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Görlitzer Handballnachwuchs siegt in Dänemark

Der Lausitzer-Füchse-Bus hat den Nachwuchs-Görls Glück gebracht: Die C-Mädchen gewinnen ein internationales Turnier in Kolding, die E-Mädchen schaffen es bis ins Finale.

Von Frank Thümmler
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Das große Görls-Handballbild aus dem dänischen Kolding: Das Osterwochenende verbuchten die Handballerinnen als durchweg erfolgreich – auch, aber nicht nur wegen der sportlichen Ergebnisse.
Das große Görls-Handballbild aus dem dänischen Kolding: Das Osterwochenende verbuchten die Handballerinnen als durchweg erfolgreich – auch, aber nicht nur wegen der sportlichen Ergebnisse. © Verein

Görlitz. Der Bus des Weißwasseraner Unternehmens Schmidt-Reisen, der sonst die Lausitzer Füchse zu Auswärtsfahrten chauffiert und in dem die Füchse vor wenigen Wochen den Klassenerhalt in der zweiten deutschen Eishockeyliga feiern konnten, hat sich für die Nachwuchs-Handballerinnen des Görlitzer HC als Glücksgriff erwiesen. Denn mit diesem Gefährt reiste der Verein mit vier Nachwuchsteams, einer liebgewonnenen Tradition folgend, nach Dänemark zum Kolding-Handball-Cup 2022. 250 Teams aus acht verschiedenen Ländern nahmen an den vier Ostertagen an dieser Großveranstaltung teil – und die Görls kehrten mit zwei Sensationen und tollen Erfahrungen zurück.

Einen überragenden Turniersieg über 20 andere Mannschaften feierten die C-Juniorinnen. In den vier Gruppenspielen gegen drei niederländische und ein deutsches Team dominierten die Görlitzerinnen klar, gewannen jeweils mit mindestens sechs Toren Vorsprung. Danach wartete das Halbfinale gegen den benachbarten Gruppensieger VOC Amsterdam. Die athletisch gut ausgebildeten und hochgewachsenen Amsterdamerinnen spielten einen schnellen und körperbetonten Handball. Auf diese Herausforderung antworteten die Görls auf allen Positionen mit selbstbewusster Spielweise, Mut und Kampfgeist. Es entwickelte sich ein hochkarätiges Halbfinale mit beiderseits sehenswerten Aktionen, das einem Finalspiel würdig gewesen wäre.

„Das gesamte Team wuchs über sich hinaus"

„Das gesamte Team wuchs über sich hinaus, angetrieben durch die lautstarke Unterstützung der mitgereisten Fans und der eigenen Bank“, erzählt Trainerin Kathrin Täschner. Eine Sekunde vor Spielende, beim Stand von 15:15 und eigenem Ballbesitz, entschied das Nervenkostüm zugunsten der Görlitzerinnen. Mit einem unerwarteten Schlagwurf trafen die Görls zum Sieg. Riesige Freude und grenzenloser Jubel ließen die Halle beben. Der Traum vom Finaleinzug war wahr geworden.

Zum Endspiel in der Sydbank-Arena gegen den Gastgeber Kolding IF versammelten sich alle Görls- und Koweg-Teams zum Anfeuern in der Arena und bildeten eine übermächtige Stimmungskulisse. Im Finale spielte das Görls-Team wie entfesselt auf. Souverän beherrschte es die Partie zu jeder Zeit und siegte 21:9. Als Krönung der Reise nahm das Team neben unvergesslichen Erlebnissen und wertvollen Spielerfahrungen den Pokal und eine goldene Medaille mit an die Neiße.

Ins Finale schafften es völlig überraschend auch die Kleinsten, die E-Juniorinnen, die auf ihrer ersten großen Handballreise einen tollen Erfolg feierten. Dabei mussten die vielen Eindrücke, das erstmalige Unterwegssein ohne Eltern und die Aufregung bei der selbstständigen Organisation des Tages bewältigt werden. Nach einem klaren 27:12 im ersten Gruppenspiel fehlten im zweiten Spiel gegen HTS/BW96 Handball nach einer 7:2-Halbzeitführung die Kraftreserven, sodass das Spiel noch 10:11 verloren ging. Trotzdem stand der Halbfinaleinzug bereits fest. Das 3. Spiel gegen den HSG Eider Harde (7:20) konnte genutzt werden, um allen Spielerinnen Einsatzzeiten zu geben.

Kräfte der E-Jugend reichen nicht

Am zweiten Turniertag stand im Halbfinale erneut der HSG Eider Harde gegenüber. „Mit einer grandios leidenschaftlichen Leistung und einem tollen Publikum, vor allem mit unseren C-Mädchen und den D-Jungs von Koweg Görlitz im Rücken, haben wir es tatsächlich geschafft, dieses Spiel nach einem 9:10-Halbzeitrückstand mit 18:15 zu gewinnen“, sagte Trainer Jörg Adam. Im Finale gegen die großgewachsenen und bis zu zwei Jahre älteren Gegner von HTS/BW 96 Handball aus Hamburg gingen die Görls mutig in die erste Halbzeit. Doch die Kräfte reichten nicht mehr aus. Mit einem Ergebnis von 6:9 (3:3) können die jungen Görls aber zufrieden sein. Und es gab ja Silbermedaillen.

Den D-Juniorinnen fehlte am Ende ein einziges Tor zum Halbfinaleinzug, für den ein Gruppensieg notwendig gewesen wäre. Diesen verfehlten die Görlitzerinnen nach einem 18:17-Sieg über den späteren Gruppensieger aus Hamburg aber mit einem 15:16 gegen das dritte, etwa gleichstarke Team. Ein Unentschieden hätte hier gereicht. Die Görlitzerinnen wurden danach mit zwei Siegen noch Turnier-Fünfte.

Auch die A-Juniorinnen behaupteten sich in ihrem Turnier mit 22 Mannschaften aus Deutschland, Norwegen, Niederlande und Frankreich hervorragend, gewannen alle drei Gruppenspiele souverän und trafen in einer Zwischenrunde auf zwei andere Gruppensieger. Das niederländische Team Juro Unirek VZV war dem jungen Görlitzer Team sowohl altersmäßig als auch größenmäßig weit überlegen. Trotz tollen Kampfes gab es eine 14:22-Niederlage.

„Zwei Vereine einer Stadt stehen Seite an Seite"

Auch im 2. Spiel gegen den TSV Bargteheide aus Deutschland waren die A-Görls den älteren und leistungsstärkeren Spielerinnen oftmals unterlegen. Doch mit Kampfeswillen und spielerischer Klasse schafften sie noch ein 14:14-Unentschieden, verpassten als Drittplatzierte der Zwischenrunde aber die Halbfinals. Mit einem starken fünften Platz in einem so großen und qualitativ hervorragenden Feld schnitten die Görls dennoch hervorragend ab.

Auch der andere große Görlitzer Handballverein Koweg Görlitz war mit drei Nachwuchsteams in Kolding am Start und erreichte neben dem tollen Erlebnis auch achtbare Ergebnisse. Die D-Junioren wurden nach drei Siegen und zwei Niederlagen Sechste. Die C-Junioren erreichten nach einer starken Vorrunde mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage am Ende den zwölften Platz. Die A-Junioren landeten am Ende unter zwölf Teams auf dem achten Platz.

Wichtiger als die Ergebnisse war aber das gemeinsame Erlebnis, dass alle Teams weiter zusammenschweißte – und auch beide Handballvereine. Görls-Vizepräsident Uwe Günther sagt: „Zwei Vereine einer Stadt stehen Seite an Seite, schreien, singen, klatschen, trommeln und jubeln gemeinsam beim Finale. Die Stimmung in der Halle ist berauschend, ebenso die Euphorie bei der Siegerehrung, als die Görls der E- und C-Jugend ihre wohlverdienten Trophäen erhalten.“ Beeindruckend waren für ihn auch die dänischen Sportstätten, Arenen mit mehreren Hallen für viele Sportarten – so was gibt es in Görlitz nicht.