SZ + Görlitz
Merken

Endlich wieder Mittelalterflair in Görlitz

In einer Woche beginnt das Altstadtfest. Nachdem es zweimal wegen Corona ausfallen musste, ist die Vorfreude jetzt bei allen Beteiligten umso größer.

Von Ines Eifler
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Altstadtfest steht vor der Tür. Zuletzt kamen dafür 2019 Tausende in die Stadt.
Das Altstadtfest steht vor der Tür. Zuletzt kamen dafür 2019 Tausende in die Stadt. © Nikolai Schmidt

Die Görlitzer Altstadtwirte sind mittendrin, mehrere Bürgerinitiativen bereichern das Fest. Und zahlreiche Bands und Ensembles machen bei dieser größten Görlitzer Großveranstaltung Musik. Bas Dankers, Mitinhaber und Geschäftsführer des Horschel am Untermarkt, Alena Beckova, die bei den Fackelsteinern mitwirkt, und Paul Klimke, ein Tenorhornist aus dem Görlitzer Jugendblasorchester, erzählen, warum sie das Fest in den vergangenen zwei Jahren vermisst haben und worauf sie sich dieses Jahr freuen.

Altstadtfest brachte die ersten Stammkunden

Bas Dankers, Betreiber des Restaurants "Horschel" am Untermarkt 1 in Görlitz, bietet beim Altstadtfest Gelegenheit zum Ausruhen.
Bas Dankers, Betreiber des Restaurants "Horschel" am Untermarkt 1 in Görlitz, bietet beim Altstadtfest Gelegenheit zum Ausruhen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Als das Altstadtfest 2019 zum letzten Mal vor der Pandemie stattfand, gab es das "Horschel" auf dem Görlitzer Untermarkt an der Ecke zur Weberstraße noch gar nicht. "Aber wir wussten schon, dass wir einige Monate später eröffnen würden", sagt Bas Dankers, der Betreiber des Anfang 2020 eröffneten Restaurants. Damals richtete er eine Weinbar unterhalb der Treppe zu den Arkaden ein, teilte sich den Ort mit Ralf Richter, der dort an seinem angestammten Platz die beliebte Carari-Rauchwurst verkaufte, und lud die Menschen ein, etwas zu trinken.

"Was macht ihr hier?", hätten viele Altstadtfestbesucher damals gefragt. "Wir kommen aus Amsterdam und werden hier ein Restaurant eröffnen", habe Bas Dankers dann geantwortet. Viele Görlitzer, die über diese Begegnung zum Horschel fanden, seien bis heute seine Stammgäste. "Für uns hat es damals mit dem Altstadtfest angefangen, auch deshalb habe ich es in so guter Erinnerung", sagt der Niederländer. "Außerdem bringt es viele Menschen in die Stadt, ermöglicht zahlreiche Begegnungen und man spürt, wie lebendig Görlitz sein kann."

Beim diesjährigen Altstadtfest wird das Restaurant regulär geöffnet sein. Bas Dankers hat die gesamte Fläche vorm Horschel, die er auch sonst als Terrasse nutzt, für die Standgebühr gemietet, die beim Altstadtfest für öffentliche Flächen fällig wird. Bei dem Trubel gebe es im Festgelände nicht viele Plätze, an denen man sich ausruhen könne. Die Terrasse vorm Horschel biete dafür Gelegenheit.

Mittelalterfeste sind wie Märchen

Alena Beckova, Dolmetscherin und Stadtführerin, ist beim Altstadtfest als Wahrsagerin dabei. Zusammen mit den "Fackelsteinern" ist sie im Rathausinnenhof zu finden.
Alena Beckova, Dolmetscherin und Stadtführerin, ist beim Altstadtfest als Wahrsagerin dabei. Zusammen mit den "Fackelsteinern" ist sie im Rathausinnenhof zu finden. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für Alena Beckova hat das Altstadtfest eine besondere Bedeutung. Denn über die Fackelsteiner, diese Gruppe von Menschen, die das Mittelalter lieben und leben, lernte sie 2016 ihren heutigen Lebensgefährten kennen. Sie selbst ist mit den Fackelsteinern bei verschiedenen Mittelalterfesten als Wahrsagerin unterwegs. Auch beim Görlitzer Altstadtfest wird die gebürtige Tschechin Menschen, die es möchten, aus der Hand lesen.

Hatten die Mittelalterfans rund um den Händler Detlef Hausmann ihr Lager in den ersten Jahren im Zwinger an der Stadtmauer aufgeschlagen, zogen sie für die vergangenen Feste in den Rathausinnenhof. Dort werden sie auch diesmal mit Krämer, Scherenschleifer, Töpfer, Seilerin, Ausschank und "Handleserin Alena aus dem Böhmischen" einen kleinen Handwerkermarkt aufbauen und dazu einladen, Mittelalter mitzuleben. "Es ist wie ein Märchen", sagt Alena Beckova. "Wenn man in diese Mittelalterwelt eintaucht, fühlt man sich wie in einer anderen Zeit."

Normalerweise ist die Betreiberin der Galerie Alena Ecke Langenstraße, Verrätergasse als Stadtführerin in unterschiedlichen Sprachen unterwegs oder arbeitet als Dolmetscherin. Sie kam 2011 aus Tschechien über Spanien, wo sie eine Zeitlang lebte, nach Görlitz, wo es ihr von allen Orten, die sie bisher kennengelernt hat, am besten gefiel – das ist bis heute so geblieben. Als das Altstadtfest ausfiel, hat es ihr gefehlt. "Und wie!", sagt sie. Dass jetzt wieder gefeiert wird: "Wunderbar!"

Musik machen und Freunde treffen

Paul Klimke ist mit seinem Tenorhorn dabei, wenn das Görlitzer Jugendblasorchester zur Eröffnung des Altstadtfests an der Rathaustreppe zum Festumzug startet.
Paul Klimke ist mit seinem Tenorhorn dabei, wenn das Görlitzer Jugendblasorchester zur Eröffnung des Altstadtfests an der Rathaustreppe zum Festumzug startet. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für Jugendliche sind drei Jahre viel Zeit. Als Paul Klimke zum letzten Mal 2019 mit dem Görlitzer Jugendblasorchester beim Altstadtfest gespielt hat, war er 15. Jetzt ist er schon 18, bald zwölfte Klasse am Curiegymnasium und fast erwachsen. Vor drei Jahren spielte er noch Trompete, inzwischen hat er zum wesentlich größeren Tenorhorn gewechselt.

"Ich freue mich sehr darauf, dass wir wieder beim Altstadtfest spielen", sagt er über den Auftritt. Das Jugendblasorchester wird direkt nach der Eröffnung durch Oberbürgermeister Octavian Ursu am Freitag, 17 Uhr den Festumzug von der Rathaustreppe zur Altstadtbrücke anführen. "Einer oder zwei Märsche werden sicher dabei sein", sagt Paul Klimke, "aber auch anderes aus unserem Repertoire." Dazu gehören zum Beispiel Filmmusiken und Arrangements nach Songs von Michael Jackson oder Queen. Genau wird das Programm aber erst nach der Probenwoche feststehen, die dem Altstadtfest vorausgeht.

Doch auch unabhängig von diesem Auftritt freut sich Paul Klimke auf das Altstadtfest, durch das sich die Stadt so vollkommen verwandelt. "Ich gehe gern mit meinen Freunden dahin", sagt er, "und freue mich auf die Konzerte der anderen Görlitzer Bands, die hier spielen, es gibt ja viele." Mit vier Freunden, die ebenfalls Mitglieder des Jugendblasorchesters sind, tritt er selbst manchmal in kleiner Besetzung auf, aber eher bei privaten Feiern und im kleineren Rahmen. "Das Altstadtfest wäre zu groß für uns, doch es kann uns inspirieren."

Eröffnung, Freitag, 26. August, 17 Uhr, Görlitzer Altstadt