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CDU schickt Sebastian Fischer in den Landtags-Wahlkampf

Unter vier Bewerbern setzte sich der Abgeordnete in Großenhain klar durch. Doch nur 52 von 189 Stimmberechtigten waren dabei.

Von Kathrin Krüger
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Sebastian Fischer erreichte bei der Nominierung in der Großenhainer Mückenschänke die absolute Mehrheit. Rechts Versammlungsleiterin Daniela Kuge.
Sebastian Fischer erreichte bei der Nominierung in der Großenhainer Mückenschänke die absolute Mehrheit. Rechts Versammlungsleiterin Daniela Kuge. © Daniel Schäfer

Großenhain. Auf ein Duell zwischen Vivian Bogedain und Sebastian Fischer waren alle eingestellt bei der Wahlkreisversammlung in der Großenhainer Mückenschänke am Freitagabend. Es galt, den CDU-Bewerber für die Landtagswahl am 1. September im Wahlkreis 37 (Meißen 2) zu bestimmen. Doch letztlich stellten sich auch Jan Bartels aus Dresden und Ulrich Tittmann aus Priestewitz zur Abstimmung. Von 189 Stimmberechtigten aus dem Kreisverband nahmen aber nur 52 CDU-Mitglieder an dem wichtigen Wahlabend teil. Unter anderem ehemalige politische Schwergewichte wie Horst Rasch, Hans-Dirk Bierling, Rainer Kutschke und die heutige stellvertretende Landrätin Janet Putz.

Allen war klar, dass im nächsten Jahr sehr viel auf dem Spiel steht. „Nach der Nominierung gehts erst richtig los“, so Johannes Fiolka vom Großenhainer CDU-Stadtverband. Dessen sind sich auch die vier Bewerber bewusst. Jan Bartels (45) ist Geschäftsführer von zwei Ingenieurbüros für Sanierungen, er baut Tiny-Häuser, sieht sich selbst als umtriebig und fleißig. Jüngst initiierte er in Nünchritz eine Infoveranstaltung zur Gründung von Schülerfirmen. In seiner Vorstellung, bei der er sich allerdings etwas verhaspelte, nannte er drei Ansprüche an sich: die Parteibasis breiter aufstellen, die Finanzierung für laufende Staatsausgaben sichern und politische Beschlüsse besser vermitteln.

Hand aufs Herz bei der Kandidatenwahl (v.l.): Ulrich Tittmann, Jan Bartels, Vivien Bogedain und Sebastian Fischer beantworten die Fragen der Mitglieder.
Hand aufs Herz bei der Kandidatenwahl (v.l.): Ulrich Tittmann, Jan Bartels, Vivien Bogedain und Sebastian Fischer beantworten die Fragen der Mitglieder. © Daniel Schäfer

Vivian Bogedain (36) aus Lampertswalde arbeitet seit mehr als zwölf Jahren in der Landesverwaltung, in zwei Ministerien. Die Mutter von drei Kindern, die mit einem Banker verheiratet ist, wie sie unterstrich, will sich vor allem für Familienpolitik und Finanzen einsetzen. Sie habe mit allen Bürgermeistern und dem Landrat gesprochen, sei Mitglied in der Mittelstandsvereinigung. Sie wolle Vertrauen in die CDU zurückgewinnen und den Landkreis „wieder in die vertrauensvollen Hände der Partei“ zurückbringen. „Ich werde ab 2024 meine Arbeitszeit reduzieren und mich im Sommer ganz dem Wahlkampf widmen“, warb Bogedain.

Rentner Ulrich Tittmann (73) gab erst in der Sitzung seine Kandidatur bekannt. Der gelernte Physiker mit juristischer Ausbildung war mal im CDU-Kreisvorstand und Landesverband aktiv, sagt er. Als kritischer Zeitgenosse will er den Mittelstand besonders unterstützen. Sebastian Fischer, der an dem Tag seinen 42. Geburtstag feierte, ist „sein halbes Leben“ in der CDU. Seit 2007 ist er Handwerksmeister, bereits seit 2009 mit Unterbrechungen im Landtag, im März will er sein Studium der russischen Sprache abschließen. Obwohl er selbst in dieser Verantwortung steht, sieht er den Wahlkreis im Landtag „derzeit schlecht vertreten“. Er wolle künftig ohne die Grünen in Sachsen regieren, sagte er als Vorsitzender des Landesfachausschusses Umwelt und Energie. Fischer, der im Vorab schon von den CDU-Stadtverbänden Großenhain und Gröditz und der Jungen Union im Kreis öffentlich favorisiert wurde, will sich für fairen Ausgleich zwischen Stadt und Land einsetzen.

Bevor die Mitglieder ihre Stimme abgaben, unterzogen sie die vier Kandidaten einem Fragen-Kreuzfeuer. Wie werden sie im Landtag der AfD begegnen? Wie wollen sie Abhilfe für die Alltagsprobleme der Menschen schaffen? Wie setzen sich die Kandidaten für das Großenhainer Industriegebiet Flugplatz ein? Was haben sie eigentlich die letzten fünf Jahre für die CDU getan? Konnten sie neue Mitglieder gewinnen? Wie wollen sie mehr Gelder in den Landkreis holen? Welche Ortsverbände stehen hinter den Bewerbern und wie wollen sie den Wahlkampf, der schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Euro kosten wird, finanzieren? Die Fragenden interessierten sich auch dafür, wie die Bewerber die Jugend für die CDU begeistern, wie sie die regionale Wirtschaft und vor allem den Mittelstand stärken wollen. Erwartungsgemäß waren bei den Antworten auch zahlreiche Allgemeinplätze zu hören.

Am meisten trauen die CDUler dennoch Sebastian Fischer zu, es wieder in den Landtag zu schaffen. Er erhielt 32 Stimmen, Vivian Bogedain 16, Jan Bartels drei und Ulrich Tittmann eine. „Ich bin natürlich enttäuscht, aber ich werde jetzt für den Gemeinderat und den Kreistag kandidieren“, gab sich die Lampertswalderin geschlagen. Sie drücke nun Sebastian Fischer für die Landtagswahl die Daumen.