Vor fünf Jahren trat das kommunale Netzwerk Motor Görlitz erstmals bei Stadtratswahlen an. Seine Kandidaten waren auf den Listen anderer Parteien oder Wählervereinigungen zu finden. Sozusagen im Huckepack-Verfahren. Im Alltag des Stadtrates zeigten sich aber die Schwächen dieses Modells.

Die Stadträte von Motor Görlitz bildeten zunächst eine Fraktion mit Grünen und Bürger für Görlitz, doch zerfiel diese Fraktion schnell. Seitdem gibt es eine fünfköpfige Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne im Stadtrat und eine Fraktion Bürger für Görlitz, in der auch Mitglieder von Motor Görlitz und von den Grünen zu finden sind.

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Zur Wahl am 9. Juni ist nun alles anders. Motor Görlitz tritt als Wählervereinigung an, muss daher erst einmal 160 Unterschriften ab Ende Februar sammeln, um überhaupt an der Wahl teilnehmen zu können. Das kündigt Motor-Fraktionsvorsitzender Mike Altmann an. Doch die Kandidaten für die Wahl stehen bereits fest, sie wurden am Montagabend bestimmt.

Auf der elfköpfigen Liste sind die drei Stadträte zu finden, die jetzt schon für Motor Görlitz im Stadtrat wirken, voran Fraktionsvorsitzender Mike Altmann, Kühlhaus-Chef Danilo Kuscher und Andreas Kolley, der bei der städtischen Wirtschaftsförderung Europastadt Görlitz/Zgorzelec Marketingleiter ist.

Seit langem mit Motor Görlitz verbunden sind die Südstadt-Bürgerrätin Juliane Brandt, Melanie Morche, die sich für die Inklusion in Görlitz einsetzt, die frühere SZ-Journalistin Kerstin Fiedler und Autohaus-Besitzer Raimund Kohli.

Überraschend steht nicht der Vorsitzende von Motor Görlitz, Axel Krüger, zur Wahl. Zur letzten Stadtratswahl hatte er kandidiert, aber war am Ende nicht gewählt worden.

Zuletzt hatte Fraktionsvorsitzender Mike Altmann in sozialen Netzwerken erklärt, dass es noch nie so schwer gewesen sei, neue Kandidaten zu finden.

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Für Motor Görlitz kandidieren zudem der Architekt Sandro Kühn, der Vorsitzende des Nostromo-Trägervereins Dirk Kählig, Marc Höppner und Stefan Hoffmann vom Jakobstraßen-Verein.

Ein bisschen anders will Motor Görlitz aber bleiben. So kündigt Altmann an, dass die Kandidaten sich auf kein klassisches Wahlprogramm verständigen werden. Stattdessen gibt es eine gemeinsame Erklärung als Basis für die künftige Zusammenarbeit, ansonsten stehen die Kandidaten mit ihren Anliegen zur Wahl. In der Erklärung heißt es, dass Beschlüsse nachfolgende Generationen nicht überlasten sollen, dass Motor Görlitz den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und eine respektvolle Diskussionskultur fördern will. Und schließlich: "Motor Görlitz ist offen für themenbezogene Kooperationen mit allen demokratischen Kräften im Stadtrat."