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Vom Raufbold zum Bibelkenner: Das sind die Macher des Bibeltages in Görlitz

Thomas Brendel und Ludwig Ammer müssten sich längst nicht mehr mit der Organisation von großen Ereignissen beschäftigen. Warum tun sie es dennoch?

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Thomas Brendel (links) und Ludwig Ammer ist der Tag der Bibel an diesem Sonnabend in Görlitz wichtig.
Thomas Brendel (links) und Ludwig Ammer ist der Tag der Bibel an diesem Sonnabend in Görlitz wichtig. © Raphael Schmidt

Von Raphael Schmidt

Mitunter sind die Wege zur Kirche und zum Glauben verschlungen. Das trifft auch auf Thomas Brendel zu, der in Görlitz geboren und aufgewachsen ist. Als Brendel regelmäßig den Sohn des Pfarrers nach dem sonntäglichen Kindergottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche verprügelte, wurden seine Eltern zur Aussprache in den Ehepaarkreis der Gemeinde eingeladen.

Thomas Brendel hatte in Dietrich Heise ein großes Vorbild

Sein Vater blieb anschließend aktiv in der Kirche, arbeitete im Gemeindekirchenrat mit, seine Mutter im Helferkreis. So hatten die Prügeleien des Jungen etwas Gutes.

Thomas Brendel ist als Vorsitzender des Bibelmobil-Vereins verantwortlich für den ersten Bibel-Tag in Görlitz an diesem Sonnabend.
Thomas Brendel ist als Vorsitzender des Bibelmobil-Vereins verantwortlich für den ersten Bibel-Tag in Görlitz an diesem Sonnabend. © Raphael Schmidt

Von diesen Raufbold-Jahren ist Thomas Brendel nichts mehr anzumerken. Der 72-Jährige ist jetzt als Vorsitzender des Bibelmobil-Vereins eine der treibenden Kräfte bei der Vorbereitung des Bibel-Tages, der an diesem Sonnabend in Görlitz mit 400 Mitwirkenden stattfindet.

Entscheidende Anregungen erfuhr Thomas Brendel von Jugendwart Dietrich Heise, dem charismatischen Vermittler christlicher Anschauungen aus Görlitz, der auch der Evangelischen Grundschule in Görlitz seinen Namen gegeben hat. Nach der zehnten Klasse lernte Brendel Maurer mit Abitur, merkte aber spätestens da, dass „dieser Staat und ich nicht zueinander passen“.

Es reifte der Entschluss, eine Ausbildung zum evangelischen Jugendarbeiter zu machen – Dietrich Heise stand ihm dabei vor Augen. Evangelische Predigerschule Paulinum in Berlin, danach weitere Ausbildungen in Berlin, Kollm bei Niesky, Dresden. In Görlitz ist er vor allem als leitender Referent im CVJM Landesverband schlesische Oberlausitz bekannt, einer Bewegung, die die Bibel im Gespräch halten will.

Ludwig Ammer hatte die Idee zum Tag der Bibel in Görlitz

Der frühere Görlitzer Diakoniepfarrer Ludwig Ammer hatte die Idee zum Tag der Bibel.
Der frühere Görlitzer Diakoniepfarrer Ludwig Ammer hatte die Idee zum Tag der Bibel. © Nikolai Schmidt

Da war es naheliegend, dass Brendel sich nun auch beim Bibel-Tag engagiert, zumal an dessen Beginn die Übergabe eines neuen (gebrauchten) Bibel-Mobils steht. Den Impuls für diesen Bibel-Tag gab Ludwig Ammer. Er war von 1985 bis 2000 in der Görlitzer Landeskirche Diakoniepfarrer und für missionarische Dienste zuständig. Und beim Lausitz-Kirchentag vor zwei Jahren vermisste er ein wenig die Beschäftigung mit dem grundlegenden Werk der christlichen Konfessionen. So machte er sich vor mehr als einem Jahr auf, um Partner zu gewinnen. Jeder soll seine eigene Sicht auf die Bibel in diesen Tag einbringen.

Ammer lebt seit 1986 in Görlitz. Damals zogen er und seine Frau an die Neiße, Ammer war zuvor Pfarrer und Dozent an der Erfurter Predigerschule. Beide prägten die Diakonie, also die kirchliche Sozialarbeit, auf ihre Weise ganz erheblich in der Stadt. Auch nach ihrem Ruhestand blieben sie aktiv.

Der heute 86 Jahre alte Ludwig Ammer beispielsweise initiierte das „Fest der Kulturen“ in Görlitz und beteiligte sich 15 Jahre lang an der Organisation des Festes, für das er eine Anregung von einem befreundeten Kollegen aus dem kanadischen Edmunston erhalten hatte. Diese Kleinstadt feiert regelmäßig ein Fest, an dem sich alle dort lebenden Nationen mit Ständen, Musik, Aktionen und Speisen beteiligen. Ammer gefiel diese Idee und so war das Fest der Kulturen geboren.

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Jetzt werben Brendel und Ammer unermüdlich für den Tag der Bibel. Vor einigen Tagen, bei der Eröffnung der evangelischen Oberschule im Herzen von Görlitz, sprach Brendel über den Wert christlicher Bildung, über Wertevermittlung überhaupt. Als ehemaliger Chef des evangelischen Schulvereins, den er mitgegründet hat, verweist er wieder auf Dietrich Heise. Der hatte, als das Projekt evangelische Grundschule in Görlitz zu scheitern drohte, bereits von Krankheit gezeichnet, sein Konto aufgelöst und nur so viel zurückbehalten, dass es für Heises Beerdigung reichte. Alles andere gab er, damit Kinder neben Lesen und Schreiben mehr von Gottes Reich erfahren können. (mit SZ/sb)

Hinweis: Das ausführliche Programm des Tages der Bibel finden Sie im Internet unter www.tag-der-bibel2024.de