Görlitz
Merken

Kein Eis mehr: 300 Kilogramm schwere Eismaschine in Markersdorf geklaut

Kriminelle verursachten bei der Markersdorfer Eistankstelle einen hohen Schaden. Das Geschäft musste vorzeitig schließen. Der Diebstahl ist mysteriös.

Von Constanze Junghanß
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Patrick Kunth ist sauer: In der Nacht von Sonntag zu Montag verursachten dreiste Diebe einen hohen Schaden.
Patrick Kunth ist sauer: In der Nacht von Sonntag zu Montag verursachten dreiste Diebe einen hohen Schaden. © Fotos: Constanze Junghanß

„Hallo Eisfreunde, aufgrund von ungebetenem Besuch in der letzten Nacht müssen wir unsere Eissaison unerwartet beenden.“ Mit dem Satz umschreibt Huckaufs Eistankstelle vorsichtig das Geschehen auf Facebook. Dabei sitzt der Schock tief und die Verunsicherung ist groß. Als Patrick Kunth am Montagmorgen die Eistankstelle in Markersdorf aufschließen und die Eismaschine in Gang bringen wollte, war es schon zu spät.

Der 28-Jährige sah, dass die Tür bereits offen stand und erschrak: Der Tresen völlig demoliert, von den Maschinen fehlte jede Spur. Auf dem Fußboden und da, wo in der Regel die Behälter für Vanille-, Erdbeer-, Schokoeis und Co. stehen, liegt am Dienstag noch immer eine unbekannte, weiße Schicht, „wie Farbpulver“ verstreut oder versprüht über allem, was noch an Resten da ist. Das ist nicht mehr viel. Den Slush-Bereiter haben die Diebe wohl nur deshalb nicht mitgenommen, weil er nicht vollständig war, so die Mutmaßung des Betreibers.

Unbekannte haben die Eistankstelle in der Nacht von Sonntag zu Montag ausgeräumt und zusätzliche Schäden verursacht. „Die Eismaschine ist weg, auch die Sahnemaschine fehlt, der Milchshaker-Mixer und eine Kühlung“, zählt Patrick Kunth auf. Die Eismaschine allein wiegt etwa 300 Kilogramm. Der verursachte Schaden ist hoch. Patrick Kunth beziffert ihn auf etwa 25.000 Euro. „Das müssen mehrere gewesen sein“, sagt der junge Mann.

Die Eistankstelle ist ein Verkaufswagen genau gegenüber des Dorfmuseums und der Haltestelle, direkt an der Bundesstraße B6 im bewohnten Gebiet. Viele Autos fahren da lang, in der Nähe steht ein stationärer Blitzer. Vor drei Jahren eröffnete Matthias Huckauf mit seinem Sohn Patrick als Angestellten die Eisbude im Dorf, die sich seitdem wachsender Beliebtheit erfreut. Vor allem bei schönem Wetter kommen die Kunden in Scharen. „Diese Saison ist gut gelaufen“, schätzt Matthias Huckauf ein. Er betreibt zugleich den gleichnamigen Kinderfahrspaß, mit dem er zu Feiern und Festen in der Region und auf dem Görlitzer Weihnachtsmarkt unterwegs ist. Das soll trotz des Vorfalls auch in diesem Jahr so bleiben, der Kinderfahrspaß ist von dem Diebstahl nicht betroffen.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Ein vorzeitiges Ende jedoch gibt es beim Eisverkauf. „Wir wollten ursprünglich noch bis zum kommenden Wochenende weitermachen, müssen ungewollt die Eissaison beenden“, sagt Patrick Kuhnt. Wie es nun weiter geht? Kuhnt und sein Vater zucken die Schultern. Der Versicherung wurde der Schaden gemeldet. Und selbstverständlich die Polizei eingeschaltet, die das gegenüber der SZ bestätigt. Vom Polizeirevier Görlitz heißt es, dass die Geschädigten Anzeige gestellt haben und Ermittlungen aufgenommen wurden. Patrick Kuhnt und sein Vater können sich schwerlich vorstellen, dass von dem dreisten Diebstahl mitten im Ort und an der viel befahrenen Straße tatsächlich niemand etwas mitbekommen hat. „Falls es Zeugen gibt, können diese sich gern bei uns oder natürlich bei der Polizei melden“, sagt Matthias Huckauf.

Im Wagen haben die Kriminellen eine unbekannte weiße Substanz hinterlassen, vielleicht um Spuren zu verwischen.
Im Wagen haben die Kriminellen eine unbekannte weiße Substanz hinterlassen, vielleicht um Spuren zu verwischen. © Fotos: Constanze Junghanß

Was es mit der weißen Substanz auf sich hat, steht im Moment nicht fest. Die Markersdorfer vermuten, dass mit der Substanz die Spuren verwischt werden sollten. „Man sah am Montag weder einen Fuß- noch einen Fingerabdruck, alles war voll mit diesem weißlichen Zeug“, beschreibt Patrick Kunth. Auch die Tür der Eistankstelle habe keine Aufbruchspuren gezeigt. „Wir vermuten, die Täter sind hinten über die Klappe eingestiegen“, sagt der 28-Jährige. Selbst Reifenabdrücke auf der Wiese fehlten. Möglicherweise stellten die Kriminellen ihr Fahrzeug auf dem direkt daneben befindlichen Gehweg oder auf der Straße ab.

So oder so sei das alles neben dem materiellen Schaden und dem Eindringen in die Privatsphäre ein wenig mysteriös, findet der Inhaber. Und hinterlasse ein mulmiges Gefühl. „Wer klaut schon eine schwere Eismaschine und Zubehör für die Eisproduktion?“, fragen sich Patrick Kunth und sein Vater. Die Flinte ins Korn werfen wollen die beiden aber nicht. Im kommenden Jahr soll die Eistankstelle neu eröffnet werden. Sie gilt gerade in den Sommermonaten als beliebtes Ausflugsziel nicht nur für die Markersdorfer, sondern auch für viele Besucher aus dem ganzen Kreisgebiet.