Görlitz
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Kirche wählt Görlitzer zum Ost-Bischof

Gert Kelter steht an der Spitze der Altlutheraner in den neuen Ländern. Er amtiert schon seit 14 Jahren, nun wurde er erneut gewählt - auf Lebenszeit.

Von Sebastian Beutler & Marc Hörcher
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Bischof Hans-Jörg Voigt und Propst Gert Kelter
Bischof Hans-Jörg Voigt und Propst Gert Kelter © Propstei Ost der SELK

Der 59-jährige Gert Kelter steht auch weiterhin als Regionalbischof an der Spitze der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) im Sprengel Ost, der die neuen Bundesländer umfasst. Diese Kirche ist eine sehr kleine und besser bekannt unter der Bezeichnung altlutherische Kirche.

Kelter wurde von der Propstwahlversammlung des Sprengels Ost am vergangenen Sonnabend nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit erneut im Amt des Regionalbischofs mit dem Titel „Propst“ bestätigt. Darüber informiert Altlutheraner-Sprecher Carsten Wolter.

2007 war Kelter erstmals zum Propst gewählt worden. Nun hat die Propstwahlversammlung, bestehend aus drei Diözesansynoden und drei Pfarrkonventen, den bisherigen Propst des Sprengels Ost erneut im Amt bestätigt - diesmal unbefristet auf Lebenszeit.

Die Geistlichen tagten in drei Teilversammlungen. Nur der Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg versammelte sich in Berlin vor Ort. Die beiden anderen zum Sprengel gehörenden Kirchenbezirke schalteten sich per Videokonferenz dazu.

Gert Kelter ist seit 16 Jahren Pfarrer der altlutherischen Heilig-Geist-Gemeinde Görlitz, die ihr Gotteshaus gleich gegenüber der weitaus größeren katholischen Kathedrale St. Jakobus hat. Deswegen überbrachte auch die Görlitzer Stadträtin und Katholikin Gabriele Kretschmer am Sonntag bei Kelters Amtseinführung in der Heilig-Geist-Gemeinde die Grüße und Segenswünsche der anderen etablierten Konfessionen in Görlitz.

Propst Gert Kelter
Propst Gert Kelter © Propstei Ost der SELK

Die vier Pröpste der Altlutheraner, deren Kirche bundesweit etwa 35.000 Mitglieder zählt, sind Mitglieder der elfköpfigen Kirchenleitung.

Propst Kelter ist außerdem auch Mitglied der Theologischen Kommission und der Prüfungskommission zum 1. theologischen Examen an der kircheneigenen Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel bei Frankfurt/M. sowie Ökumenereferent der SELK.

Neben seinen Aufgaben als Gemeindepfarrer und Propst ist Kelter auch als theologischer Publizist für verschiedene kirchliche und theologisch-wissenschaftliche Zeitschriften sowie als Buchautor tätig. Ehrenamtlich ist er zudem Seelsorger einer Görlitzer Gruppe des Blauen Kreuzes. Vor seiner Amtszeit in Görlitz war der gebürtige Niederrheiner Pfarrer in Wuppertal und Hannover.

Der Sprengel Ost der SELK umfasst die sogenannten neuen Bundesländer und entspricht in seinen Grenzen denen der ehemaligen DDR. Etwa 6.500 Altlutheraner in 65 Pfarrgemeinden, Filialgemeinden und Gottesdienstorten zählen dazu.

Die Altlutherische Heilig-Geist-Kirche wurde vom Görlitzer Architekten Ernst Peschko im nordisch-neoromanischen Stil als Basilika entworfen.
Die Altlutherische Heilig-Geist-Kirche wurde vom Görlitzer Architekten Ernst Peschko im nordisch-neoromanischen Stil als Basilika entworfen. © SZ-Archiv

Nachdem er im Amt bestätigt wurde, sagte Kelter: „Nach Ende der Corona-Krise wird es in der Kirche nach meiner Überzeugung vorrangig erst einmal um Schadenssichtung und Schadensbegrenzung für unsere Kirche im Osten, um ganz neue Versammlung gehen müssen.“ Im Mittelpunkt müsse dabei das gottesdienstliche Leben stehen.

Die altlutheranische Kirche bildete sich als Gegenbewegung zu der Union von lutherischen und reformierten Kirchen beispielsweise in Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts. 1972 vereinten sich verschiedene altlutheranische Kirchen zur Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

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