SZ + Görlitz
Merken

Stadt Görlitz unterstützt Schloss Ober-Neundorf nicht mehr

Offenbar wollen zum Denkmaltag auch die Eigentümer von Schloss Ober-Neundorf die Pforten öffnen. Von der Stadt Görlitz gibt's allerdings keine Besuchsempfehlung. Die Besitzer sollen der rechts-esoterischen Anastasia-Bewegung nahestehen.

Von Susanne Sodan
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein privates Gebäude kann jeder öffnen, wann er will. Aber von der offiziellen Liste des Denkmaltags in Görlitz ist Schloss-Ober-Neundorf dieses Jahr geflogen.
Ein privates Gebäude kann jeder öffnen, wann er will. Aber von der offiziellen Liste des Denkmaltags in Görlitz ist Schloss-Ober-Neundorf dieses Jahr geflogen. © Nikolai Schmidt

Am 10. September ist der Tag des offenen Denkmals. An dem kann die Stadt Görlitz alljährlich mit einer langen Liste teilnehmen - so auch dieses Mal. Bundesweit hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Hut auf. Ein besonderer Fokus, teilt sie mit, liegt dieses Jahr auf den "Denkmal-Talenten": Unscheinbarere Bauwerke, deren Besonderheiten vielleicht erst auf den zweiten Blick auffallen.

Das Görlitzer Programm erscheint Ende August, online ist es bereits auf der Internetseite der Stadt zu finden. Neben den "Klassikern", wie dem Kaisertrutz, dem Kulturforum Görlitzer Synagoge, Stadthalle, Barockhaus oder Peterskirche wird zum Beispiel auch das Wohnhaus James-von-Moltke-Straße 13, das der Eigentümer jetzt über zwei Jahre saniert hat, geöffnet sein. Oder auch das letzte unsanierte Gebäude am Demianiplatz, in dem die Humboldt-Apotheke zu finden ist, und das die neuen Inhaber zum Gesundheitszentrum machen möchten.

Stadt schickt Denkmalfreunde nicht nach Ober-Neundorf

Nicht auf der Liste steht Schloss Ober-Neundorf. Die Stadt Görlitz bestätigt das. Freilich, macht die Verwaltung klar, stehe es jedem Eigentümer eines Kulturdenkmals frei, seine Teilnahme am Tag des offenen Denkmals, und somit die Öffnung des Objektes, kundzutun. Die Schloss-Eigentümer, Familie Kuhn, werben auf ihrem Telegram-Kanal damit, wieder am Tag des offenen Denkmals teilzunehmen. Vonseiten der Stadt aber ist Schloss Ober-Neundorf in diesem Jahr nicht im Programm gelistet, teilt die Verwaltung mit.

Die Stadt ist damit die zweite Stelle, die sich offen zu Schloss Ober-Neundorf positioniert. Kürzlich wurde bekannt, dass die Stiftung Deutscher Denkmalschutz die Sanierung des Schlosses nicht mehr fördert. Hintergrund sind Hinweise darauf, dass die Eigentümer des Schlosses, eine Familie aus Baden-Württemberg, der rechts-esoterischen Anastasia-Bewegung nahestehen. Diese wurde im Juni dieses Jahres bundesweit vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.

Die Sanierung des Schlosses war in der Vergangenheit über verschiedene staatliche Behörden oder Organisationen gefördert worden. In welcher Höhe ist nicht bekannt, aber auch die Stadt hatte die Sanierung aus den Einnahmen aus der Altstadtmillion finanziell unterstützt. Allzu viel Geld kann es nicht gewesen sein: 2016 ging die letzte Altstadtmillion ein, kurz zuvor hatten die heutigen Eigentümer, die in Ober-Neundorf auch ein Kiesunternehmen betreiben, das Schloss gekauft.