wie wir sie an nachfolgende Generationen weitergeben können und manches mehr. Die Geschichte der Synagoge ist ein idealer Ausgangspunkt, um zu aktuellen, kontroversen Fragen unserer Zeit zu sprechen.
Wen wollen Sie mit diesem Format ansprechen: die Eliten oder auch die breite Masse?
Wenn es gut läuft, soll es ein Ereignis für Görlitz sein, das durchaus vergleichbar mit der Verleihung des Internationalen Brückepreises Görlitz/Zgorzelec sein wird, für die es ja auch ein großes Interesse gibt und die viele auf keinen Fall versäumen wollen.
Hinweis: Kostenlose Eintrittskarten gibt es ab Dienstag im DDV-Lokal, Obermarkt 29. Die Veranstaltung findet am 4. Mai, 19 Uhr, in der Görlitzer Synagoge statt.