Bauda. Sie sind Jäger und Sammler im wahrsten Sinne des Wortes. Kathrin und Volker Klaes aus Bauda gehen zur Jagd und sammeln alte Sachen: Möbel, Antiquitäten, Einrichtungsgegenstände, vor allem alte Werkzeuge und Technik. Die Bärnsdorfer suchten ein Lager für die zu Hause überquellende Garage. Und fanden es in Bauda, einem Großenhainer Ortsteil, in einem verlassenen ehemaligen Fuhrbetrieb. Zu DDR-Zeiten war die Halle die Traktorenwerkstatt der LPG. Um das noch zu erkennen, muss man aber genau hinsehen.
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"Als wir 2016 hierherkamen, war alles kahl und Grau in Grau", erinnert sich Kathrin Klaes. Sie wollte anfangs nicht hierher. Doch das Grundstück mit 5.000 Quadratmetern Land und 100 Quadratmetern Nutzfläche war ideal, und so kauften es die Bärnsdorfer. Vor Corona schauten die Damenmaßschneiderin und der Elektroingenieur nur etwa zweimal die Woche vorbei. Dann wurde es öfter. Mittlerweile ist das bunte Haus von Bauda zum Sommerdomizil des Paares geworden, und beide wollen mit Hündin Dana, einem Münsterländer Jagdhund, auch offiziell hierher umziehen.
Geübt im Jagdhornblasen
Denn aus dem Lager ist längst ein außergewöhnliches Wohnhaus geworden. "Die bunten Farben an der Fassade sollen uns an Burano erinnern", sagt Kathrin Klaes. Rot, gelb, grün, orange leuchten sie schon von Weitem. Die begabte 57-Jährige hat die Außenwände eigenhändig so gestrichen, wie das Paar es von der italienischen Urlaubsinsel Burano bei Venedig kennt. Dort sehen die Häuser auch so aus. Die Betonvorplatten der Halle wurden von ihr kurzerhand mit ansprechenderem Kies bedeckt. Rasenflächen und ein Gemüsegarten entstanden.
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Aus dem Staunen kommt aber nicht mehr heraus, wer ins Gebäude hineingeht. Die einstigen Büro- und Aufenthaltsräume sind geschmackvoll wohnlich eingerichtet. Im Landhausstil mit dezenten Farben und jagdlicher Dekoration. Eine rustikale Küche, Gästezimmer und Badbereiche wechseln sich mit den privaten Räumen von Kathrin und Volker Klaes ab. "Das ist das Prinzenzimmer", zeigen die Baudaer und erzählen, dass ein Prinz von Sachsen aus Moritzburg hier gern übernachtet. Auch Meißens Oberbürgermeister zählt zum großen Freundeskreis. Er hat ausgesonderte Ratszimmermöbel an die Baudaer abgegeben, die nun hier noch nützlich sind.
Die eigentliche Werkstatthalle haben Kathrin und Volker Klaes zu einer erstaunlichen Partylocation ausgestaltet. Gemütlichkeit und Originalität, wohin man schaut. Ihre vielen Antiquitäten und Stilmöbel finden hier Platz, aber auch eigene Gemälde und Musikinstrumente. Die Baudaer holen auf einmal zwei Parforcehörner hervor und fangen gemeinsam an zu blasen. "Als Jäger üben wir auch bei den original Gellertberger Jagdhornbläsern", erzählt Volker Klaes. Er selbst ist Vorsitzender des Dresdner Jagdverbandes. In der Halle zeigt er noch die gut versteckte alte Lkw-Reparaturgrube.
"Könnt ihr das nicht gebrauchen?"
Hier in diesem großzügigen Raum haben die Baudaer oft Gäste. Vor zwei Jahren fand sogar ein Opernabend statt. Man erblickt eine vollständig ausgestattete Pizza-Einrichtung, die Baudaer kochen auch sehr gern. In einer anderen Ecke steht das Weinregal. Für gesellige Feste ist alles eingerichtet. "Ich wundere mich, wenn mal niemand da ist", meint Kathrin Klaes. Sie ist noch bekannt als frühere Inhaberin des Braut- und Ballmodegeschäftes "Trau dich" am Dresdner Altmarkt. "Seit meinem 26. Lebensjahr bin ich Schneidermeisterin, war erst in Seerhausen, dann in Riesa und dann in Dresden", erzählt sie. Als sie ihr Geschäft aus Konkurrenzgründen verkaufte, zog sie mit ihrer Ideenwerkstatt Nähkonzept nach Bauda, wo ihr Gewerbe angemeldet ist.
Die Schneiderei befindet sich neben der Scheune. Hier fertigt Kathrin Klaes Änderungen, Auftragsarbeiten und Kinderurnen-Mäntelchen für die Naturruhe Friedewald an. Nebenan erstreckt sich ein großes Trödellager. An die Partyhalle grenzen die Töpferei und die Schmiede an - beides Hobbys von Kathrin bzw. Volker Klaes. "Ich wollte eigentlich mal Töpferin werden", bekennt die gebürtige Riesaerin. Überall liebevolle Details und auch hier Blickfänge wie Kunstgegenstände und seltene alte Werkzeuge, so eine alte Papierschneidemaschine.
"Die Leute fragen uns immer: Könnt ihr das nicht gebrauchen?" schmunzelt Volker Klaes. Er möchte eine Sammlung aufbauen von 100 Dingen, die keiner mehr kennt. In seiner Schmiede und Holzwerkstatt ist alles voll von Hämmern, Eisen und ausrangierter Technik. Rostbraun ist die vorherrschende Farbe. Doch vieles wird gebraucht. Volker Klaes gibt Schmiedekurse und stellt sich hier selbst Jagdmesser und anderes her. Sein Reich ist ein kleines Museum. So wie das ganze bunte Haus von Bauda.