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Fußballverein verbreitet traurige Nachricht

Ein junger Mann aus Gersdorf bei Görlitz erkrankt während Corona an Blutkrebs. Fußballverein, Freunde, Familie helfen. Vergebens war das nicht, auch wenn die Krankheit siegt.

Von Sebastian Beutler
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Dieses Foto von Vincent stand bis zuletzt auf der Homepage des Holtendorfer SV.
Dieses Foto von Vincent stand bis zuletzt auf der Homepage des Holtendorfer SV. © Holtendorfer SV

Es war ein langer Kampf. Und er endete ohne Happy End. Vincent aus Gersdorf litt an Leukämie und starb am vergangenen Donnerstag. Das teilte sein Verein, der Holtendorfer SV, am Wochenende zunächst über das soziale Netzwerk Facebook mit. Die Bekundungen der Trauer auf dieser Seite sind überwältigend. Am Montag bestätigte Präsident Holm Kleeberg den Tod auch gegenüber SZ.

Mitten in der Corona-Pandemie erkrankte er im Herbst 2020 an Blutkrebs. Zum zweiten Mal. Schon einmal, eineinhalb Jahre zuvor, diagnostizierten die Ärzte bei ihm diese Krebserkrankung. Damals konnte seine Schwester Karoline Stammzellen spenden. Doch der Krebs kehrte zurück.

Große Hilfsaktion in Holtendorf trotz Corona-Auflagen

Mit diesem Foto rief der Holtendorfer SV zur Typisierungsaktion für seinen Mitspieler auf.
Mit diesem Foto rief der Holtendorfer SV zur Typisierungsaktion für seinen Mitspieler auf. © Holtendorfer SV

Trotz Corona stellten Familie, Verein, Freunde eine Hilfsaktion auf die Beine, um einen passenden Stammzellspender zu finden. Mithilfe des DRKs.

Auch die DKMS, die zentrale Organisation für Stammzellspenden, setzte trotz der strengen Corona-Auflagen ihre Arbeit fort. Denn wie ihre Vorsitzende Elke Neujahr erklärte, "kennt Blutkrebs keine ,Corona-Pause'". Allein 2020 meldeten sich weltweit 700.000 Spender neu an, in Deutschland ließen sich 416.000 Menschen neu registrieren.

Vincents Schwester Karoline (vorn) und Mutter Solveig waren dabei, als sich am Rande eines Benefizturniers 55 Besucher für die Stammzellspendendatei der DKMS registrieren ließen.
Vincents Schwester Karoline (vorn) und Mutter Solveig waren dabei, als sich am Rande eines Benefizturniers 55 Besucher für die Stammzellspendendatei der DKMS registrieren ließen. © Archivfoto: Constanze Junghanß

Darunter waren auch all jene, die sich bei der DRK-Typisierungsaktion für Vincent Anfang November 2020 beteiligten. Die Fußballvereine Holtendorf, Friedersdorf und Gersdorf organisierten ein Benefiz-Fußballturnier, bei dem sich die Gäste registrieren lassen konnten. Maximal 100 Zuschauer durften nur ins Stadion, 55 ließen sich als Stammzellenspender registrieren. Das Görlitzer Unternehmen "Sturm-Events" hatte dafür ein spezielles Hygienekonzept erarbeitet, das auch vom Ordnungsamt grünes Licht bekam. So erhielt das Anliegen unter dem Motto "Wir kämpfen für Vini" große öffentliche Aufmerksamkeit. Ein bisschen Glück gehörte dazu auch: als mit der zweiten Welle die Corona-Auflagen erneut verschärft wurden, wäre eine solche Veranstaltung nicht mehr möglich gewesen.

Und die Hoffnungen wuchsen, als drei Tage später bekannt wurde, dass tatsächlich ein passender Spender in der Datei von DKMS gefunden worden war.

Gedenken wird noch geplant

Am Ende aber waren diese Hoffnungen vergeblich, der Krebs zu stark. Bis zuletzt stand das Foto von Vincent auf der Internetseite des Vereins unter den Mannschaftsmitgliedern der ersten Herrenmannschaft. Bis zuletzt hielten enge Freunde Kontakt zu ihm. Umso größer ist nun die Erschütterung über den frühen Tod und die Verbundenheit mit der Familie, die diesen Schicksalsschlag verkraften muss. Das Mitgefühl ist jetzt vor allem bei ihnen.

Zugleich zeigt Vincents Beispiel, dass es keine Gewähr gibt, dass mit einer Stammzellspende die Krankheit überwunden werden kann. Aber ohne solche Spenden stehen die Chancen noch schlechter. So ist keine umsonst und bleibt die Arbeit der DKMS wertvoll. Denn manch einer, der sich für "Vini" registrieren ließ, wird nun vielleicht für andere Krebskranke ein passender Spender sein können.

Wie dem früheren Verteidiger gedacht werden kann, will der Vereinsvorstand am Mittwoch entscheiden. Möglicherweise bietet die Eröffnung in der Kreisoberliga, wenn Holtendorf auf Friedersdorf trifft, dafür einen geeigneten Rahmen. Zuletzt war der Verteidiger im Herbst 2020 gegen Klitten/Boxberg aufgelaufen. Er wurde 29 Jahre alt.

Anmerkung der Redaktion: Für diesen Beitrag hat die Redaktion nicht die Familie kontaktiert, auch hat die Familie den Artikel nicht initiiert. Der SZ ist es ein tief empfundenes Anliegen zu versichern, dass sie mit dieser Berichterstattung nicht die Privatsphäre verletzten wollte.