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Messiaen-Tage Görlitz/Zgorzelec fallen wegen Geldmangels aus

Das dreitägige Festival bringt sonst Licht in den Januar. Diesmal allein mit dem traditionellen Messiaen-Konzert am ehemaligen Stalag VIII A.

Von Ines Eifler
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Seit 2008 erklingt immer am 15. Januar das "Quartett auf das Ende der Zeit" von Olivier Messiaen auf dem Gelände des Stalag VIII A. Anfangs im Zelt, wie auch hier auf dem Foto von 2014 zu sehen.
Seit 2008 erklingt immer am 15. Januar das "Quartett auf das Ende der Zeit" von Olivier Messiaen auf dem Gelände des Stalag VIII A. Anfangs im Zelt, wie auch hier auf dem Foto von 2014 zu sehen. © Pawel Sosnowski

Vom 13. bis 15. Januar hätten in Görlitz und Zgorzelec zum siebten Mal die Messiaen-Tage stattgefunden: ein Festival mit Konzerten, Vorträgen, Ausstellungen, Führungen und Kino. Vorwiegend im Europäischen Zentrum auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A, doch auch an Görlitzer Veranstaltungsorten.

Kurz vor Weihnachten aber verkündete der Verein Meetingpoint Memory Messiaen auf seiner Homepage die Absage aus Mangel an finanziellen Mitteln. Lediglich das Konzert am 15. Januar, dem 83. Jahrestag der Uraufführung von Olivier Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeit", werde erklingen.

Finanzierung war immer schon heikel

"Die negativen Antworten auf unsere Fördermittelanträge frappierten uns sehr", sagt Mateusz Kowalinski, Pressesprecher des Meetingpoint-Vereins. Erst Anfang und Mitte Dezember, also nur wenige Wochen vor Beginn der Messiaen-Tage, seien die Absagen vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien und von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gekommen. Allerdings sei die Finanzierung der Messiaen-Tage immer schon heikel gewesen, "weil die wichtigsten Fördermittelgeber immer erst im Dezember über die Unterstützung von Projekten im folgenden Halbjahr entscheiden".

Der Kulturraum habe seine Absage unter anderem damit begründet, dass der Meetingpoint eine institutionelle Förderung vom Freistaat Sachsen erhalte. Diese Begründung führe jedoch in die Irre, sagt Vereinspräsident Frank Seibel. Mit dieser Förderung könne der Verein mit elf Mitarbeitern zwar den Betrieb der Gedenkstätte gewährleisten und das ganze Jahr über Projekte, Seminare, Führungen sowie auch das Festival organisieren. Für Künstlerhonorare oder die Kosten für Veranstaltungstechnik jedoch brauche es zusätzliche Projektfördergelder, die nun ausfallen.

Ausstellung über NS-Zwangsarbeit war in Görlitz geplant

"Wir bedauern die Absagen außerdem, weil wir die Anträge in der Kategorie 'Heimatpflege' eingereicht haben", sagt Mateusz Kowalinski. "Die Geschichte des Stalag VIII A ist ein sehr wichtiger Aspekt unserer Heimat."

So wäre etwa die am Stalag-Gelände installierte Ausstellung "Gegen das Vergessen: NS-Zwangsarbeit in Görlitz" in einer Neuauflage im Görlitzer Stadtraum zu sehen gewesen, mehr dazu hätte man in einer Führung erfahren. Auch eine Führung über den 1947 errichteten Soldatenfriedhof in Zgorzelec – den größten seiner Art in ganz Polen – war geplant, mit Informationen über den Verlauf der Kriegshandlungen in der Lausitz und Sachsen.

Zugleich hatte das geplante Programm stärkere aktuelle Bezüge als in früheren Jahren. Etwa der Film "In der Ukraine" sowie eine Fotoausstellung zum Ukraine-Krieg hätten einen Bogen in unsere Zeit geschlagen.

Messiaen-Konzert kann stattfinden

Die 2008 begründete Tradition der Aufführung des "Quartetts auf das Ende der Zeit" von Olivier Messiaen kann jedoch dank der Kultur- und der Sparkassenstiftung sowie des Landkreises Görlitz auch in diesem Jahr fortgeführt werden. Der Komponist, als französischer Kriegsgefangener im Stalag VIII A interniert, hatte dieses Werk während seiner Haft geschrieben und mit wenigen Mitgefangenen am 15. Januar 1941 in der Theaterbaracke des Lagers aufgeführt.

Mit der Erinnerung an diese Uraufführung gehe es nicht darum, Messiaen zu huldigen, sagt Frank Seibel. Vielmehr sei das Quartett eine Meditation über die Görlitzer Gefangenschaft. "Angst, Hoffnung und der unerschütterliche Glaube an Gott sind in diesem musikalischen Zeugnis überliefert."

In diesem Jahr hat der Verein dafür das Ensemble Écoute aus Paris gewonnen, das außer Messiaens Werk noch zwei weitere zeitgenössische Musikstücke aufführen wird. Das Konzert mit Lichtinstallation findet am 15. Januar um 19 Uhr im Europäischen Zentrum statt.