SZ + Görlitz
Merken

Sparkasse baut Görlitz zu ihrem größten Standort aus

Die Filiale auf der Berliner Straße wird faktisch wieder zum Hauptsitz der Sparkasse Oberlausitz/Niederschlesien. Was das für Görlitz, Zittau, Löbau, Niesky und Weißwasser bedeutet.

Von Sebastian Beutler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Görlitzer Landrat Stephan Meyer gratulierte im Görlitzer Sparkassengebäude den beiden Vorständen  Grit Fugmann und Mario Häser zu ihren neuen Aufgaben.
Der Görlitzer Landrat Stephan Meyer gratulierte im Görlitzer Sparkassengebäude den beiden Vorständen Grit Fugmann und Mario Häser zu ihren neuen Aufgaben. © Sparkasse Oberlausitz-Niederschl

Aufmerksame Beobachter werden beim jüngsten Foto der Sparkassenspitze gestutzt haben. Die Gratulation von Landrat Stephan Meyer an die beiden neuen Vorstände der Sparkasse fand auf der gläsernen Verbindungsbrücke in der Görlitzer Filiale auf der Berliner Straße statt. Das mag den Terminzwängen aller Beteiligter geschuldet gewesen sein, aber viele fragten sich, ist der Sitz der Sparkasse nun von Zittau nach Görlitz verlegt worden.

Nein. Der rechtliche Sitz bleibt in Zittau, versichert Sparkassen-Sprecherin Bettina Richter-Kästner auf SZ-Anfrage. Seit der Fusion der Kreissparkasse Löbau-Zittau mit der Niederschlesischen Sparkasse im August 2005 zur Sparkasse Oberlausitz/Niederschlesien ist das so. Und doch ändert sich gerade etwas bei der Sparkasse.

Sparkasse zieht ihre Verwaltung in Görlitz zusammen

Das hat mit der Sanierung der Görlitzer Filiale auf der Berliner Straße zu tun, die die Sparkasse zu ihrem größten Standort im Kreis Görlitz ausbaut. Bislang stand da das neue Kunden- und Beraterzentrum im früheren Telekom-Shop im Mittelpunkt. Von einem "großzügigen Servicebereich für das tägliche Kundengeschäft", spricht Sparkassen-Sprecherin Bettina Richter-Kästner auf SZ-Nachfrage. Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker sollen künftig dort zu finden sein, auch Mitarbeiter der Sparkasse. Im zweiten Quartal dieses Jahres soll die Umgestaltung abgeschlossen werden.

In einem zweiten Schritt sprach die Sparkasse im Januar auch davon, dass die historische Schalterhalle im Hauptgebäude gleich daneben auf der Berliner Straße saniert wird. Doch die Umgestaltung dieser Filiale, einst Hauptsitz der Niederschlesischen Sparkasse, fällt weitaus umfangreicher aus, wie SZ-Recherchen ergaben. Und ist damit verbunden, dass auch zahlreiche Abteilungen in Görlitz konzentriert werden, beispielsweise die Kreditbearbeitung, der Zahlungsverkehr, die IT-Technik und das Controlling. Mehr als 100 Mitarbeiter sind in diesen Abteilungen tätig, die zusammen die Verwaltung der Sparkasse ergeben. Und sie werden künftig von Görlitz aus arbeiten, nicht jeden Tag, tageweise würden bereits jetzt viele Mitarbeiter mobil von zu Hause arbeiten. Aber prinzipiell.

"Deutlich mehr Mitarbeiter in Görlitz nach Umbau"

Momentan, so erklärt die Sprecherin, würden insgesamt 80 Beschäftigte der Sparkasse am Görlitzer Standort tätig sein. "Es werden nachher deutlich mehr sein", erklärt Bettina Richter-Kästner gegenüber der SZ, ohne genaue Zahlen zu nennen. Insgesamt hatte die Sparkasse Ende vergangenen Jahres 434 Mitarbeiter.

Die Görlitzer Filiale bot sich für diesen Schritt der Sparkasse einfach wegen ihrer Größe an. "Die Standorte Zittau und Niesky haben wir ebenfalls als Verwaltungsstandort geprüft", sagt die Sprecherin der Sparkasse, "diese wären allerdings räumlich zu klein gewesen". Außerdem erhofft sich die Sparkasse effizientere Arbeitsprozesse, Abstimmungen auf kurzem Wege, Wegfall von Fahrwegen und moderne Arbeitsplätze für die Mitarbeiter. "Nicht nur junge Mitarbeiter wünschen sich eine moderne Büroumgebung, die viel Flexibilität zulässt und auf dem Stand der Zeit ist", sagt die Sprecherin. Und wenn die meisten Mitarbeiter der Verwaltung in Görlitz arbeiten, werden auch die beiden Vorstände verstärkt hier zu finden sein.

Für Kollegen, die jetzt von Weißwasser oder Niesky nach Zittau pendeln, verkürzt sich zudem der Arbeitsweg, für Zittauer verlängert er sich, aber nicht so stark, als wenn sie nach Niesky fahren müssten. Für Görlitz sprach auch die zentrale Lage und die guten Verkehrsanbindungen. Bettina Richter-Kästner macht auch deutlich, dass das gesamte Umfeld der größten Stadt im Kreis den Ausschlag gab: "Es befinden sich zudem zahlreiche Geschäfte des täglichen Lebens und ein breites kulinarisches Angebot in unmittelbarer Umgebung".

Erst vage Vermietungspläne für Zittau und Löbau

2025 soll die Konzentration abgeschlossen sein. Dann muss die Sparkasse auch einen Plan haben, wie sie mit den dann freien Büroflächen in Zittau und Löbau umgeht. Ein entsprechendes Nutzungskonzept soll erarbeitet werden. "Aufgrund der hervorragenden Innenstadtlagen gehen wir davon aus", sagt Sprecherin Bettina Richter-Kästner, "dass es auch Interesse von Dritten geben wird". Die Sparkasse in Zittau befindet sich an der Neustadt, in Löbau direkt am Altmarkt. Beides sind zentrale Innenstadtplätze in den beiden Städten. Trotzdem ist die Nachfrage nach Büroraum in der Oberlausitz nicht übermäßig groß.

Weißwasser ist von der Konzentration nicht betroffen, da dort bislang keine Fachabteilungen saßen. Das trifft auch auf das große Sparkassengebäude in Niesky zu. Trotzdem profitiert Niesky vorübergehend von den Umbaumaßnahmen in Görlitz: Zahlreiche Görlitzer Mitarbeiter der Sparkasse arbeiten während der Bauarbeiten nun in Niesky.