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Wassermangel in der Spree: Bringt ein Drei-Länder-Gipfel die Lösung?

Durch den Kohleausstieg drohen Berlin und der Spreewald auf dem Trockenen zu sitzen. Wasser aus der Elbe könnte das verhindern. Doch wer bezahlt das?

Von Sebastian Beutler
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So startet die Spree am Kottmar - eine von drei Quellen im Kreis Görlitz.
So startet die Spree am Kottmar - eine von drei Quellen im Kreis Görlitz. © Ronald Bonß

Aus drei Quellen im Süden des Kreises Görlitz speist sich die Spree. Anfangs ist sie nur ein Rinnsal, gewinnt aber bereits im Oberlausitzer Bergland an Mächtigkeit, um schließlich in Berlin als einer der großen Flüsse die Hauptstadt zu durchfließen. Doch gibt es nicht erst seit einer Studie des Umweltbundesamtes vom Juni vergangenen Jahres Sorge, dass das bald anders aussehen könnte.

Wassermenge: Millionen Kubikmeter Wasser fehlen langfristig Berlin

Denn die Spree ist vom Kohleausstieg massiv betroffen. 160 Millionen Kubikmeter Grubenwasser werden jedes Jahr aus den Braunkohle-Tagebauen der Lausitz abgepumpt und in die Spree eingeleitet. Wasser, das bereits in wenigen Jahren fehlen wird, wenn die Tagebaue geschlossen werden und das Abpumpen des Grundwassers verringert und schließlich ganz eingestellt wird. Auf natürliche Weise wird sich dann das Grundwasser auch von selbst wieder heben, aber das wird ganz langsam geschehen und Jahre brauchen.

In der Zwischenzeit aber, so erklärte die Studie, bestehe die Gefahr, dass die Spree in trockenen Monaten kaum noch Wasser führt. Das wiederum würde nicht nur den Spreewald bedrohen, sondern auch die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt. Befinden sich doch allein um den Müggelsee, durch den die Spree verläuft, rund 100 Brunnen, die für die Trinkwasserversorgung Berlins entscheidend sind.

Deswegen erklärten die Autoren der Studie, "müssen jährlich mindestens 60 Millionen Kubikmeter Wasser aus benachbarten Flussgebieten, vorzugsweise aus der Elbe, der Lausitzer Neiße und der Oder, in das Spreegebiet übergeleitet werden."

Favorisierte Lösung ist ein Tunnel von der Elbe zur Spree

Die favorisierte Lösung wäre ein Tunnel, der Elbwasser aus der Sächsischen Schweiz bis nach Bautzen transportiert und dort in die Spree einleitet. Doch damit nicht genug, wie ebenso in der Studie zu lesen ist: "Da die Wasserüberleitungen nur in Zeiten des Wasserüberschusses möglich sind, bilden sowohl der Speicherzubau und die Speicherertüchtigung als auch die vorgenannten Wasserüberleitungen ein untrennbares Maßnahmenbündel".

Nun wird der letzte Tagebau in der Lausitz erst Ende der 2030er Jahre geschlossen. Das mag noch lange hin sein. Doch allein Planung und Genehmigung werden viele Jahre kosten, der Bau der technischen Anlagen weitere.

Problem: Sachsen hätte die Kosten zu tragen

Darauf reagieren nun die betroffenen Länder Sachsen, Berlin und Brandenburg. Wie Staatssekretär Conrad Clemens gegenüber der SZ erklärt, werden sich die Regierungschefs Michael Kretschmer, Kai Wegner und Dietmar Woidke am 14. Juni in der sächsischen Landesvertretung treffen. Damit sollen die Verhandlungen über eine faire Lastenverteilung zwischen den Ländern starten, wie Clemens erläutert, der zur sächsischen Landtagswahl als CDU-Direktkandidat im Löbauer Wahlkreis antritt - in dem die drei Spree-Quellen liegen. Während Berlin und Brandenburg den größten Nutzen hätten, laufen die Kosten vor allem auf Sachsen zu. Wie da ein Ausgleich möglich ist, ist Kern der Gespräche. Doch damit nicht genug. Laut den Fachleuten des Umweltbundesamtes müssen bei einer Elbewasserüberleitung auch alle nationalen und internationalen Anrainer einbezogen werden, schließlich ist die Elbe beispielsweise für Tschechien ein wichtiger Schifffahrtsweg.

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Dabei hat auch Sachsen eigentlich keinen Grund, Wasser abzugeben. Denn die neuen Chip-Fabriken in Dresden benötigen Wasser, auch führte die Elbe im Sommer in den vergangenen Jahren Niedrigwasser. Doch eine Wassernotsituation in Berlin will niemand einfach so hinnehmen.

Nur die Spreequellen werden von alldem nicht beeinflusst sein und auch künftig mit ihrem Wasser dafür sorgen, dass die Spree sich überhaupt erst auf den Weg nach Berlin macht.