Großenhain. Die Handballer der Röderstadt sind in diesen Tagen buchstäblich elektrisiert. Nicht nur, dass sie in ihren Punktspielen Woche für Woche gefordert sind. Angesichts der Auftritte der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft kochen die Emotionen drastisch hoch.
Tilo Hönicke, Handball-Urgestein aus Großenhain, hat eins der Schlüsselspiele live miterlebt. Am Sonnabend zählte er zu den rund 20.000 Zuschauern beim Hauptrundenspiel der Deutschen gegen Österreich in Köln. "Spiel grottenschlecht, aber Stimmung fantastisch", fasst er seine Eindrücke nach dem deutschen Ausgleich zum 22:22 in letzter Sekunde zusammen. In einem Video hat er die Momente aufgezeichnet, als die Nationalhymne gespielt und gesungen wurde. Hönicke erlebte zugleich den tausendfachen Glückwunsch für Handball-Legende Joachim Deckarm zu dessen 70. Geburtstag. "Wenn du so was mitgemacht hast, fühlst du nur eins: Gänsehaut", beschreibt Tilo Hönicke seine Emotionen.
Gleich drei Spiele am Stück verfolgte er, auch Enkel Mika war dabei. Von weiteren Großenhainer Handballern wisse er, dass sie ebenfalls in der ausverkauften Halle waren. Dort habe eine super Atmosphäre geherrscht. Unter den Fans der einzelnen Nationen habe ein großartiges Familienklima geherrscht, so wie man es sich immer und überall wünschte.
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Auch Steffen Hubrich, Nachwuchstrainer beim Handballclub Großenhain, hat zwei Live-Spiele der EM, allerdings ohne deutsche Beteiligung erlebt - gemeinsam mit Trainerkollegen des Vereins. Und auch er schwärmt von der tollen Atmosphäre, die sich auch bereits auf den heimischen Verein niederschlägt. "Unsere Trainersitzung am Montag haben wir überpünktlich beendet, damit alle rechtzeitig zum Spiel gegen Ungarn vor dem Bildschirm sitzen konnten", so Steffen Hubrig. Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft hofft nicht nur er, dass gegen Kroatien am Mittwoch nachgelegt und damit das Halbfinale erreicht wird.
Unter Kollegen und Schülern hat der Berufsschullehrer derweil ein wachsendes Interesse am Handballsport ausgemacht. "Manche haben mich plötzlich gefragt, warum da hin und wieder ein siebenter Feldspieler auf dem Parkett steht ..." Beim Training des HCG-Nachwuchses wiederum seien mehrere Deutschland-Trikots zu sehen, werden untereinander Spiele getippt. "Einen kleinen Handball-Boom kann man schon jetzt feststellen", so Steffen Hubrich.
Der könnte bei einem Finaleinzug der deutschen Handballer noch größer werden. Für diesen Fall ist es denkbar, dass der HCG zum Public-Viewing in die Rödertalhalle einlädt. So wie 2007. Da wurde Deutschland zu Hause Weltmeister.