SZ + Görlitz
Merken

Bundespolizei Görlitz erhält Neubau für beschlagnahmte Gegenstände

Mobiltelefon, Machete, Drogen, Kleintransporter - die Asservatenkammer der Bundespolizei in Ludwigsdorf ist gut gefüllt. Doch nun soll es einen Neubau geben.

Von Matthias Klaus
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Michael Engler, Pressesprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf: Hier in diesen Regalen der Asservatenkammer wurde das 5000. Handy eingelagert.
Michael Engler, Pressesprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf: Hier in diesen Regalen der Asservatenkammer wurde das 5000. Handy eingelagert. © Martin Schneider

Ein Grund zum Feiern ist es sicher nicht. Dennoch, in der Asservatenkammer der Bundespolizei in Ludwigsdorf gibt es ein Jubiläum in diesem Monat. Im April wurde hier das 5.000 Handy eingeliefert, seit Beginn der zunehmenden Migration 2021. "Handys wurden seither in großen Mengen sichergestellt", sagt Nico Hennig. Er ist Polizeihauptmeister und einer von vier Personen, die sich um all das kümmern, sortieren, was die Kollegen von ihren Aufgriffen an meist illegalen Dingen mitbringen.

Schicksal der eingezogenen Handys ungewiss

Handys werden sowohl von Schleusern als auch den Geschleusten eingezogen. Derzeit liegen noch etwa 1.700 der Mobiltelefone bei der Bundespolizei in Ludwigsdorf. Die Daten darauf werden vor Ort ausgewertet, zuweilen müssen auch Experten in Berlin einspringen. Das Schicksal der Handys ist am Ende unterschiedlich. Geschleuste bekommen es in vielen Fällen zurück. Anders sieht es bei Telefonen aus, die Schleuser benutzten. Dann hat die Staatsanwaltschaft ein Auge darauf, entscheidet nach Ausgang des Gerichtsverfahrens, ob es nach der Auswertung zurückgegeben oder zerstört wird.

Schlagring, Machete und Softair-Gewehr, drei Dinge aus der Asservatenkammer der Bundespolizei Ludwigsdorf.
Schlagring, Machete und Softair-Gewehr, drei Dinge aus der Asservatenkammer der Bundespolizei Ludwigsdorf. © Martin Schneider

In der Asservatenkammer in Ludwigsdorf sind die Mobiltelefone in Kartons sortiert, jedes einzelne zudem noch eingetütet, beschriftet. Für sie gibt es einen separaten Raum bei der Bundespolizeidirektion. Denn die Asservatenkammer umfasst gleich mehrere Räumlichkeiten. Nebenan beispielsweise liegen eine Softair-Waffe, eine Machete und ein Schlagring im Regal. Aber auch ein Holzknüppel, Reizgas und Luftgewehre. All das eben, was die Bundespolizisten während ihrer Kontrollen finden. Nico Hennig öffnet einen Stahlschrank. Es riecht leicht süßlich. BTM, Betäubungsmittel, Drogen, sind hier eingelagert. Für die etwas Härteren gibt es einen Schrank im Schrank. Den lässt Nico Hennig zu.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

"In der Asservatenkammer sind all diese Dinge vor Verlust geschützt, vor Beschädigung und Zerstörung", sagt der Polizeihauptmeister. Denn meist spielen sie in Gerichtsverhandlungen noch eine Rolle, werden zum Teil auch kriminaltechnisch untersucht. Scharfe Waffen lagern in der Asservatenkammer nicht.

Inhalt der Asservatenkammer wechselt

Dieses ständig den Inhalt wechselnde Archiv der Bundespolizei Ludwigsdorf befindet sich südlich der Autobahn. Im Gebäude dort haben auch Ermittler ihren Sitz. Nördlich der Autobahn sind die Beamten untergebracht, die sich unter anderem mit der Erfassung der Daten der Migranten befassen. Die Bundespolizei ist an der Nahtstelle zu Polen sozusagen durch die A4 zweigeteilt. Es gibt eine Verbindung per Auto und zu Fuß unter der Autobahn hindurch. Und: Die Zweiteilung soll irgendwann vorbei sein. Denn derzeit entsteht im Nordteil des Polizeigeländes ein Neubau. Dorthin sollen die Kollegen aus dem südlichen Teil ziehen.

Noch ist der Rohbau zu sehen. Eine Bautafel verkündet, dass bis Ende 2025 der Neubau samt Verbindung zum bestehenden Gebäude fertig sein soll. Gleich in der Nähe des Neubaus gibt es einen besonderen Parkplatz. Knapp 20 Fahrzeuge stehen hier. Mehrere Kleintransporter sind abgestellt, Pkw, manche in doch leicht marodem Zustand. Die meisten haben polnische Kennzeichen, ein paar ungarische. Es sind Schleuserfahrzeuge. Auch hier gibt es ein Jubiläum. Bundespolizeisprecher Michael Engler zeigt auf einen Citroen-Transporter. "Der steht jetzt fast genau ein Jahr hier", sagt er.

Michael Engler, Pressesprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf, zeigt beschlagnahmte Schleuserautos: Dieser Citroen steht jetzt seit einem Jahr hier.
Michael Engler, Pressesprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf, zeigt beschlagnahmte Schleuserautos: Dieser Citroen steht jetzt seit einem Jahr hier. © Martin Schneider

Der Citroen wurde damals in Markersdorf gestoppt. Bereits auf der B6 etwa in Höhe des Görlitzer Flugplatzes war das Fahrzeug aufgefallen. "Die hintere Tür ging immer wieder auf. Wahrscheinlich, um frische Luft hereinzulassen", so Michael Engler. Der Fahrer gab Gas. Erst in Markersdorf stoppten ihn ein Baum und ein Polizeifahrzeug. Der Citroen wurde dazwischen eingeklemmt. 29 Menschen kamen heraus, Männer, Frauen, Kinder, das jüngste fünf Monate alt. "Der Fahrer gab sich erst als Palästinenser aus. Aber es handelte sich um einen Syrer", sagt Michael Engler.

So sieht der Parkplatz mit Schleuserautos von oben aus.
So sieht der Parkplatz mit Schleuserautos von oben aus. © Bundespolizei

Der Pressesprecher der Bundespolizei kann zu jedem Auto hier eine Geschichte erzählen. "Eigentlich kann man das zu jedem Stück, dass bei uns in der Asservatenkammer lagert", sagt Nico Hennig. Er ist mit seinen Kollegen auch für die Autos auf dem Schleuser-Parkplatz zuständig.

Warten auf die Freigabe der Staatsanwaltschaft

Was aus dem Citroen und den anderen Fahrzeugen wird, ist derzeit noch unklar. Rein materiell sind sie meist nicht viel wert. Auch da ist es ähnlich wie bei den Handys: warten auf die Freigabe der Staatsanwaltschaft. "Fahrzeuge, die von Mietfirmen stammen, werden natürlich so schnell wie möglich zurückgegeben", sagt Nico Hennig. Wenn ansonsten kein Halter festzustellen ist, gehen die anderen Mobile in eine Online-Versteigerung. Oder werden verschrottet.

Leer wird der Parkplatz bei der anhaltenden Migrantensituation auf absehbare Zeit sicher nicht - ebenso wenig, wie der "Friedhof" der Schleuserhandys in der Asservatenkammer der Bundespolizei in Ludwigsdorf.