SZ + Görlitz
Merken

Diebstahl in Hotels: Was Gäste in Görlitz mitgehen lassen

Fehlt mal ein Bademantel oder ein Pfefferstreuer, ist das für das Hotelpersonal Alltag. Aber es sind auch ungewöhnlichere Dinge, die in Görlitzer Hotels gestohlen wurden.

Von Jonas Niesmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Empfangsmitarbeiterin Ewa Kubica mit dem Schild des Tuchmacher-Hotels in Görlitz. Dass es heute wieder an seinem Platz hängt, ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken.
Empfangsmitarbeiterin Ewa Kubica mit dem Schild des Tuchmacher-Hotels in Görlitz. Dass es heute wieder an seinem Platz hängt, ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken. © Martin Schneider

Eine fantastisch erhaltene historische Altstadt, wunderbare Natur direkt vor der Haustür. Görlitz ist ein Touristenmagnet – und hat deshalb auch viele Hotels. Meist wird darüber gesprochen, wie die Gäste ihren Aufenthalt bewerten. Aber was sagen die Hoteliers über ihre Gäste?

Als Erstes will man natürlich gerne wissen, wie sich die Bundespolizisten aufführen, die zu Grenzkontrollen in Görlitz stationiert sind. Gibt es etwa nach der Schicht ausschweifenden Gelage? Doch das Parkhotel Görlitz, in dem viele der Beamten untergebracht sind, kann so etwas nicht bestätigen: "Die Polizisten sind alle absolut vernünftig und freuen sich einfach, nach einer langen Schicht etwas zu essen zu kriegen", erzählt der Portier.

Auch sonst würden bei ihm im Hotel Gäste nur selten etwas mitnehmen, was ihnen nicht gehört. Bademäntel seien da schon das Schlimmste. Er kann aber davon berichten, wie er mal in einem Hotel in Bayern gearbeitet hat und ein Gast gleich den ganzen Fernseher im Hotelzimmer abmontiert und durch das Fenster abgeseilt hat. Danach sei er verschwunden, ohne zu bezahlen. Auch andere werden noch berichten, von solchen Fällen gehört zu haben – Fernseher gehören wohl zu durchaus beliebtem Diebesgut in Hotels.

In Görlitz scheint es solche Fälle noch nicht gegeben zu haben. Im Hotel zum Firstenstein vermisst man dafür gelegentlich mal einen Pfefferstreuer oder eines der schönen Cocktailgläser. "Da redet man dann unter den Kollegen später natürlich schon drüber, wer an dem Platz saß", erzählt Inhaberin Heike Hauffe. Wegen so etwas telefoniere man aber keinem Gast hinterher. Anders ist das schon, wenn nach dem Auschecken der Zimmerschlüssel fehlt. "Das kommt tatsächlich häufiger vor", sagt Hauffe, und da müsse man dann schon recherchieren, weil die Schlüssel nicht so einfach zu ersetzen sind. In den meisten Fällen klärt sich das Versehen aber auf, und die Gäste schicken den Schlüssel per Post oder kommen nochmal vorbei.

"Ein paar Elstern gibt es immer!"

Auch das Hotel Obermühle hat es noch nicht schlimm getroffen. "Wir haben ja absichtlich nichts Wertvolles auf den Zimmern, ein paar Elstern gibt es immer", sagt Inhaber Jörg Daubner. Früher lagen dort aber besonders schöne Gästemappen aus, mit dem Logo der alten Mühle vorne drauf und extra vom Buchbinder gefertigt. 25 Euro habe das Stück gekostet, sagt Daubner. Die haben den Geschmack der Gäste wohl etwas zu gut getroffen, gleich mehrere sind aus den Zimmern verschwunden. Irgendwann hat Daubner sie dann durch billigere Mappen ersetzt.

Doch auch in Görlitz kommt es vor, dass Gäste mehr als nur ein paar lustige Andenken einstecken. Der Inhaber des Hotels Silesia, Burkhard Kämmerer, berichtet, wie sich einmal eine Gruppe junger Leute eingebucht hatte und dann Geld und Kreditkarten anderer Gäste mitgehen ließen, die in öffentlichen Bereichen herumlagen. Den Schaden ersetzte die Versicherung.

Wenn man schon resigniert denkt, in Görlitz wird wohl gar nichts Überraschendes oder Lustiges gestohlen, hat man noch nicht im Hotel Tuchmacher nachgefragt. "Na klar," sagt die junge Frau am Empfang und lacht, "zum Beispiel die großen Büsche vor dem Eingang." Die seien eines Tages mitsamt Topf weg gewesen. Auch die Geschichte von dem Schild über der Rezeption, auf dem der Name 'Romantik-Hotel Tuchmacher' eingraviert ist, erzählt man sich in der Belegschaft bis heute. Das war plötzlich einfach nicht mehr da, keiner weiß, wie es dem Dieb gelungen ist. Eine ganze Weile später tauchte es dann auf einem Schrottplatz wieder auf. Heute hängt das Schild wieder an seinem Platz.

Und dann, vielleicht das skurrilste unter den Beutestücken der Görlitzer Hotelgäste, ist da noch das gerahmte Foto von Tuchmacher-Inhaber Martin Vits mit seiner Familie. Das hing mal in einem der Hotelflure – und war eines Tages verschwunden. Wer weiß – vielleicht taucht es in ein paar Jahren ja auf einem Flohmarkt auf.