Müssen bald wieder Patienten ausgeflogen werden?

Über das Wochenende mussten sechs weitere Corona-Patienten im Landkreis Görlitz auf Intensivstationen gebracht werden. Damit benötigen aktuell 25 Personen im Kreis eine intensivmedizinische Betreuung, am Freitag waren es 19.
Voriges Jahr: Schluss bei 30 Patienten
Ähnlich hoch lagen die Zahlen vor einem Jahr: Am 20. November 2020 lagen 29 Covid-Patienten auf ITS, in den Tagen darauf sank die Zahl etwas, bevor sie im Dezember wieder anstieg. Weit steigen konnte sie aber nicht. Bei etwa 30 Patienten waren die ITS-Kapazitäten ausgereizt. Zu Weihnachten mussten deshalb die ersten Patienten ausgeflogen werden.
Nun ist die Lage in den Krankenhäusern noch angespannter. Schon vorige Woche hatte Ines Hofmann, Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums gesagt: "Wir sind am Limit. Mehr kann unser Haus nicht stemmen". Anders als Corona-Maßnahmen-Gegner häufig propagieren, wurden beim Städtischen Klinikum oder auch dem St.-Carolus-Krankenhaus in Görlitz weder Normal- noch Intensivbetten abgebaut im Laufe des vergangenen Jahres. Das Problem, warum letztlich weniger Betten zur Verfügung stehen, ist das Personal, das nicht reicht.
Lage jetzt noch schwerer
Viele Pfleger seien noch immer erschöpft, schilderten Ines Hofmann und Daniela Kleeberg, Prokuristin vom St.-Carolus-Krankenhaus. Dazu kommt, dass zwar die Ärzteschaft eine sehr hohe Impfquote hat, anders soll es beim Pflegepersonal aussehen. Auch hier schlagen Erkrankungen und Quarantäne ins Kontor.
So sucht das Klinikum Görlitz, ähnlich wie zu Beginn dieses Jahres wieder nach personeller Unterstützung. "Die Lage ist sehr ernst", schrieb das Klinikum dazu auf seiner Facebook-Seite. "Immer mehr Patienten mit Covid-19 werden bei uns betreut. Wir haben nicht mehr die Schlagkraft wie in den vorherigen Wellen." Im Süden des Landkreises ist die Lage ganz ähnlich. Während auf den Normalstationen etwa zur Hälfte ungeimpfte Patienten liegen, sind sie auf den Intensivstationen in der Mehrheit und haben die schwereren Verläufe.
Vier weitere Corona-Tote
Im Landkreis Görlitz gibt es vier weitere Todesfälle zu verzeichnen. Wie der Kreis mitteilt, handelt es sich um zwei Frauen im Alter von 82 und 84 Jahren aus Görlitz, eine 90-jährige Frau aus Großschönau und einen 71-jährigen Mann aus Reichenbach. Sie starben zwischen dem 11. und 16. November. Insgesamt sind bislang 1.205 Personen im Landkreis Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion verstorben.
Über das Wochenende kamen im Landkreis Görlitz außerdem 930 Neuinfektionen hinzu, am Montag weitere 269. Damit steigt die Inzidenz auf knapp über 1.000. Das RKI gibt die Inzidenz am Montag mit 704,8 an. Die Schere zwischen den Daten war durch einen massiven Bearbeitungsstau bei der Befundermittlung entstanden, erklärt das Landratsamt Görlitz. Es arbeite mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, den Verzug abzuarbeiten.
Daten müssen händisch eingegeben werden
Die Labore senden die positiven Befunde an das Gesundheitsamt, erklärt Kreissprecherin Julia Bjar den Weg. Anschließend müssen die Daten jedes Laborbefundes per Hand ins Meldesystem Demis eingegeben werden, bevor sie täglich an die Landesuntersuchungsanstalt (LUA) übermittelt werden. Die gibt die Daten anschließend weiter an das RKI. An der Kontaktnachverfolgung liegt das Problem derzeit nicht. Denn diese laufe parallel und nicht erst im Nachgang der Datenübermittlung, erklärt Julia Bjar.