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Machen Görlitzer Hotels wegen Energiekosten dicht?

Die Branche befürchtet einen folgenschweren Winter. Viele Unternehmen grübeln jetzt über einem Notfallplan. Der könnte auch die Mitarbeiter betreffen.

Von Frank-Uwe Michel
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Daniela Schulze, Chefin des Parkhotels in Görlitz, kann die vorübergehende Schließung des Hotels im Winter wegen der explodierenden Energiekosten nicht völlig ausschließen.
Daniela Schulze, Chefin des Parkhotels in Görlitz, kann die vorübergehende Schließung des Hotels im Winter wegen der explodierenden Energiekosten nicht völlig ausschließen. © Martin Schneider

Nach dem Hoch im Sommer könnte im Winter ein Tief für manchen Görlitzer Hotelbetrieb folgen. Voll belegte Zimmer dürften spätestens im Januar nur noch eine angenehme Erinnerung sein. Dazu treibt die Entwicklung der Heizkosten manchem Betreiber mehr als nur ein Runzeln auf die Stirn. Die Situation, da gibt es kaum eine andere Meinung, wird sich zuspitzen. Allerdings hat jedes Haus unterschiedlich stark damit zu tun.

Von Januar bis Mai 2022 kamen 37.998 Gäste nach Görlitz und buchten 89.130 Übernachtungen. Die durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten lag in diesem Zeitraum bei 29,6 Prozent und somit nur noch minimal niedriger als 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr. Ab Juni ging es mit den Zahlen steil bergauf.

Daniela Schulze bestätigt, dass es in den vergangenen Wochen im Parkhotel Görlitz ziemlich gut gelaufen ist. "Dies", so die Hotelmanagerin, "ist jedoch nur teilweise auf den 'normalen' Tourismus zurückzuführen." Davon allein könne das Unternehmen jedenfalls nicht leben. "Wir hatten das Glück, dass wieder ordentlich Filme in der Stadt gedreht wurden und die Crews sich für längere Zeit bei uns eingemietet haben." Außerdem stehe man in guten Kontakten zu Firmen. "Geschäftsreisende sind ein wichtiges Standbein für das Hotel." Schließlich würden nach wie vor Busreisen stattfinden, wenn auch oft mit verminderter Personenzahl. "Ein Haus unserer Größe mit 186 Zimmern und Suiten ist unmittelbar darauf angewiesen."

30 Prozent mehr Kosten für Energie im Parkhotel

Doch wenngleich das Parkhotel zur 28 First-Class-Hotels umfassenden Dr. Lohbeck-Gruppe gehört - die "fetten" Wochen sind vorerst vorbei. Zwar wird laut Daniela Schulze bis Dezember wahrscheinlich eine Jahresauslastung von über 50 Prozent erreicht. Danach folgt jedoch eine magere Zeit. Besonders gewinnträchtig waren die Monate von Januar bis April in der Hotellerie noch nie. Mit der Energiekrise geht es auch einem starken Unternehmen wie dem Parkhotel nun an die Substanz. "Wir sind zu 100 Prozent auf Erdgas eingestellt", so die Managerin. "Wenn die Preise bezahlbar sind, ist alles okay. Wenn nicht, dann kommt das Haus zum Erliegen."

Das riesige Gebäude habe eine hohe Grundlast, um alle Teilbereiche der Technik in Gang zu halten und das Objekt mit Wärme zu versorgen. "Dazu braucht es nicht mal Gäste. Auch wenn wir leer sind, haben wir permanent Verbrauch", erklärt Daniela Schulze. Dieser Verbrauch verursacht in der jetzt beginnenden Heizsaison enorme Kosten. "30 Prozent müssen wir für die Energie aktuell mehr bezahlen." Insgesamt fünfstellige Beträge im Monat.

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Sparpotenziale hat das Parkhotel bereits ausgereizt, die Beleuchtung besteht nur noch aus LEDs. Außerdem wird von den Gästen ein Energiezuschlag von 3,50 Euro pro Zimmer und Tag verlangt. "Das hilft, um den Betrieb des Fahrstuhls und der Kühltechnik sowie das Licht im Treppenhaus zu bezahlen", zählt die Managerin auf. Allerdings könnte all dies zu wenig sein, um den Ernstfall zu vermeiden.

Der würde eintreten, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist. Daniela Schulze sieht dem Winter deshalb "mit großem Respekt" entgegen. Beim Blick in die Bücher wird ihr nicht besser. "Von Januar bis April ist es noch überwiegend leer." Letzter Schritt wäre die Schließung des Hotels. Dann würde der Gasverbrauch minimal zwar weiterlaufen, um die Technik nicht zu gefährden. Für das rund 30 Personen umfassende Personal hieße das aber Kurzarbeit. Denn: "Nur Teilbereiche stillzulegen funktioniert bei einem Haus wie unserem nicht." Ihre Hoffnung ist deshalb, "mindestens soviel Umsatz erwirtschaften, dass der Betrieb im Sparmodus weiterlaufen kann."

Inhaber Burkhard Kämmerer in einem Zimmer seines Hotels Silesia. Im Moment ist noch nicht absehbar, wie stark die Gas- und Strompreise den Hotelbetrieb beeinträchtigen werden.
Inhaber Burkhard Kämmerer in einem Zimmer seines Hotels Silesia. Im Moment ist noch nicht absehbar, wie stark die Gas- und Strompreise den Hotelbetrieb beeinträchtigen werden. © Archiv/Martin Schneider

Ähnlich angespannt sieht die Situation im Hotel Silesia aus. Inhaber Burkhard Kämmerer befindet sich zwar im Urlaub. Ein Mitarbeiter erklärt jedoch, dass zumindest eine Teilschließung nicht völlig ausgeschlossen ist. Komplett dicht machen und damit die Kosten noch drastischer senken, mache keinen Sinn. Denn man müsse Geschäftsreisende bedienen und brauche deshalb einen gewissen Grundstandard.

Allerdings sei das Hotel in seiner Energieversorgung gasbetrieben. Trotz der vom Staat angekündigten Erleichterungen wisse man nicht, ob sie ausreichen, den Betrieb uneingeschränkt fortzusetzen. Deshalb sei derzeit nicht absehbar, wie es ab Januar weitergeht. Auf jeden Fall werde man die Zeit nach dem Jahreswechsel nutzen, um dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Ende Januar stünden Nachzertifizierungen an, für die wolle man bestens aufgestellt sein.

Alexandra und Stephan Quill haben das Hotel Burghof im vergangenen Jahr übernommen. Dass sie aufgrund der hohen Energiekosten im Winter in Schwierigkeiten kommen, denken sie nicht.
Alexandra und Stephan Quill haben das Hotel Burghof im vergangenen Jahr übernommen. Dass sie aufgrund der hohen Energiekosten im Winter in Schwierigkeiten kommen, denken sie nicht. © Archiv/Paul Glaser

Weniger dramatisch sieht es bei den Burghof-Ferienwohnungen, dem früheren Hotel Burghof, aus. Alexandra und Stephan Quill hatten das Objekt erst im Januar vergangenen Jahres übernommen. Seit der Wiedereröffnung liegt die Auslastung konstant zwischen 70 und 80 Prozent. "Ich kann deshalb nicht sagen, dass ich wegen der hohen Energiekosten und dem bevorstehenden Winter übermäßig angespannt bin", erklärt die Inhaberin. Beim Strom habe sie einen bis 2024 laufenden Vertrag, lediglich das Gas sei eine "Unbekannte".

Die Preise habe man aufgrund der Energiesituation moderat um 2,50 bis 5 Euro erhöht, liege aber immer noch im günstigen Segment. Darum, meint Alexandra Quill, sei wahrscheinlich auch die Auslastung so gut. Und wegen dem breiten Mix der Gäste. "Wir haben nicht nur Urlauber hier, sondern auch viele Firmenkunden. Die Unternehmen buchen meist für mehrere Wochen." Dadurch ergebe sich sogar Einsparpotenzial. "Wenn die Monteure früh aus dem Haus sind, drehe ich in den Zimmern die Heizung ab. Bevor sie abends wieder da sind, stelle ich die Wärme wieder an."