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Fast 100.000 Besucher beim Görlitzer Altstadtfest

Der Görlitzer Kulturservice zieht positive Bilanz und freut sich über das gelungene Fest. Dafür waren an manchen Stellen Kompromisse nötig.

Von Ines Eifler
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Die meisten Besucher waren am Samstagabend und am Sonntag in der Görlitzer Altstadt – insgesamt fast 100.000.
Die meisten Besucher waren am Samstagabend und am Sonntag in der Görlitzer Altstadt – insgesamt fast 100.000. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Freude der Besucher, wieder ein Altstadtfest feiern zu können, haben auch die Organisatoren vom Görlitzer Kulturservice gespürt. "Es war toll, in so viele gut gelaunte Gesichter schauen zu können", sagt Gerd Weise, der das Fest seit 2004 federführend mitorganisiert.

Knapp 100.000 Besucher – fast so viele wie erwartet – waren da, um das Fest zu erleben. Bis zum Sonnabendnachmittag kamen wegen des Regens zwar weniger als in früheren Jahren, doch am zweiten Abend und am Sonntag war das Fest auf deutscher wie auf polnischer Seite enorm gut besucht. Auf der Altstadtbrücke war durchgehend in beide Richtungen Betrieb. So wurden das Görlitzer und das Jakuby-Fest in Zgorzelec dem Motto des 28. Altstadtfestes "Zusammen, Razem, Together" mehr als gerecht.

Pin-Verkauf schwächer, doch in Gold ausverkauft

Der Kulturservice hatte im Vorfeld wieder für den Erwerb des Pins geworben – die freiwillige Beteiligung der Besucher an der Finanzierung des Fests. Erstmalig war die Sonderedition des Altstadtfest-Pins in Gold für zwölf Euro ausverkauft: 500 Stück. Den farbigen für sechs Euro erwarben allerdings weniger Menschen als bei früheren Festen. "Dass der goldene Pin so gut ankam, ist für uns aber ein Zeichen, wie wertvoll vielen Görlitzern ihr Fest ist", sagt Gerd Weise.

Die Altstadtbrücke war die Verbindung zwischen dem Altstadtfest und dem Jakubyfest in Zgorzelec. Der Strom der Menschen in beide Richtungen riss an den drei Tagen nicht ab.
Die Altstadtbrücke war die Verbindung zwischen dem Altstadtfest und dem Jakubyfest in Zgorzelec. Der Strom der Menschen in beide Richtungen riss an den drei Tagen nicht ab. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Bei der Auswahl der Künstler hatte das Organisationsteam diesmal den Fokus auf die Buchung von Bands und Musikern aus der nahen und weiteren Region gelegt. Nach den harten Coronajahren, in denen viele nicht oder nur selten auftreten konnten, sollten sie gezielt unterstützt werden. Dazu diente zum einen eine Förderung durch den Freistaat, die auch das Görlitzer Altstadtfest nutzte. 130.000 Euro konnte hier aus diesem Programm für Kultur und verwandte Dienstleistungen aus Sachsen ausgegeben werden.

Hiesige Bands unterstützt

"Aber auch unabhängig davon sind wir dem Anliegen gefolgt, das Geld der Steuerzahler eher für regionale Künstler auszugeben", sagt Weise. Auf eine Bemerkung in den sozialen Netzwerken, auch Matthias Reim habe angeboten, beim Altstadtfest aufzutreten, sagt er: "Wir bekommen generell zahlreiche Angebote von sehr vielen Künstlern, das Görlitzer Altstadtfest ist weithin bekannt." Dennoch treffe man die Auswahl so, wie man es für richtig und angemessen halte.

So sei zum Beispiel bewusst die Görlitzer Band Hotspot für das Abschlusskonzert am Sonntag gebucht worden. "Fast alle Bandmitglieder haben ihre Instrumente in Görlitz gelernt", sagt Gerd Weise. "Damit stehen sie auch für die Botschaft an jüngere Musiker und deren Eltern, wie erfolgreich man sein kann, wenn man früh beginnt, Musik zu machen." Das zeigten auch wieder das Jugendblasorchester, das Jugendshoworchester und viele andere aus Görlitz stammende Künstler.

Ärger um Straßenverkehr und fehlende Parkplätze

Als ärgerlich empfanden viele die Verkehrsführung rund um das Altstadtfest, die diesmal durch die Baustelle an der Jägerkaserne besonders erschwert war. So konnte man über die Langenstraße an der Volkshochschule in die Altstadt hineinfahren, kam aber wegen der Sperrungen Obermarkt und Hotherstraße nur über die Rothenburger Landstraße und Königshufen wieder heraus.

Neben dem traditionellen Riesenrad und dem Kettenkarussuel drehten auch der "Aviator" auf dem Obermarkt zum Görlitzer Altstadtfest seine Runden.
Neben dem traditionellen Riesenrad und dem Kettenkarussuel drehten auch der "Aviator" auf dem Obermarkt zum Görlitzer Altstadtfest seine Runden. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

"Uns ist bewusst, dass wir den Anwohnern in dieser Hinsicht viel zugemutet haben", sagt Gerd Weise. Doch eine gewohnte Einbahnstraßenregelung, etwa an der Langenstraße, für kurze Zeit aufzuheben, sei einfach zu gefährlich. "Die meisten Einwohner fahren nach ihren Routinen. Das Risiko, dadurch Unfälle zu produzieren, war uns zu hoch."

Die Licht- und Lasershow zum Abschluss des 28. Görlitzer Altstadtfestes auf dem Obermarkt war ein Höhepunkt. An den Zauber eines Feuerwerks kam sie aber nicht heran.
Die Licht- und Lasershow zum Abschluss des 28. Görlitzer Altstadtfestes auf dem Obermarkt war ein Höhepunkt. An den Zauber eines Feuerwerks kam sie aber nicht heran. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Auch die Parkplatzsituation war wie bei jedem Fest angespannt. Deshalb ärgerte es Anwohner und Besucher besonders, dass der Parkplatz an der Turnhalle Hugo-Keller-Straße wegen eines Kassendefekts nicht zur Verfügung stand. Dieser Defekt sei zuvor bei einem Altstadtfest noch nie vorgekommen, sagt Weise. "Aber wir werden Wege finden, wie wir so etwas künftig vorab mit der Stadtverwaltung klären können."

Ebenfalls erstmalig wurde das Abschlussfeuerwerk wegen der Waldbrände der vergangenen Wochen durch eine Lasershow ersetzt. Hunderte Besucher erlebten sie auf dem Obermarkt. Gerd Weise sagte bereits im Vorfeld, der Zauber eines echten Feuerwerks werde fehlen. Für das nächste Jahr verspricht er wieder einen echten goldenen Regen.