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Großbrand in Rothenburg: Werkstattbesitzer steht vor Ruin

Viel Geld und Zeit hat Familie Szwajca in ihren KfZ-Betrieb und in das Wohnhaus in Brehmenhain bei Rothenburg gesteckt. Nun treibt sie die Frage um: Wie geht es weiter?

Von Steffen Gerhardt
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Marek und Karina Szwajca stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Ein Feuer zerstörte am Sonntag die Kfz-Werkstatt im Rothenburger Ortsteil Bremenhain.
Marek und Karina Szwajca stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Ein Feuer zerstörte am Sonntag die Kfz-Werkstatt im Rothenburger Ortsteil Bremenhain. © André Schulze

Marek Szwajca sitzt am Montagmorgen auf einem Reifenstapel vor seiner ausgebrannten Werkstatt. Davor das Stahlgerippe eines Mercedes-Transporters, der nicht mehr aus der Werkstatt geholt werden konnte, weil er auf der Hebebühne stand. Totalschaden nicht nur an dem Auto, auch an seiner Werkstatt, die am Sonntagnachmittag in Flammen stand.

Das bestätigt ihm sein Versicherungsvertreter, der gerade ins Auto steigt, als die SZ das Grundstück betritt. Reste von weißem Löschschaum, der wie Schnee in der Sonne glitzert, zeugen noch von dem großen Einsatz am Sonntagnachmittag.

„Über 80 Einsatzkräfte von acht Freiwilligen Feuerwehren aus Rothenburg und der Umgebung, dem Technischen Hilfswerk, Rettungsdienst und Polizei rückten nach Bremenhain aus“, zählt Kreisfeuerwehrsprecher Mathias Krause auf. Angefordert wurde auch die Drehleiter der Nieskyer Feuerwehr. Sie kam ebenso zum Einsatz.

Rauch erschwert das Löschen

David Schwarz, Rothenburger Ortswehrleiter, war mit vor Ort. „Als wir ankamen, stand der Dachstuhl bereits in Vollbrand. Die starke Rauchentwicklung ließ einen Einsatz der Drehleiter zunächst nicht zu. Wir bekämpften das Feuer vom Erdboden aus. Mit der Drehleiter brachten wir den Brand nach einer Stunde unter Kontrolle und konnten ein weiteres Übergreifen auf andere Gebäude verhindern“, berichtet Schwarz. Zu drei Wasserentnahmestellen im Ort wurden Schlauchstrecken gelegt, um ausreichend Löschwasser zu haben.

Marek Szwajca ist den Feuerwehrleuten sehr dankbar, dass sie schnell und mit einem Großaufgebot zur Stelle waren. „Sie haben unser Wohnhaus gerettet, sonst hätten wir nichts mehr gehabt“, sagt der Familienvater, der mit Frau Karina und seinen beiden Töchtern (14 und 19 Jahre) gleich neben der Werkstatt wohnt.

Dieses Gebäude, in dem die Werkstatt sich befand, brannte am Sonntagnachmittag im Rothenburger Ortsteil Bremenhain komplett nieder.
Dieses Gebäude, in dem die Werkstatt sich befand, brannte am Sonntagnachmittag im Rothenburger Ortsteil Bremenhain komplett nieder. © Foto © xcitePRESS /Essler

2001 hat die Familie die heruntergekommene Wirtschaft in Bremenhain gekauft. Über die Jahre hat sich Familie Szwajca ihren eigenen Betrieb aufgebaut. Zunächst die Werkstatt für Kraftfahrzeuge, dann kamen noch Produktion und Vertrieb von Mini-Dachschindeln für Kleindächer wie Vogelhäuser und Kaninchenställe dazu.

„Unsere Einnahmen haben wir in Technik und Ausrüstung gesteckt, alles war von uns neu angeschafft worden. Und nun ist unserer Existenz im Arsch, wir sind alle sehr traurig darüber“, erzählt der 45-Jährige. Er stammt aus Zgorzelec.

Büro erst neu eingerichtet

Den Brand am Sonntag haben er und seine Familie zunächst nicht mitbekommen. Erst als ein Nachbar sie darauf aufmerksam machte, alarmierten sie die Feuerwehr. Die Werkstatt ist total ausgebrannt, nichts ist mehr zu gebrauchen.

Das Büro daneben und der Sanitärraum sind durch den Wasserschaden zu Tropfsteinhöhlen und damit unbrauchbar geworden. Karina Szwajca sagt, dass auf den Bürostühlen und am Schreibtisch noch niemand gesessen hat. Das Büro war erst kurz vor dem Brand eingerichtet worden. Nicht viel älter ist der Waschraum mit Toilette gleich daneben.

Marek Szwajca wollte jetzt im Frühjahr das Gebäude verputzen, damit es nach außen auch ein gutes Bild abgibt. Aber nun wird das Gebäude wohl abgerissen werden müssen. Ein Brandursachenermittler war am Montag vor Ort im Einsatz. Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt, können Auskünfte zu laufenden Ermittlungen nicht gegeben werden. Offen ist auch noch die Schadenshöhe.

Der Großbrand bringt die weiteren Pläne des Werkstattinhabers ins Wanken. Eine zweite Werkhalle will Marek Szwajca auf seinem Grundstück bauen. Nach zwei Jahren Warten auf die Baugenehmigung stehen inzwischen die Außenwände. „Im Herbst sollte daran weitergebaut werden, Material wurde schon geliefert und eingelagert. Ein Teil davon ist nun mit verbrannt, muss neu bestellt werden“, berichtet Marek Szwajca in gebrochenen Sätzen. Man merkt ihm an, dass er das Erlebte alles noch verarbeiten muss. Auch, dass er seine beiden Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken musste.

Die ausgebrannte Werkstatt in Brehmenhain. Davor der nicht mehr zu rettende Transporter. Bis auf Blech und Stahl ist alles am Auto verbrannt.
Die ausgebrannte Werkstatt in Brehmenhain. Davor der nicht mehr zu rettende Transporter. Bis auf Blech und Stahl ist alles am Auto verbrannt. © André Schulze

Heizung läuft nicht mehr

Es gibt noch ein anderes Problem; das der Heizung. Diese versorgt Werkstatt und Wohnhaus gleichzeitig, aber sie steht in der Werkstatt und ist durch Feuer und Löscharbeiten unbrauchbar geworden. Die größte Sorge von Karina und Marek Szwajca ist ihre eigene Existenz. Von einem Tag auf den anderen ist ihre Verdienstgrundlage wortwörtlich abgebrannt. „Aber die Kosten laufen weiter, Versicherungen und Verbindlichkeiten müssen wir weiter bezahlen. Woher sollen wir das jetzt nehmen", ist Marek Szwajca besorgt. Zwar ist er versichert, aber was und wann bezahlt wird, darüber herrscht noch Ungewissheit.

Es gibt aber Unterstützung für die Familie. Nachbarn helfen wo und wie sie können. Ein Rothenburger Imbissbetreiber brachte Montagfrüh Brötchen vorbei. Ein guter Kunde, erzählt Marek Szwajca. Aber auch er ist durch den Brand zu Schaden gekommen. Sein Fahrzeug befand sich in der Werkstatt und ist jetzt nur noch Schrott.

Marek Szwajca und seine Frau sind aber sehr empört über das, was sie am Sonntag an ihrem Zaun erleben mussten. Dass Leute das Handy aus der Tasche holten und das ganze Drama filmten. Auch Bekannte aus dem Ort waren darunter. Die Polizei nahm die Personalien von den filmenden Gaffern auf. „Statt zu fragen, ob sie helfen können, filmen sie das Leid anderer Menschen. Das ist abscheulich“, sagt die 43-Jährige.

Ganz anders das Verhalten des Rothenburger Bürgermeisters Philipp Eichler. Er kam Sonntagnachmittag mit dem Auto vorbei. Vollgepackt mit belegten Brötchen und Getränken für die Einsatzkräfte. Eine solidarische Geste, die sehr gut ankam.