SZ + Görlitz
Merken

Görlitzer Klinikum erfüllt Wunsch vieler Patienten

Das Krankenhaus erhielt vor zehn Jahren einen neuen Haupteingang. Der bewährte sich nur teilweise. Im Juni ist er Geschichte.

Von Sebastian Beutler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Noch verrammelt und versperrt, doch bald wieder offen: der alte und künftige neue Haupteingang zum Görlitzer Klinikum.
Noch verrammelt und versperrt, doch bald wieder offen: der alte und künftige neue Haupteingang zum Görlitzer Klinikum. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Es war der absurdeste Pressetermin, zu dem das Städtische Klinikum in den Jahren seit 1990 eingeladen hatte. An einem trüben Novembertag im Jahre 2011 wollte der damalige Geschäftsführer René A. Bostelaar beweisen, dass der alte Haupteingang des Städtischen Klinikums gerade für Senioren und Behinderte völlig ungeeignet ist.

Bilder eines absurden Selbstversuches: Der damalige Geschäftsführer des Städtischen Klinikums geht auf Krücken zum alten Haupteingang hinauf.
Bilder eines absurden Selbstversuches: Der damalige Geschäftsführer des Städtischen Klinikums geht auf Krücken zum alten Haupteingang hinauf. © Archivfoto: Nikolai Schmidt
Wenig später versuchte er auch einen Rollstuhl noch hinaufzuschieben. Nur, um nachzuweisen, dass es einen neuen Haupteingang bedarf am Klinikum. Das ist nun mehr als elf Jahre her.
Wenig später versuchte er auch einen Rollstuhl noch hinaufzuschieben. Nur, um nachzuweisen, dass es einen neuen Haupteingang bedarf am Klinikum. Das ist nun mehr als elf Jahre her. © Archivfoto: Nikolai Schmidt

So schnappte er sich kurzerhand Krücken und stolzierte damit über die steile Rampe zum Aufgang. Anschließend versuchte er auch noch, einen Rollstuhl über dieselbe Strecke zu schieben. Und immer ermunterte er die herbeigerufenen Fotoreporter, doch fleißig auf den Auslöser zu drücken.

Viele Senioren ganz anderer Meinung als Bostelaar

Die Aufnahmen sollten der bleibende Beweis dafür sein, dass der alte Eingang aus der Gründerzeit des Krankenhauses für die neue Zeit nichts taugt und der neue, von Bostelaar gebaute notwendiger denn je war. Ganz von der Hand zu weisen waren die Probleme tatsächlich nicht. Für einen Rollstuhl war die Rampe vor dem alten Haupteingang ein nur schwer zu nehmendes Hindernis, allein war es aussichtslos.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Doch ausgerechnet Senioren, für die doch der neue Eingang so ein Segen sein sollte, äußerten in all den Jahren seitdem immer wieder den Wunsch, der alte Eingang möge doch wieder reaktiviert werden. Denn nicht weit entfernt von ihm befindet sich die Bushaltestelle, die viele von ihnen nutzen. "Wenn man so kniebeschädigt wie ich bin", schrieb erst Ende des vergangenen Jahres eine Leserin an die Sächsische Zeitung, "dann ist es einfach eine Zumutung, 15 bis 20 Minuten zum neuen Eingang laufen zu müssen".

Da zählte es wenig, dass der Parkplatz am Klinikum gleich gegenüber dem neuen Haupteingang war. Seitdem auch das Haus C gebaut ist, ist der neue Haupteingang zudem nicht mehr so gut zu erkennen.

Der neue Haupteingang am Städtischen Klinikum, der bald schon wieder Geschichte ist.
Der neue Haupteingang am Städtischen Klinikum, der bald schon wieder Geschichte ist. ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Doch es zeigte sich noch ein schwerer Nachteil: Der neue Haupteingang widersprach dem gesamten Aufbau des Krankenhauses. Durch den Neubau des Zentralbaus nach 1990 erschloss sich das Klinikum immer über die Magistrale und die führte von der Girbigsdorfer Straße ins Innere des Krankenhauses. Der neue Haupteingang dockte seitlich davon an und verwirrte Besucher und Patienten bei der Orientierung ungemein.

Umbau läuft schon seit Monaten

Der Holländer ist als Geschäftsführer längst Geschichte am Görlitzer Krankenhaus. Und nun wird es auch bald sein neuer Haupteingang sein. Denn schon seit geraumer Zeit saniert und setzt das Krankenhaus sein Hauptgebäude an der Girbigsdorfer Straße instand. Das dauert zwar länger als gedacht, wie jetzt Katja Pietsch, Sprecherin des Krankenhauses, auf Nachfrage der SZ einräumte. "Wir wollten schon längst den neuen alten Haupteingang geöffnet haben", teilt sie mit, "doch es gab erhebliche Bauverzögerungen."

So mussten mehr Decken in dem Gebäude ausgetauscht werden als geplant. Der Denkmalschutz forderte, eine Decke besonders auszugestalten. Das kostete Zeit und Geld. Und schließlich spielte auch die Lage in der Bauwirtschaft seine Rolle: Auf manche Ausschreibung erhielt das Klinikum keine Angebote. Lieferprobleme bei Dämmmaterialien und Lieferverzögerungen bei Teilen für die Heizungs- und Klimaanlagen kamen noch hinzu. Schließlich entschied sich das Krankenhaus auch, dass Dach komplett neu zu bauen.

Kleine Eröffnungsfeier für die Görlitzer möglich

Nun aber ist ein Ende in Sicht. "Derzeit finden Trockenausbau- und Malerarbeiten statt", sagt Katja Pietsch, "der Einbau von Türen und Fußböden sowie die Ausschreibungen für Möbel und Ausstattungen laufen." So sei das Klinikum nun zuversichtlich, dass der Haupteingang im späten zweiten Quartal, vermutlich im Juni in Betrieb genommen werden kann. "Vielleicht sogar mit einer kleinen Eröffnungsfeier im Juni für die Bürger."

Das käme bestimmt gut an. Zumal mit dem alten, neuen Eingang auch die Abteilungen wieder an die Girbigsdorfer Straße rücken, die bislang an dem neuen und dann alten Eingang sich befinden. Also die Pforte, der Empfang, die Patientenaufnahme, die Poststelle, die Kasse, der Friseur, Konferenzräume und Arztzimmer. Auch wurde ein Fahrstuhl eingebaut, sodass der neue Haupteingang barrierefrei sein wird. "Darüber freuen wir uns sehr, denn das war eines der Hauptprobleme zuvor", sagt Katja Pietsch.

Was dann mit dem neuen und künftig schon wieder alten Haupteingang wird, steht noch nicht ganz fest. Aber am Ende dieser kleinen absurden Geschichte über die Haupteingänge am Görlitzer Krankenhaus dürfte das das kleinste Problem sein. Görlitzer wie die oben genannte Leserin der SZ dürften sich vielmehr freuen, dass sich nun ihr Wunsch auf den alten und nun wieder neuen Haupteingang an der Girbigsdorfer Straße doch erfüllt.