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Eine Frau der Zivilgesellschaft: Görlitz trauert um Uta Bonadt

Uta Bonadt kam 2010 nach Görlitz und suchte sich schnell Aufgaben in Kirche und Vereinen. Vor allem aber die Zeugnisse jüdischen Lebens in der Stadt hatten es ihr angetan.

Von Sebastian Beutler
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Uta Bonadt organisierte im Mai vergangenen Jahres noch eine große Aufräumaktion auf dem Jüdischen Friedhof in Görlitz.
Uta Bonadt organisierte im Mai vergangenen Jahres noch eine große Aufräumaktion auf dem Jüdischen Friedhof in Görlitz. © Archivfoto: Martin Schneider

Mit 81 Jahren zog sie sich Handschuhe über, nahm die kleine Gartenharke und schaffte eine ganze Woche lang Ordnung auf dem Jüdischen Friedhof. Uta Bonadt war nicht allein im Mai 2023. Frauen aus Wiesbaden, Mainz, Stuttgart und Wroclaw unterstützten sie bei der einwöchigen Aktion auf dem Görlitzer Friedhof, die Uta Bonadt unter dem Dach des Förderkreises Synagoge organisiert hatte. Bevor Nachkommen jüdischer Görlitzer in die Stadt kamen, sollte der Friedhof auf Vordermann gebracht werden. Er ist neben den beiden Görlitzer Synagogen einer der wichtigsten Zeugen für das jüdische Leben und die Jüdische Gemeinde in Görlitz, die ihre Blüte um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert hatte.

Uta Bonadt kam dabei ihr enges und großes Netzwerk zugute, das sie durch die Mitwirkung in Organisationen und Verbänden geknüpft hatte: in der SPD, im Herbert-Wehner-Bildungswerk, bei Freiwilligendiensten der evangelischen Aktion Sühnezeichen. Uta Bonadt war ungemein tatkräftig, willensstark und großherzig. So erinnert sich der Vorsitzende des Görlitzer Förderkreises Synagoge, Frank Seibel, an sie, nachdem sie am 9. März ganz plötzlich verstorben ist. Sie stand im 83. Lebensjahr.

Ihr Engagement galt dem Jüdischen Friedhof und den Synagogen in Görlitz

Viele Jahre wirkte sie in der Nähe von Wiesbaden, engagierte sich im Kirchenvorstand der Johannesgemeinde Niederseelbach im Taunus, zu dessen Sprengel ihr früherer Wohnort gehörte. Maßgeblich hat sie für die Restaurierung der dortigen Kirche gesorgt. 2010 zog sie um - nach Görlitz. Auch hier war die Zivilgesellschaft ihr Lebensraum. Sie suchte und fand Aufgaben in der evangelischen Innenstadtgemeinde, bei den Weltgebetstagen, im Kirchencafé in der Dreifaltigkeitskirche oder bei der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen.

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Aber vor allem galt ihr lebenslanges Interesse jüdischem Leben und jüdischer Kultur. "Es rührte von ihrer Mutter her, die ihr vom Schicksal jüdischer Freunde und Nachbarn erzählte", berichtet Markus Bauer, langjähriger Vorsitzender des Förderkreises Synagoge. 2014 schloss sie sich dem Förderkreis Görlitzer Synagoge an und wirkte hier neun Jahre lang als Schatzmeisterin. Ihr Engagement galt neben der Synagoge vor allem dem Görlitzer Jüdischen Friedhof. "Obwohl die Folgen eines schweren Unfalls von 2021 nachwirkten, war sie bis zuletzt voller Leben, Energie und großer Pläne. Wir vermissen sie schmerzlich", sagen Bauer und Seibel übereinstimmend.