Görlitz
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Die einzige Kirche in Sachsen mit einem Binärcode im Altarraum steht in Görlitz

Im April vor 170 Jahren wurde die Heilig-Kreuz-Kirche geweiht. Es war der erste katholische Kirchenneubau nach der Reformation in der Stadt. Das feiern katholische Christen an diesem Sonntag.

Von Ralph Schermann
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Seit ihrer Innensanierung 2018 erstrahlt die Heilig-Kreuz-Kirche an der Struvestraße ganz hell.
Seit ihrer Innensanierung 2018 erstrahlt die Heilig-Kreuz-Kirche an der Struvestraße ganz hell. © Nikolai Schmidt

Mit einem deutsch-polnischen Kirchweihfest feiern die katholischen Christen in Görlitz an diesem Sonntag die Weihe der Heilig-Kreuz-Kirche in der Struvestraße vor 170 Jahren. Die Kirche war der erste nachreformatorische katholische Kirchenneubau in Görlitz.

Der Bau einer katholischen Kirche in der zu großen Teilen protestantischen östlichen Oberlausitz wurde nötig, da es seit 1835 zu zahlreichen Zuzügen aus dem katholisch geprägten Schlesien und auch aus Österreich kam und sich somit eine neue katholische Gemeinde herauskristallisierte. Auch wurden in der Gebietsreform nach 1815 mehrere königliche preußische Beamte katholischer Konfession nach Görlitz versetzt, berichtete damals Pfarrer Carl Stiller in seinen Aufzeichnungen.

Auffällig ist die Wandteppichgestaltung im Altarraum mit dem Binärcode aus den Zahlen 1 und 0.
Auffällig ist die Wandteppichgestaltung im Altarraum mit dem Binärcode aus den Zahlen 1 und 0. © Nikolai Schmidt

1821 gab es rund 200 Katholiken in Görlitz, was zunächst zur Baugenehmigung für eine Kapelle führte. Bis dahin kam katholische Seelsorge stets aus Jauernick, für das 19. Jahrhundert also jeweils eine umständliche Reise. Als Kapelle diente ab 1829 ein Gewölbe in einem Hinterhaus am Fischmarkt/Krischelgasse. Ab 1830 wurden dann auch unregelmäßig katholische Messen im Gefängnis durchgeführt. Doch obwohl es bald schon eine katholische Schule in Görlitz sowie Festanstellungen von Seelsorgern gab, ließ eine reguläre Kirche noch auf sich warten.

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1844 scheitert ein Versuch, dafür die Annenkapelle zu erwerben. Erst 1845 wurde dafür das Baugelände von Apotheker Struve für 5.700 Taler erworben. Damals hieß die heutige Struvestraße noch Obere Kahle. Am 27. August 1850 wurde der Grundstein gelegt. Die Feier dafür erfolgte denkbar spartanisch: „Ein Akt nur mit der singenden Gemeinde und dem betenden Pfarrer“, berichtete die Chronik.

1853 schließlich wurde die „Katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz in Görlitz“ am 27. April durch den Weihbischof Latussek aus Breslau geweiht. Hier war die Öffentlichkeit nun stark vertreten. In feierlicher Prozession ging es vom Webertor bis zur neuen Kirche. 34 Geistliche aus Schlesien, Böhmen und Sachsen bildeten die Spitze des Zuges.

Interessant am Rande: Exakt an jenem 27. April, allerdings 328 Jahre zuvor, beschlossen die Erzpriester von Görlitz, Reichenbach/OL und Seidenberg die Einführung der Reformation in diesem Teil der Oberlausitz.

Entstanden war ein Bau nach Entwürfen des Schinkel-Schülers August Soller. Der Bau der Kirche wurde dem Rundbogenstil der Romanik angenähert. Doch besitzt der Sakralbau für die Romanik untypische Fialen an den Ecken des Daches. Die Mauern bestehen aus Bruchstein von Königshainer Granit. Das Innere der Kirche erscheint im Sinne einer Hallenkirche mit konsequenter Anwendung des Rundbogenstils. Für den Hochaltar nutzte man schlesischen Sandstein.

1893 wurde aufgrund der großen Zahl von Gemeindemitgliedern eine Vorhalle angebaut. Die Kirche ist vom Boden bis zur Kirchturmspitze 37 Meter hoch.

Im Innern ist das Bauwerk mit der Vorhalle 28 Meter lang und 15 Meter breit. Eine Besonderheit der Kirche ist, dass sie nicht wie üblich geostet ist. So befindet sich der Kirchturm im Norden statt wie üblich im Westen und der Chor im Süden statt im Osten. Südlich der Kirche befindet sich die Pfarrei der römisch-katholischen Gemeinde Heilig Kreuz.

Zwischen 1992 und 1995 sowie 2018 wurde die Kirche von Grund auf saniert. Im Mai 1995 wurde die Altarweihe vollzogen und die Kirche konnte erneut in gottesdienstlichen Gebrauch genommen werden. Am 3. Februar 2001 erfolgte schließlich die Weihe der Marienkapelle. Bei ihr handelt es sich um eine Nachbildung der Schwarzen Madonna von Czestochowa. Diese Kapelle war ein Geschenk der polnischen Katholiken, die im Pfarrgebiet von Heilig Kreuz leben.

Hinweis: Das Fest beginnt am 30. April mit einem Gottesdienst um 11 Uhr. Anschließend wird zu Begegnung mit Grillen, Musik, Kinderbetreuung und Quiz im Pfarrgarten eingeladen.