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Kreis Görlitz: Was Dorfkinder ihren Bürgermeistern vorschlagen

In vielen Orten gründen sich Kinderräte. Die machen sich nicht nur für Spielplätze stark. Auch Müll sammeln steht auf der Wunschliste - zusammen mit Erwachsenen.

Von Constanze Junghanß
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Beate Büchner, Elisa Hempel und Hanna Klöpfer (von links) stellten im Dorfcafé Sohland das Projekt vor.
Beate Büchner, Elisa Hempel und Hanna Klöpfer (von links) stellten im Dorfcafé Sohland das Projekt vor. © Foto: Constanze Junghanß

„Gebt den Kindern das Kommando“, forderte vor genau 38 Jahren, im März 1986, Herbert Grönemeyer in seinem bekannten Rocksong „Kinder an die Macht“. Jetzt wird in Sohland am Rotstein ein Kinderrat gegründet. Der ist nicht der einzige auf den Dörfern rund um Görlitz. Die SZ hat nachgefragt, worum es da geht.

Was der Kinderrat macht

Die Idee dazu hatten Beate Büchner und Elisa Hempel aus der Gemeinde Markersdorf. Im Kinderrat wird ausgelotet, was die Kinder auf dem Dorf bewegt. Es gibt regelmäßige Zusammenkünfte und die Kinder lernen spielerisch einiges über die kommunalen Gremien in ihrer Gemeinde. Es geht sozusagen um eine Bürgerbeteiligung von Kindern von sechs bis zwölf Jahren. An diese Altersgruppe richtet sich das Angebot. Bürgerbeteiligung klingt theoretisch, ist jedoch vor allem mit erlebbarer Praxis verbunden. Die Kinder entwickeln Projekte, die ihnen am Herzen liegen und die sie in ihrem Dorf umsetzen möchten. Ihre Ideen stellen sie den Ortschafts-, Gemeinde- und Stadträten vor, um Unterstützung für eine Umsetzung zu bekommen. Das ist in der Gemeinde Markersdorf bereits passiert.

Was die Kinderräte bisher bewirkten

Friedersdorf hat seinen Kinderrat am längsten. Zwölf Mädchen und Jungen aus dem Ort gehören dazu. Gemeinsam mit dem Ortschaftsrat und den Familien machten die Teilnehmer einen Bach sauber und sammelten im Ort Müll ein. Das war den Friedersdorfer Kindern wichtig und auch, dass die Erwachsenen mitmachen mussten. Und sie wünschten sich eine „Wiese für alle“, haben im Markersdorfer Gemeinderat dafür einen Antrag auf eine „Begegnungswiese“ gestellt, der nach Angaben von Elisa Hempel genehmigt worden ist. Die Teilnehmer vom Jauernicker Kinderrat sammelten ebenfalls Müll, backten Kekse für den Weihnachtsmarkt und brachten ein Bushäuschen farblich schick auf Vordermann. In Jauernick wird der Kinderrat mittlerweile ehrenamtlich weitergeführt, da machen zwischen 15 und 25 Kinder regelmäßig mit.

Wo es bereits Kinderräte gibt

In Friedersdorf wurde vor zwei Jahren der erste Kinderrat gegründet. 2023 folgte ein weiterer Kinderrat in Jauernick-Buschbach. Beide sind in den Dörfern etabliert. Eine Neugründung ist in Gersdorf geplant. Der Sohländer Kinderrat hatte jetzt seine Auftaktveranstaltung. Verzahnt wird das mit einer Ideenwerkstatt, die in Markersdorf 2024 und in Reichenbach 2025 startet. „Es geht darum, wie Kinder- und Jugendbeteiligung dauerhaft in der Gemeinde etabliert werden kann und bei welchen Themen sich die Kinder Mitsprache wünschen“, erklärt Elisa Hempel. Die Ergebnisse dieser Ideenwerkstatt sollen an die Bürgermeister herangetragen werden, damit auch die über die Wünsche und Ideen der Kinder im Bilde sind.

Wer hinter den Dorf-Kinderräten steckt

Projektleiterin ist Elisa Hempel, Mitarbeiterinnen sind Beate Büchner und Hanna Klöpfer. Träger ist der Verein Sohland lebt e.V., der für das Projekt „AnFangAn – Kinderbeteiligung auf dem Land“ Fördermittel einwerben konnte.

Wo es noch Kinderräte gibt

Unabhängig von diesem Projekt gibt es seit einigen Jahren Kinderräte auch bei verschiedenen Einrichtungen, wie dem DRK-Hort an der Grundschule und dem DRK-Hort „Kleines Europa“ jeweils in Reichenbach. Der Kinderrat wird jedes Jahr von den Hortkindern neu gewählt. Beim DRK geht es um Mitbestimmung und Mitgestaltung des Hortalltags, also ein Stück gelebte Demokratie. Einen Kinderrat gab es vor einigen Jahren zudem in Oppach. Der hatte sich beispielsweise für den Umbau des alten Spielplatzes starkgemacht und eigene Ideen eingebracht.