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Kreis Görlitz: Warum Teddys Feuerwehrleuten im Einsatz helfen können

Erst sammelten die Reichenbacher Wehrleute Plüschtiere, jetzt fahren neue Teddys bei den Einsätzen mit. Das hat einen ernsten Hintergrund.

Von Constanze Junghanß
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Wehrleiter Hendrik Böhnke mit einem der kuscheligen Neuzugänge. Die Teddys fahren bei allen Einsätzen mit. Sind Kinder betroffen, bekommen sie das Plüschtier als tröstenden Freund geschenkt.
Wehrleiter Hendrik Böhnke mit einem der kuscheligen Neuzugänge. Die Teddys fahren bei allen Einsätzen mit. Sind Kinder betroffen, bekommen sie das Plüschtier als tröstenden Freund geschenkt. © Constanze Junghanß

Sie lassen sich perfekt umarmen, sind besonders kuschelig, haben runde Kulleraugen, flauschige Ohren und tragen eine Uniform: Die Reichenbacher Feuerwehr hat Verstärkung bekommen. Die ist seit Jahresbeginn bei jedem Einsatz mit dabei. Elf knuffige Teddybären sind das. Auch beim ersten Einsatz 2024 fuhr das Schmuse-Spielzeug mit. In der Silvesternacht brannte im Markersdorfer Ortsteil Friedersdorf ein Holzlager. Die Reichenbacher rückten als Verstärkung an. Der Teddy wurde nicht benötigt und fuhr wieder mit zurück. Mit den Kuscheltieren wollen die Feuerwehrleute Kindern einen ersten Trost und kleinen Halt spenden, die von Unfällen und anderem Einsatzgeschehen betroffen sind.

Notfallseelsorger hat Teddy immer dabei

Auf diese Idee kamen die Feuerwehrleute nach einem Einsatz im Frühjahr 2023, erzählt Reichenbachs Wehrleiter Hendrik Böhnke. Bei einem Unfall auf der Bundesstraße 6, Kreuzung Weißenberger Straße, waren zwei Kinder betroffen. „Seit Jahren hat unser Notfallseelsorger Christoph Wiesener einen Teddy zum Trösten dabei“, berichtet der Wehrleiter. Beide Kinder hätten den Seelsorger-Teddybären gerne behalten. Doch einerseits ist der nicht teilbar, andererseits wird dieser Notfallteddybär auch bei anderen Einsätzen benötigt. Warum nicht für die Zukunft gleich mehrere Teddys für den Fall des Falles anschaffen, sei deshalb die Überlegung gewesen. „Damit die Kinder die Plüschtiere auch bei sich haben können“, sagt Hendrik Böhnke.

Es sollte jedoch noch eine Weile dauern, bis die Teddys mit an Bord der beiden Löschfahrzeuge, des Mannschaftstransport- und Einsatzleitwagens genommen werden. Denn die kosten in der Ausführung mit Feuerwehruniform Geld und müssen erst einmal bestellt werden. Hendrik Böhnke hat dazu den Kreisfeuerwehrverband Görlitz angefragt, ob der das Teddybärenprojekt finanziell unterstützt. Einen Tag nach Weihnachten 2023 gab es dafür grünes Licht. 200 Euro sponserte der Kreisverband, die Reichenbacher konnten die spezielle Teddy-Bestellung aufgeben.

Erst einmal Kuscheltiere gesammelt

Bis dahin hatten die Brandbekämpfer eine Zwischenlösung gefunden. Damit sofort kuschelige Trostspender bereitstanden, sammelten Reichenbacher Wehrleute Plüschtiere im Familien- und Freundeskreis. Ein großer Sack voll sei da gespendet, das Spielzeug gereinigt worden und seit einem knappen Dreivierteljahr mit auf Tour gewesen, erzählt der Feuerwehrchef. Echte Feuerwehr-Teddys seien aber nochmal was Besonderes, sodass das Teddy-Projekt ausgebaut werden soll. Wer das unterstützen möchte, kann sich bei der Feuerwehr melden. Am besten sei natürlich, die plüschigen Tröster müssten gar nicht erst zum Einsatz kommen. Doch bei Unfällen sind Kinder im Durchschnitt leider zwei bis drei Mal im Jahr mit involviert gewesen, so die Erfahrung der Reichenbacher Wehr. Die Teddys sollen den Kindern mit nach Hause oder in den Krankenwagen gegeben werden.

Viele Einsätze bei Unfällen auf der B6

Unfallschwerpunkt im Feuerwehralltag ist weiterhin die B6. „Da vor allem die Kreuzungen Weißenberger Straße und Sohland“, sagt Hendrik Böhnke. Elf Menschen wurden bei Unfällen da und auf anderen Straßen im Einzugsgebiet der Reichenbacher verletzt, ein Mensch starb bei einem Verkehrsunfall in Königshain. Zu 49 Einsätzen wurde die Wehr im vergangenen Jahr gerufen, zu Hausbränden, im Schöpstal, im Reichenbacher Ortsteil Schöps, in Sohland sowie zu Wald- und Feldbränden. Mehr als 2.000 ehrenamtliche Einsatzstunden leisteten die 36 Frauen und Männer. Worauf die Feuerwehr wartet, ist der Startschuss für das langersehnte neue Feuerwehrhaus. Im August 2023 war dafür die Fabrikstraße als Standort im Gespräch. Das derzeitige Feuerwehrdepot auf der Nieskyer Straße steht mit seinen 100 Jahren unter Denkmalschutz, kann aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht erweitert werden. Käme es irgendwann zum Neubau, würden die Notfall-Teddys selbstverständlich mit umziehen, verspricht der Wehrleiter.