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Kriminalität in der Oberlausitz nimmt deutlich zu

Gegenüber 2022 haben die Straftaten fast um ein Viertel zugenommen. Hauptgrund sind die illegalen Einreisen.

Von Matthias Klaus
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Kontrolle am Grenzübergang Ludwigsdorf: Die Zahl der illegal Eingereisten hat deutlich Einfluss auf die Kriminalitätsstatistik in der Oberlausitz.
Kontrolle am Grenzübergang Ludwigsdorf: Die Zahl der illegal Eingereisten hat deutlich Einfluss auf die Kriminalitätsstatistik in der Oberlausitz. © Archiv/Martin Schneider

Wer ein besonders sicheres Plätzchen in der Oberlausitz sucht, der ist in Lawalde genau richtig. Die Gemeinde bei Löbau blieb im vergangenen Jahr von Kriminalität weitgehend verschont. Das sagt zumindest die Statistik. Auf - natürlich theoretisch - 100.000 Einwohner kamen in Lawalde 674 Fälle, die so genannte Häufigkeitskennzahl. Ähnlich sicher ist Ralbitz-Rosenthal mit 813 Fällen. Königshain liegt auf Platz drei. Auf der anderen Seite der Skala rangiert Görlitz ganz vorn. Rein rechnerisch 13.268 ist hier die Häufigkeitskennzahl. Es folgen Bautzen (8.748), Hoyerswerda (8.265), Zittau und Ebersbach-Neugersdorf. Allerdings: Diese Zahlen zeigen nur die "normalen" Kriminalitätsfälle. Zählt man die illegalen Einwanderer hinzu, sieht die Statistik ganz anders aus.

Kriminalität insgesamt gestiegen

Die Kurve in der Statistik zeigt deutlich nach oben. Insgesamt 46.123 Straftaten zählte die Polizeidirektion Görlitz im vergangenen Jahr in den beiden Oberlausitz-Kreisen. Das ist fast ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Damals wurden 37.033 Fälle gezählt. "Der Anstieg ist auf den Bereich der Migration zurückzuführen", sagt Anja Rohloff. Die Kriminaldirektorin stellte die Statistik am Dienstag in Görlitz vor. Demnach zählen allein 8.805 zusätzliche Fälle gegenüber 2022 zu den "ausländerrechtlichen Verstößen". Das bedeutet: Menschen wurden bei der illegalen Einwanderung gestellt. Es bedeutet nicht, dass sie in Deutschland derweil Straftaten verübt haben. "Ohne diese Zuwanderungsdelikte sind die Zahlen gegenüber 2022 in etwa gleich geblieben", so Anja Rohloff. Der Anstieg beträgt dann "nur" 285 Fälle.

Neiße bleibt Schwerpunkt für illegale Einreisen

Illegal Eingereiste kommen nach wie vor meist über die Neiße. Das zeigt sich auch in der Statistik. Die Bewohner von Neißeaue sind demnach insgesamt am häufigsten betroffen. Auf rechnerisch 100.000 Einwohner kommen 125.803 Fälle. Es folgen in dieser Liste Ostritz (63.361) Görlitz (26.443), Krauschwitz (24.550) und Zittau(14.895). Die meisten illegal Eingereisten kamen aus Syrien, gefolgt von Afghanistan, der Türkei, Ägypten und der Ukraine.

Kreis Bautzen statistisch gesehen sicherer als Görlitz

Wie schon in den vergangenen Jahren waren die Bürger in den beiden Oberlausitz-Kreisen unterschiedlich stark von Kriminalität belastet. In Bautzen leben fast 300.000 Menschen, etwa 50.000 mehr als im Kreis Görlitz. Ohne die Fälle illegal Eingereister mitzuzählen, registrierte die Polizeidirektion im Kreis Bautzen im vergangenen Jahr 14.275 Straftaten, ein Minus gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent. Im Kreis Görlitz waren es dagegen 16.755, ein plus von 4,6 Prozent.

Autoklau geht in der Oberlausitz zurück

In den Kreisen Bautzen und Görlitz wurden im vergangenen Jahr 131 Kraftfahrzeuge weniger gestohlen als im Jahr zuvor. Warum es zu diesem Rückgang kommt, darüber kann in der Polizeidirektion nur spekuliert werden. Fest steht allerdings auch: Das Abfangen von Funksignalen des Autoschlüssels ist auf dem Vormarsch. 62 Fälle gab es davon 2023. "Am besten, den Autoschlüssel nicht in der Nähe der Eingangstür aufbewahren und in einer funksicheren Schlüsseltasche", rät Anja Rohloff. Während die Zahlen beim Autoklau sinken, sind die bei Fahrraddiebstählen gegenüber 2022 leicht gestiegen, um 2,2 Prozent, ein Plus von 36 Fällen. Vor allem im Kreis Bautzen ist zudem der Diebstahl aus Wohnungen auf dem Vormarsch. Insgesamt gab es ein Plus von 22,3 Prozent gegenüber 2022. Das entspricht 94 Fällen.

Polen bei nichtdeutschen Verdächtigen vorn

Den größten Anteil an der Gruppe nichtdeutscher Tatverdächtiger bilden mit 11,5 Prozent Polen. Insgesamt wurden 1.447 Fälle im vergangenen Jahr gezählt. Es folgt eine Gruppe, die sich aus Angehörigen anderer Staaten zusammensetzt (829). Tschechen sind mit 255 Fällen auf dem dritten Rang, Afghanen auf dem vierten, dann Ukrainer und Syrer. Von nichtdeutschen Tatverdächtigen insbesondere begangene Straftaten waren Körperverletzung (375 Fälle), Ladendiebstähle (351), das Verbreiten pornografischer Inhalte (52), heißt es von der Polizeidirektion. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger unter allen Ermittelten beträgt etwa 25 Prozent - illegale Einreisen nicht mitgerechnet.

Politisch motivierte Kriminalität nimmt zu

Die Corona-Demos hatten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Einsätzen der Polizei geführt. "So richtig heruntergekommen sind wir davon noch nicht", so Polizeidirektor Dirk Linczmayer. Die Montagsdemos halten die Polizei weiter auf Trab, etwa in Görlitz, Bautzen, Zittau. Vor allem, wenn dann noch Gegendemos angemeldet sind, muss die Polizei ran. "Es geht heute meist nicht mehr um Corona, sondern allgemein um Systemkritik", sagt Dirk Linczmayer. Politisch motivierte Kriminalität, sie ist allgemein auf dem Vormarsch. Über 1.100 Fälle zählte die Polizeidirektion im vergangenen Jahr - 2022 waren es etwa 860. Dem rechten Spektrum wurden 2023 insgesamt 377 Fälle zugeordnet, dem linken 56. Deutlich abgesetzt ist die Zahl der Fälle, die nicht zugeordnet werden kann: 660 Fälle.

Kinderpornografie bleibt ein Problem

Nach wie vor verzeichnet die Polizeidirektion einen Anstieg der Fälle im Bereich Kinderpornografie. Das Landeskriminalamt hatte 2023 insgesamt 375 Fälle an Görlitz gemeldet, 2022 waren es noch 275. "Es handelt sich dabei zunächst um Verdachtsfälle", so Kriminaldirektor Raik Schulze. Zudem könne es zu Mehrfachmeldungen kommen. Die Polizeidirektion hat inzwischen reagiert. Zum 1. Juni vergangenen Jahres wurde bereits eine spezielle Ermittlungsgruppe gegründet, seit dem 1. Januar gibt es zudem ein extra Kommissariat.