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Großenhain zelebriert die Landlust

Bei 26. Bauernmarkt tankten die Röderstädter am vergangenen Sonntag noch einmal Sonne, Unbeschwertheit und Hopfenerzeugnisse.

Von Manfred Müller
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Passend zum Bauernmarkt-Motto flechten Stella (l.) und Steffi von den Blatterslebener Lanz-Freunden Hopfendolden in ihre Erntekränze.
Passend zum Bauernmarkt-Motto flechten Stella (l.) und Steffi von den Blatterslebener Lanz-Freunden Hopfendolden in ihre Erntekränze. © Kristin Richter

Großenhain. Bier wird in Großenhain zwar nicht mehr gebraut, aber der Hopfenanbau hat es südlich der Röderstadt immerhin zu einer gewissen wirtschaftlichen Bedeutung gebracht. Deshalb wirkte das diesjährige Motto „Hopfen und Malz …“ beim Bauernmarkt nicht gänzlich verloren. Die Blatterslebener Lanz-Freunde, die unweit der Hopfenanlage beheimatet sind, waren auch gleich auf den Zug aufgesprungen und flochten Dolden und Blätter des Hanfgewächses in ihre Erntekränze. Die fidele Truppe hat sich der Erhaltung von ländlichen Bräuchen verschrieben und gehört schon zum Inventar des herbstlichen Markttreibens in der Großenhainer Innenstadt. Auf der Dresdner Straße stellen sie historische Landtechnik aus, führen traditionelle ländliche Arbeitstechniken vor und bereiten leckere kleine Imbissgerichte zu. Das bittere Hopfenaroma lädt zwar nicht gerade zum Verkosten ein, aber zusammen mit Salbei und Minze in einem Kräutersäckchen ergibt er einen akzeptablen Duftspender. Mit Malz hingegen wissen die Blatterslebener auch kulinarisch etwas anzufangen. Sie brauen daraus den berühmten „Muckefuck“, und den durften die Bauernmarktbesucher ausgiebig verkosten. Dazu gab es Fettbemmen oder auch Pellkartoffeln. „Schließlich muss ja einer den Städtern erklären, dass Kartoffeln auf dem Feld wachsen und nicht im Supermarkt“, sagt Lanz-Freundin Cosima Münch.

Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm wie hier auf der Hauptmarkt-Bühne machte den Bummel durch die Innenstadt zum Erlebnis.
Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm wie hier auf der Hauptmarkt-Bühne machte den Bummel durch die Innenstadt zum Erlebnis. © Kristin Richter

Der Bauernmarkt erlebte in diesem Jahr seine 26. Auflage, und die Innenstadt war vom Sonntagmorgen an rappelvoll. Es schien fast, als ob die Großenhainer vor dem Wintereinbruch noch einmal Freude und Unbeschwertheit tanken wollten. Historische Trecker bestaunen, Alpakas streicheln, Wachteleier kaufen und natürlich an einem der vielen Imbissstände richtig reinfuttern. Für die Kinder wurde am Neumarkt jede Menge Zerstreuung geboten: Ponyreiten, Riesentrampolin, Schminkstände, Kreativangebote. Öko-Clown Pan Panazeh führte vor, wie man eine marokkanische Sandrasselotter melkt. Am Hauptmarkt gab es in diesem Jahr eine kulturelle Novität zu bestaunen. Dort hatte Christian Kitzbichler alias Funkelfix das kleinste Kino der Welt aufgebaut – einen Campinganhänger, in den nicht mehr als zehn Besucher hineinpassten. Der Wehlener sammelt schon seit vielen Jahren Kurzfilme und lässt gern ein interessiertes Publikum an seinem Hobby teilhaben. „Ich frage die Leute vorher, ob sie einen lustigen, traurigen, spannenden oder langweiligen Streifen sehen wollen“, erklärt der Filmvorführer. Dazu wird dann Popcorn in verschiedenen Geschmacksrichtungen gereicht, und wenn sich Leute aus der engen Kabine zwängen, dürfen sie gern eine Spende dalassen. Funkelfix ist das Jahr über auf Volksfesten, Märkten und Musikfestivals unterwegs, aber man kann ihn auch für die Familienfeier zu Hause engagieren. Beim Großenhainer Bauernmarkt ist er zum ersten Mal dabei und avanciert gleich zur Attraktion für Jung und Alt.

Ebenfalls dicht umlagert ist der Verkaufsstand von Imker Fritz Woitaß. Der Zabeltitzer hat zwölf oder dreizehn verschiedene Honigsorten im Angebot – vom milden Robinienhonig über den kräftigen Heidehonig bis hin zum aromatischen Buchweizenhonig. Woitaß' Spezialität ist ein Honig mit Aroniabeeren, denen man Wunderdinge in Bezug auf die Gesundheit nachsagt. „Eigentlich gehen heute alle Sorten gut über den Ladentisch“, sagt der 73-Jährige. Die Preise seien zwar ringsum in die Höhe geschossen, aber er habe sich entschlossen, seine Erzeugnisse noch zum alten Preis anzubieten. Die sommerliche Trockenheit habe der Produktivität seiner Bienenvölker kaum Abbruch getan, erklärt das Imker-Urgestein.

Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Blasmusik, Chorgesang, Artistik und Line Dance hielt die Besucher in der Großenhainer Innenstadt bis zum Einbruch der Dunkelheit bei Laune.